RSM – NAVC Rundstreckenmeisterschaft, 2. Veranstaltung Nürburgring Müllenbachsch
Datum: Mittwoch, 21.Mai. @ 12:51:22 CEST
Thema: Motorsport: Rundstrecke


Der Nürburgring, Deutschlands älteste Rennstrecke, einmal mehr Schauplatz für eine Rundstreckenmeisterschaft, die in letzter Zeit einen wahren Boom erlebt. Die Deutsche Amateur-Rundstreckenmeisterschaft oder kurz RSM. Eine Serie für Enthusiasten, für Menschen mit Benzin im Blut, die ihrem geliebten Hobby so Manches unterordnen. Und nichtsdestotrotz eine Meisterschaft, in der bei aller Kollegialität hart um Punkte gekämpft wird.


Der Rundstreckentross hatte sicherlich mit einer typischeren Witterung gerechnet. In der Eifel kommt der Regen schließlich von der Seite. Doch es kam ganz anders. Strahlender Sonnenschein empfing die Teilnehmer am Veranstaltungstag im Fahrerlager der Müllenbachschleife zum frühjährlichen Traditionsevent der RSM. Der Veranstalter MSC Westpfalz hatte gerufen und der Aufforderung, die mit viel Herzblut und Passion vorbereiteten Fahrzeuge aufzuladen waren fast achtzig Fahrer gefolgt. Volles Haus und Organisationstalent beim Einrichten des Fahrerlagers waren also angesagt.
Für jeden war ein Platz vorhanden und wenn es eng wurde, konnte man darauf zählen, dass der Platznachbar gerne ein wenig zusammenrückt.
Pünktlich um 08:30 Uhr wurden die Fahrer über den Ablauf im Rahmen der Fahrerbesprechung informiert. Dem riesigen Ansturm wurde mit der Aufteilung des Feldes in vier Startergruppen Rechnung getragen. Doch bereits vor dem regulären Start wurde klar, dass es zwei Teilnehmer nicht an die Rennstrecke geschafft hatten, weshalb in Summe 75 Fahrer an den Start gingen.

Turn 1: Klasse 2, 3 (16 Starter)
In den beiden Serienklassen 2 (bis 125 PS) und 3 (bis 160 PS) sicherte sich das Team Gürtzgen/Gürtzgen souverän die beste Startposition zum ersten Lauf. Obwohl sich der schärfste Verfolger Wolfgang Hermann im Renault 5 Turbo bei Freigabe des Rennens nach vorne schieben konnte, erkämpfte sich das Team aus Ehringhausen die Führung zurück und der BMW 318Ti überquerte auch als erstes Fahrzeug die Ziellinie. Mit sichtbarem Abstand komplettierten Hermann und das Team Wiencke/Wiencke (BMW 318is) das Podium im ersten Lauf. In Klasse zwei konnte sich Ralf Rogge im Peugeot 106 vor dem Honda CRX des Teams Jäger/Zimmermann durchsetzen und endlich wieder einen souveränen Laufsieg nach Hause fahren. Rogge wiederholte die starke Vorstellung im zweiten Rennen und fuhr damit zum glasklaren Klassensieg in Klasse 2.
Nachdem das Team Gürtzgen/Gürtzgen noch im ersten Lauf jubeln durfte, wendete sich das Blatt beim zweiten Start. Wolfgang Hermann kreuzte als erster Pilot die Ziellinie während der markeninterne Wettstreit der beiden 318er BMWs zu Gunsten des 318is von Wiencke/Wiencke mit dem äußerst knappen Abstand von nicht einmal zwei Zehntelsekunden entschieden wurde. Damit lautete das Ergebnis der jeweils ersten drei Platzierten in den Klassen:

Klasse 2: 1. Rogge, 2. Jäger Zimmermann 3. Galjatz/Schneider
Klasse 3: 1. Hermann, 2. Gürtzgen/Gürtzgen, 3. Wiencke/Wiencke
 
