Österreich-Italien im September 2014

Von Lothar und Gerda Göhler


Sonntag 7. September
Bei herrlichem Spätsommerwetter starten wir um 12.30 Uhr an der Shell-Tankstelle in Rosenberg
mit unserem Malibu-Campingbus zum traditionellen Herbsturlaub in den Süden. 
An der Autobahnauffahrt schockte uns allerdings schon mal ein eben passierter Unfall mit drei Fahrzeugen. Zum Glück kamen wir zwei Minuten zu spät, es hatten schon andere Wagen angehalten und wir konnten uns zwischen den Fahrzeugteilen durchmogeln. Nach einer Stunde erreichten wir die erste Autobahnraststätte in Mittelfranken und wir legten eine kurze Mittagsvesper ein. Danach rollten wir mit vielen anderen Fahrzeugen über das Feuchtwangener Kreuz, Memmingen, Kempten bis zur Ausfahrt Oy-Mittelberg um dann weiter über Landstraßen unseren Campinghafen in Wertach am Grüntensee anzulaufen. Der Platz "Waldesruh" hatte noch für 20,50 € eine schöne Ecke für uns frei. Wir hatten etwa 330 Kilometer zurückgelegt. Es war schon 17 Uhr und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zum Alpen-Gasthof "Hirsch" im Ortskern von Wertach. Wir hatten die richtige Wahl getroffen und wurden in der urigen Wirtsstube mit Allgäuer Schnitzel-Spezialitäten (Käse-Tomaten-Meerrettich) verwöhnt. 

Montag 8. September
Nach dem Frühstück reisen wir weiter. Am Grüntensee entlang bis Nesselwang. Hier geht es mit der Seilbahn zur Alpspitze. Die Alpspitze ist ein 2628 m hoher Berg im Wettersteingebirge. Bis zur Mittelstation hatten wir eine Kellnerin von der Edelweißhütte mit in der Kabine und  haben erfahren, dass es von der Bergstation bergab der bessere Weg zur Kappeler Alm ist. Wir haben es probiert aber ohne Bergschuhe und Stöcke sind wir nur bis zum steilen Schotterabstieg gegangen und dann wieder umgekehrt. Unterhalb des Gipfels gab es eine alpine Lodge, wo wir bei grandioser Aussicht auf die vielen Gipfel prima Allgäuer Käsespätzle gegessen haben. Eine Attraktion ist hier oben auch der AlpspitzKICK. Dabei wird man mit Gurtzeug und Helm versehen und in eine Seilrolle eingehängt. Dann geht es an einem Seil hängend mit bis zu 130 km/h und einem Bodenabstand von 60m durch den Bergwald zur Talstation. Wir bevorzugen lieber die Kabinenbahn und kamen sicher wieder von der Alpspitze runter. Jetzt befuhren wir die enge kurvenreiche Strecke nach Grän in das uns bekannte Tannheimer Tal. Auf der B 199 bis Weißenbach am Lech und dann weiter auf der 198 bis Warth. Nun ging es über die Lechtaleralpen in die bekannten Skigebiete wie Lech am Arlberg, Zürs und über den Flexenpass mit 1773 m. In Stuben mündeten wir auf die Straße nach Bludenz ein und wir mussten uns 35 Kilometer neben der Autobahn durchschlängeln, weil es nirgends eine Vignetten-Verkaufsstelle gab. Endlich fanden wir in Bludenz eine Shell-Tankstelle wo wir Diesel und ein Piggerl bekamen. Das letzte Stück auf der Autobahn bis Nenzing war dann nur noch ein Klacks und selbst die sehr schmale Straße bergauf zum heißersehnten Ziel "Alpencamping Nenzing" haben wir problemlos geschafft. Als Belohnung für die etwas anstrengende Fahrt haben wir jetzt einen Super Stellplatz mit dem herrlichen Panorama "Nenzinger Himmel". 

Dienstag 9. September
Morgensonne, frische Semmel und ein kurzes Gewitter am Vormittag. Um 12.30 Uhr gibt es serbische Bohnensuppe, Mittagsschlaf und schwimmen im Platzeigenen Hallenbad. Am Nachmittag hat es öfters mal geregnet und es wurde ein Malibutag mit Fernsehen und Kreuzworträtsel. Uns gegenüber hat sich eine Holländer-Familie angesiedelt mit drei hübschen Buben, die sich bereits mit anderen Kindern vergnügen, spielen und Rad fahren.

Mittwoch 10. September
Leicht bewölkt und sonnig. Unsere Nachbarn aus Konstanz reisen ab. Die junge Frau erzählte uns von ihren Verwandten Gebhard aus Sulzbach-Rosenberg. Wir sagten ihr, dass wir sie kennen und die sogar Mitglied im NAVC sind. Wir verbrachten anschließend den Vormittag wieder im hochmodernen Hallenbad mit Ruhezone, Einschwimmkanal in das beheizte Außenbecken, Massagedüsen und Ausblick auf die Alpen im schönen Vorarlberg. Zum Mittag gab es heute im Vier-Sterne-Restaurant Malibu - Geschnetzeltes mit Reis und Weltenburger Kloster Pils - da gab es nichts zu meckern. 

Donnerstag 11. September
Nachdem wir für drei Nächte den stolzen Preis von 96,73 Euro  (einschließlich 4,50 € Zuschlag für Kurzaufenthalt) entrichtet hatten, zogen wir weiter gen Süden. Durch den Arlbergtunnel, der mit 14 Kilometer Länge der längste Straßentunnel Österreichs ist, kamen noch viele andere Tunnel, die jeweils beim Ausfahren Regen oder Sonne brachten. Um die Mittagszeit kommen wir in Mils bei Imst zur Raststätte "Trofana Tyrol". Ein super Gastronomiebetrieb der keine Wünsche offen lässt. Da gibt es einen glasüberdachte Marktplatz mit Marktrestaurant, mit Stuben und Dorfladen. Wir kaufen uns zwei dick belegte Sandwichs und stärken uns für die Weiterfahrt. Wir fahren über die Autobahn nach Innsbruck und zum Brenner hoch. Um den Malibu noch mal zu tränken, fahren wir das letzte Stück auf den Brenner-Bundesstraße zu einer Shell-Tankstelle, denn in Italien ist der Diesel um 20 Cent teurer. Auf der Brennerpasshöhe fahren wir wieder auf die Autobahn und es ging hinunter nach Südtirol. Mit sturen, höchsterlaubten 130 km/h kamen wir gegen 16.30 Uhr zur Ausfahrt Auer-Neuenmarkt-Kaltern. Hier war einiges los. Die Apfelernte ist in vollem Gange und die kleinen Bulldogs mit den großen Obstkisten blockierten die Straße. Beim Camping St. Josef am See haben wir gerade noch einen Stellplatz zum Preis von 29,30 € für eine Nacht bekommen. Eine halbe Stunde später sind wir schon unterwegs zum Buschenschank "Winkl-Keller", gerade noch rechtzeitig um an einem der massiven Tische zwei Plätze zu bekommen. Das urige Gewölbe war dicht gefüllt mit Urlaubern, die laufend vom Chef und seiner tüchtigen Bedienung mit Eigenbau-Wein und deftigen Käse-Schinkenbrettern versorgt wurde. Wir bestellten uns zwei Bauerntoast (aus Roggenbrot, Schinken, Knoblauch und mit Bergkäse überbacken). Dazu sechs Viertel Rotwein!! zwei Flaschen Mineralwasser und einen Grappa-Eigenbau für insgesamt 28 €. Ein vergnügter Abend mit fröhlichen Tischnachbarn .

Freitag 12. September
Unsere Tagesetappe führte uns heute über die Autobahn durch die Region Trient nach Venetien. Bei der Ausfahrt Lago die Garda zweigten wir auf die Bundestrasse ab und kamen nach insgesamt 160 Kilometer über Peschiera und Bardolino in Lazise an. Dank Navi waren wir auf dem richtigen Weg zum "Camping Kommunale" direkt am See, wobei wir in einer Abkürzungs-Nebenstraße eine neu installierte Radarfalle begutachten konnten. Es fand sich gerade noch ein schattiges Plätzchen - es ist schwülwarm so kurz vor 11.30 Uhr. Gegen 15 Uhr machen wir einen Spaziergang durch die nur wenige hundert Meter entfernte Altstadt von Lazise. Wir setzen uns an der Strandpromenade in eine kleine Bar zu einem leckeren Vanille-Frappee. Am Abend besuchen wir auf Empfehlung der netten Damen in der Rezeption ein hübsches Restaurant nur wenige Meter rechts vom Campingplatz. Der Himmel hatte sich mit dunklen Wolken bezogen als wir auf der überdachten Terrasse einen Tisch mit Ausblick auf den See bekommen. Eine Pizza Thunfisch und eine Capriziosa, dazu den passenden Rosso-Casa-Vino und Aqua Minerale - Salute Italia! Mit Regenschirmen bewaffnet hatten wir auch den kurzen Heimweg hinter uns gebracht. 