Turn 2: Klasse 4+5, 7 (16 Starter)
Die beiden großen Serienklassen wurden zusammengelegt, da Peter Fecht mit seinem VW Golf GTI ED30 zwar in Klasse 5 genannt hatte und somit drei Starter diese „voll gemacht“ hätten, allerdings wurde er nach dem freien Training in die verbesserte Klasse 10 umgestuft wurde. Teile der Modifikationen am Golf waren aktuell nicht mit dem Geist des Reglements zu vereinbaren. Somit hieß es mehr Konkurrenz für den Mann, der als Favorit in den zweiten Turn startete. Paul Walczok im Porsche 996 Turbo belegte denn auch die Poleposition und konnte sich über beide Läufe die Konkurrenz deutlich vom Leibe halten. Die logische Konsequenz: zwei Lauf- und Klassensiege.
Dahinter hatten sich die verbliebenen Klasse 4- und 7-Fahrzeuge bunt gemischt (der zweite Klasse 5-Fahrer Michael Leopold musste den neuaufgebauten BMW M3 bereits im freien Training mit technischem Defekt abstellen). Bester Mann in Klasse 7 war Rolf Burs im „Rucksack-Polo“, er konnte auch Jürgen Sander (VW Polo) abhängen und kassierte beide Laufsiege. Ebenfalls sehr stark unterwegs in „der Sieben“: Mirjam Jüttner, die sowohl im Zeittraining als auch in beiden Läufen in der Klasse mit jeweils dritten Plätzen auch in der Tageswertung aufs Podium fuhr.
Nachdem Walczok enteilt war konnten ihm im ersten Lauf noch einigermaßen Thomas Koch im BMW 325i und Andreas Vielgut im eine Generation jüngeren 2,5-Liter Dreier folgen. Der zweite Lauf entschied schließlich über die beiden restlichen Podestplätze neben Porsche-Fahrer Walczok. Andreas Vongries ließ nichts anbrennen und bestätigte mit einem weiteren zweiten Platz im von Thomas Koch übernommenen schwarz-gelben BMW den zweiten Pokalrang, dahinter Jannis Bernd im Mercedes 190E.

Ergebnisse der jeweils ersten drei Platzierten nach Klassen:
Klasse 4+5: 1. Walczok, 2. Koch/Vongries, 3. Bernd
Klasse 7: 1. Burs, 2. Sander, 3. Jüttner
 
Turn 3: Klasse 8, 9 (20 Starter)

In der 1,6-Liter-Klasse der verbesserten Tourenwagen setzte Jörg Symanzick mit seinem VW Jetta im Training die Bestmarke. Um fast eine Sekunde konnte er die schnellste Runde von Jan Schwitter (Honda Civic) unterbieten. Allerdings konnte Symanzick die gute Trainingsleistung nicht in einen Erfolg in den beiden Rennläufen umsetzen. Im ersten Lauf noch Dritter in Klasse 8, musste er im zweiten Rennen bereits nach vier Umläufen den Jetta abstellen. Somit freie Fahrt für Schwitter, der im Civic zwei Mal die Klasse für sich entscheiden konnte. Platz zwei ging an Heiko Winterhagen, das Podest komplettierte das Team Wendt/Westerfeldhaus (jeweils VW Golf).
Die einmal mehr am stärksten besetzte Klasse 9 bis 2 Liter Hubraum (16 Starter) wurde von einem Zweikampf zwischen Markus Bohn (dieses Jahr wieder im Opel Manta) und Günter Stubenrauch im pfeilschnellen VW Scirocco dominiert. Unangefochten zogen beide dem Gesamtfeld davon, wobei Stubenrauch zwar am Manta dranbleiben konnte, aber nicht vorbeikam. Thomas Krüger (Honda Civic) kam dahinter auf Platz 3.

Ergebnisse der jeweils ersten drei Platzierten nach Klassen:
Klasse 8: 1. Schwitter, 2. Winterhagen, 3. Wendt/Westerfeldhaus
Klasse 9: 1. Bohn, 2. Stubenrauch, 3. Krüger
 
Turn 4: Klasse 10, 11, 12 (23 Starter)

Das größte Starterfeld der vier Turns sorgte für viel Abwechslung und bot gegen Ende Stoff für hitzige Diskussionen. Die Klasse 10 war ein Kopf an Kopf-Rennen zwischen Georg Bauer im Seat Leon und Stefan Ociepka im BMW M3 E30. Ociepka bewies, dass sich der „erfolgreichste Renntourenwagen der Welt“ auch über zwei Jahrzehnte nach Produktionsende auf der Strecke vor wenigen Gegnern fürchten muss und jagte Bauer gnadenlos. Nach 15 Umläufen musste er sich in beiden Heats um rund zwei Sekunden geschlagen geben. Auf die Runde ein Wimpernschlag. Starke Leistung auch von Bertram Schalk, der den Alfa 147 auf dem dritten Platz ins Ziel brachte. Die Königsklasse der Tourenwagen kennt seit vielen Rennen auch saisonübergreifend nur einen Sieger: „Franz Schleicher“ (Porsche GT3, in der letzten Saison noch nicht undercover unterwegs). Walter Forster wollte mit seinem M3 diese Serie beenden. Zwei Zehntel fehlten Forster zur Pole, die sich Schleicher doch sichern konnte. Im ersten Lauf trennten den Porsche und den BMW lediglich sieben Zehntel beim Zieleinlauf, im zweiten Durchlauf fiel der Abstand dagegen deutlicher aus, ohne dass sich die Positionen geändert hätten. Frank Nöhring durfte trotz einer Kollision mit Klaus Fischers Klasse 12-Seka in Rennen 2 den dritten Gesamtrang in Klasse 11 feiern. Fischer konnte trotz ramponierter Front das Rennen beenden und die Punkte für Platz drei mit nach Hause nehmen. Der Klassensieg in der Eigenbauklasse ging an Volker Heinke im Radical vor Oliver Firzlaff (Donkervoort).

Ergebnisse der jeweils ersten drei Platzierten nach Klassen:
Klasse 10: 1. Bauer, 2. Ociepka, 3. Schalk
Klasse 11: 1. Schleicher, 2. Forster, 3. Nöhring
Klasse 12: 1. Heinke, 2. Firzlaff, 3. Fischer
 
Bevor die Siegerehrung den Abschluss einer rundum erfolgreichen Veranstaltung bildete, stand traditionell das Jugendfahren auf dem Programm. Der mit äußerster Disziplin eingehaltene Durchlaufplan ermöglichte es trotz vier Startergruppen, der Nachwuchsförderung ausreichend Zeit einzuräumen. Und dass die kommenden Generationen im Breitensport auf dem besten Weg sind,
unterstrich das Gerücht, die Jugend sei derart flott unterwegs, dass es manch altem Hasen auf dem obligatorischen Beifahrersitz schwer fiel, das Mittagessen vollständig bei sich zu behalten.
Was lässt sich von dieser Veranstaltung in der Eifel noch mitnehmen?
Der NAVC und der MSC Westpfalz verzeichnen auch dieses Jahr steigende Starterzahlen. Wartelisten sind mehr die Regel als die Ausnahme für den, der sich ins Getümmel stürzen will. In dieser Rennserie findet man vielleicht keine Glaspaläste und VIP-Caterings im Fahrerlager. Dafür aber das, was den Motorsport ausmacht; nämlich offener Zugang zu Fahrzeugen und Fahrern. Vor allem aber eines, das vielen anderen Serien abhanden gekommen ist: Rennatmosphäre weit ab vom Spektakel eines Volksfestes.
Wie sehr man sich dem Geiste des Breitensports verpflichtet fühlt, zeigt die folgende Geste. Durch die hohen Starterzahlen wurde jedem Teilnehmer ein Teil des Nenngeldes vorort erstattet. Wo erlebt man sonst so etwas?
 
Jannis Bernd
(MSC Westpfalz)






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