Samstag 13. September.
8.30 Uhr - Sonnenschein-Urlaubslaune. Wir holen uns beim nahe liegenden "Paneficio" frische, krachende Panini und Ciabatta. Der gut beleibte Chef bediente uns persönlich und kassierte für die große Tüte Weißbrot 2,20 €, das ist doch sozial. Das ausgiebige Frühstück und die Berichterstattung zogen sich hin bis 13 Uhr und nun gehen wir auf Erkundungstour. An der Hafenpromenade gönnen wir uns zwei leckere Eisbecher und lassen dafür das Mittagessen ausfallen. Danach bummeln wir durch die kleinen Gässchen, halten eine kurze Andacht in der großen Chiesa und lesen dann auf Plakaten, dass um 17 Uhr auf der Piazza ein Dixi-Konzert mit einem berühmten russischen Posaunisten und Stardirigenten stattfindet. Dazu brauchten wir aber vorher noch eine kurze Erholungspause im Hotel Malibu. Wir waren rechtzeitig wieder zur Stelle, bekamen zwei günstige Plätze in einer Cafeteria und zwei Aperol-Spritz. Die Band war wirklich Klasse und auch das Publikum war interessant, eine schöne Abwechslung. An der Uferpromenade konnten wir beim Nachhauseweg einen wunderschönen Sonnenuntergang sehen und um uns viele begeisterte Urlauber, die fotografierten bis der letzte Strahl weg war. Dann erlebten wir mehrere Brautpaare mit Gefolge, davon eine Hochzeit mit großer Feier und Sektempfang (ich konnte Lothar gerade noch abhalten, sich dabei mit anzustellen) im großen Dogenpalast von Lazise. Zeitgleich legten zwei Luxus-Yachten in dem kleinen Hafenbecken an und ein Hauch von Saint Tropez schwebte darüber.

Sonntag 14.September.
Wir hatten 200 Kilometer zur Adria vor uns, deshalb sind wir kurz nach neun Uhr bereits auf dem Highway um gegen elf Uhr unseren Zielhafen Jesolo zu erreichen. Es hat prima geklappt, die Autobahn bis Venedig war ziemlich leer, weil auch in Italien am Sonntag keine Lastzüge fahren.
Bei der Autobahnausfahrt Meolo war eine neue automatische Zahlstelle eingerichtet. 
Die funktioniert also so: Beim heranfahren an die Zahlstelle sagt eine Stimme auf Italienisch etwas. Dann muss man das Ticket in einen der vielen Schlitze stecken. Es gibt nämlich außer dem Bargeldschlitz auch welche für die verschiedenen Kreditkarten. Dann ertönt wieder eine Stimme mit der Summe, und es zeigt gleichzeitig auf einem Bildschirm den Betrag an. Wenn die Sonne darauf scheint, sieht man aber nichts. Dann klappt ein Trichter für das Kleingeld auf und in einen anderen Schlitz muss man den Geldschein einschieben. Das Wechselgeld kommt dann in einem anderen Behälter wieder raus. Dann bedankt sich die Stimme und wünscht "arrivederci".
An der Rezeption des Campingplatzes in Jesolo hat sich nichts geändert. Wir hatten Glück und bekamen wieder den Stellplatz Q 4 wie im letzten Jahr. Es sind noch viel Urlauber da, vor allem mit Kleinkindern. Das Wetter ist bis heute Donnerstag 18. September sonnig, manchmal etwas bewölkt und unser Tagesablauf pendelt sich ein. 
Einkaufen im platzeigenen Supermarkt, (die Verkäuferin Manuela kam gleich hinter ihrer Theke hervor als sie uns sah und fiel der Gerda um den Hals.) Camper Frühstück, Bild Zeitung lesen, Mittagessen zubereiten im Bordrestaurant, Siesta, Strand oder Wellness Bereich im Schwimmbad und Strandbar-Besuch mit Aperol-Spritz. Nach dem Abendessen folgt der Fernsehabend bis der Sandmann kommt.

Heute ist der 18. September und wir waren  mit den Fahrrädern beim Zoggia. Das ist ein Obst- und Gemüsegeschäft ca. 2 Kilometer außerhalb. Dort kaufen wir seit Jahren unser Obst und Gemüse, setzen uns dann an einen der vier Tische in die Herbstsonne und trinken ein achtel Rotwein. Wenn es sein muss auch schon am Vormittag um 10 Uhr. Die Damen des Hauses (Oma) und der korpulente Stammgast (der sitzt schon seit Jahren auf demselben Stuhl) erkannten uns sofort wieder und begrüßten uns freundlich auf Deutsch: "Geht es gut?" Leider hat sich heute 19. September die Wolkendecke geschlossen und auch an den folgenden Tagen bleibt es so. 

Sonntag 21. September 
Die Sonne scheint heute über den Wolken aber es hat 25 Grad Wärme. Wir haben uns schon zweimal Pizza im Camping-Ristorante (8,90 € und 10 €) geholt und Espresso an der Bar für einen Euro getrunken. Die Urlauber werden allmählich weniger und wir werden am Mittwoch 24. September nach Fürstenfeld abreisen. Montag waren wir noch mal beim Zoggia, haben Blumenkohl gekauft und bei zwei achtel Roten vor seinem Laden in die Sonne geschaut. Dienstagnachmittag auf den Liegestühlen am Strand gelegen, es war blauer Himmel aber ein etwas kühler Wind. Abends haben wir bei den Landsberger Campern noch einen Abschiedsbesuch gemacht (die stehen schon seit zehn Jahren an der gleichen Stelle) und für einen Euro eine Trommel Wäsche gewaschen und getrocknet.

Mittwoch 24. September 
Wir haben für zehn Tage Aufenthalt 256,5 Euro bezahlt (in der Hauptsaison hätten wir für die gleiche Zeit 553,00 € bezahlt). Am Morgen war ich noch drei Socolettis holen und wurde von der Verkäuferin Manuela mit Küsschen verabschiedet. Arrivederci bis nächstes Jahr- die wartende Semmel-Warteschlange war perplex. Kurz vor der Abfahrt hat Lothar noch den Malibu gewaschen. An  der Ausfahrt unsere Ausweise abgeholt und die Camping-Armbänder entsorgt. Es war Halbelf, als wir unser Urlaubsdomizil verließen. Bis zur Autobahn brauchten wir eine dreiviertel Stunde. Dann bretterten wir 241 Kilometer durch das Kanaltal. Die Autobahn war kaum befahren und auch an der Zahlstelle (14,40 Euro Maut) war nur ein einziger Wagen vor uns. Nach zweieinhalb Stunden waren wir in Arnoldstein. Dort kauften wir den Ösis für 8,50 Euro ein weiteres Piggerl ab um wieder die Autobahn befahren zu dürfen. Kurz vor dem Villacher-Kreuz bogen wir in Richtung Drobolla von der Autobahn ab, weil wir dort eine günstige Shell-Tankstelle wissen. Wir tankten 60 Liter Diesel zu 1,33 €, das sind 12 Cent weniger pro Liter als auf der Autobahn. Gut, dass unser Malibu einen 80 Liter-Tank hat. Wir waren seit dem letzten Tanken auf dem Brenner schon 667 Kilometer gefahren und hatten immer noch 20 Liter im Tank. Auf dem Weg zur nächsten Autobahn-Auffahrt machten wir 
unsere Mittagsvesper unter dem markanten Nussbaum, den wir im letzten Jahr entdeckt hatten.
Vorbei am schönen Wörthersee mit vielen Segelboten und Ausflugsschiffen ging die Fahrt durch Kärnten und die Steiermark, vorbei an Graz bis nach Fürstenfeld. Gegen 16 Uhr kamen wir auf dem idyllisch gelegenen Campingplatz Fürstenfeld an, haben uns angemeldet, gleich die Übernachtungsgebühr von 23 Euro bezahlt und von der netten Verwalterin zwei Marillen Begrüßungs-Schnapserl bekommen. Es sind schöne Stellplätze aber es ist ziemlich einsam hier, das große Freibad (Österreichs größtes Beckenbad) hat bereits geschlossen und es sind nur ein paar Dauercamper zu sehen. Nun werden die Fahrräder startklar gemacht und es ging ca. zwei Kilometer zum Buschenschank Brantner in Altenmarkt. Zuerst eine Fußgängerbrücke über die Feistritz und auf bequemen Radweg, vorbei an großen Einkaufsmärkten, kamen wir gerade noch rechtzeitig an, bevor alle Sitzplätze im Buschenschank besetzt waren. Bei vier Einheimischen setzen wir uns dazu und ignorierten ebenso wie sie das Reserviert-Schildchen. Die allgemeine Meinung war: "die solln se woandersch hisetzen, jetzt san mir do." Zwei achtel Weißburgunder, ein Wasser und eine Brettljause mit Schinken, Käse, Kren, Gurkerl, Ei und Aufstrich-Varianten, sowie vier Scheiben Brot. Wir wurden beide satt davon und bezahlten für alles zehn Euro. Vor Einbruch der Dunkelheit (i wül ham noch Fürstenfeld) sind wir zurück geradelt  und verbringen nun den Rest des Abends im Hotel Malibu.

Donnerstag 25. September
Es ist kühl bei 6 Grad am Morgen und stark bewölkt. Um 8.30 Uhr kommt der Bäckerwagen und ich kaufe einen Laib Schwarzbrot, Sesamstangen, Semmel und ein Zuckerkipferl. Nach einem ausgiebigen Frühstück gehen wir wieder auf Tour und fahren etwa einhundert Kilometer auf Landstraßen mit tollen Ausblicken auf die burgenländische Landschaft. Wir erreichen im Ortsteil Oberschützen den Thermen-Campingplatz Bad Tatzmannsdorf. Es sieht noch so aus wie vor ein paar Jahren als wir hier mal übernachten wollten. Nur gibt es jetzt im Haus mit dem geschlossenen Restaurant eine Rezeption. Hier erleben wir wieder eine Situation, die Camping so interessant und lustig macht. Ein älterer Mann mit langen, grauen Haaren und Vollbart wie aus einem Bilderbuch, man könnte ihn als Waldschrat bezeichnen, sitzt hinter dem Schreibtisch. Er hatte einen kleinen Fernseher und schaute sich gerade eine Talentshow an. Das eintippen unserer Anmeldung dauerte eine gute halbe Stunde und er handhabte alles sehr umständlich, dann fiel auch noch sein Drucker für die Rechnung aus und auf Lothars Rat zog er den Stecker raus und wieder rein und er funktionierte wieder. Für eine Nacht berappten wir 25 Euro. Nachdem wir ihm erzählten, dass wir im nahe liegenden Spar-Supermarkt einkaufen wollten, fragte er bescheiden, ob wir ihm eine Leberkäs-Semmel mitbringen könnten und streckte uns ein zwei Euro Stück entgegen. Aber wir hatten heute die Spendierhosen an und er ließ das Geldstück wieder in die Kasse fallen. Mit gefüllter Einkaufstasche und den warmem Leberkässemmeln (für uns natürlich auch welche) waren wir bald zurück und lieferten die bestellte Ware ab. Mit einem dankbaren Lächeln biss er zu und wir wünschten guten Appetit. Nachdem sich das Wetter von tröpfelich bis leichten Regen zeigte, machten wir uns nach dem Mittagsessen auf den kurzen Weg zur Burgenland-Therme, ca. 500 Meter unterhalb des Campingplatzes. Speziell für die Campinggäste ging der Weg durch ein altes Gatter mit einem verrosteten, aber offenen Vorhängeschloss zum Bahndamm. Auf der stillgelegten Strecke gingen wir neben den Gleisen über eine Brücke, die über eine Bundesstraße führte. Die seitlichen Bretter glänzten im Regen und manche waren schon etwas angebrochen, es war fast ein bisserl lebensgefährlich. Aber schließlich haben wir es geschafft und die noch ziemlich  neue Thermenlandschaft erreicht.  
Drei Stunden Aufenthalt kosten regulär pro Person 16 Euro, wir bekamen Rentner-Rabbat und so hatten wir beide für 28,80 Euro Gelegenheit diese Gesundheits-Oase zu testen. 
Gegen 18 Uhr waren wir wieder in unserer Behausung. Der Elektroheizer trocknete die Badewäsche, während wir Brotzeit machten und uns einiges im ORF-Fernsehen anschauten. 

Freitag 26. September
Bevor wir den idyllisch gelegenen Campingplatz verlassen ist noch das komfortable, saubere, kreisförmig gebaute Sanitärhaus erwähnenswert, welches man an der verwitterten Holz-Außenverkleidung nicht vermutet hätte. Der Waldschrat grinste beim vorbeifahren aus seinem Fenster und wünschte uns mit erhobenen Daumen gute Fahrt. Wir fuhren in das Zentrum von Bad Tatzmannsdorf auf der Suche nach einem Frisör um mein Aussehen etwas zu verbessern. Wir hatten Glück und fanden einen Salon, der auf Anhieb passte. Die nette Chefin, die gerade eine Dame in meinem Alter frisierte sagte: "Sie können Platz nehmen, in einer Stunde haben sie einen neuen Kopf". Lothar fuhr inzwischen unseren Malibu auf einen Parkplatz. Die Assistentin (eine Ungarin, wie fast alle Dienstleistenden hier) erledigte das Waschen und Lockenwickler eindrehen. Die Chefin frisierte mich und wir konnten uns auch über den seltsamen Mann am Campingplatz unterhalten. Er ist ein begabter Schauspieler bei der einheimischen Theatergruppe und war sogar mit auf Tournee in Amerika. Dort hatte er allerdings den Anschluss verpasst und die Gruppe flog ohne ihn nach Österreich zurück. Dank seiner Intelligenz, die man ihm aber nicht ansieht, hat er sich alleine in die Heimat zurückgekämpft. Lustige Geschichten und lustige Leute, das ist das Burgenland.
Nun hatten wir noch 108 Kilometer vor uns. Wir fuhren auf Nebenstraßen und dann auf der neuen S 51, eine Autobahnähnliche Schnellstraße, die uns bis nach Eisenstadt begleitete. Von der Ferne grüßte uns das gelbe Barockschloss Esterhazy im Besitz des weithin bekannten Österreich-Ungarischen Fürstengeschlechts. Gegen 14 Uhr kamen wir am Campingplatz Oggau  an. Ein Weinbauort mit vielen Buschenschenken am Neusiedlersee. Die "Pfluiradlraucha" von denen noch später die Rede ist, haben in einer Fernsehsendung immer gerufen: "aber den sicht ma net vo do". Alle Dörfer und Campingplätze sind vom Neusiedlersee von einem Schilfgürtel getrennt. Die Witterung ist kühl bis nieselig und so gab es im Buschenschank Malibu Grammelschmalzbrote und Rotwein aus Italien. 

Samstag 27. September  Um 11 Uhr geht's los zum Tschardakenfest nach Halbturn. Dazu muss folgendes gesagt werden. Vor einem Jahr haben wir im Österreichischen Fernsehen die Sendung "Harrys liabste Hüttn" gesehen. Bei dieser Sendung trat die Musikgruppe "Pfluiradlraucha" auf und wir waren von ihrer Musik begeistert. Bei einer Google-Suche stellten wir fest, dass diese Musikgruppe beim Tschardakenfest in Halbturn auftritt. Der Begriff "Tschardaken" hat nichts mit einem Mongolischen Reitervolk zu tun, sondern es handelt sich dabei um kleine Holzhäuschen, in denen früher die Maiskolben (Kukuruz) getrocknet wurden. Wir also nichts wie hin. Nachdem aber in Halbthurn kein Campingplatz war, haben wir per Telefon über das Fremdenverkehrsamt in der Pension Rupp ein Gästezimmer geordert. Um 13 Uhr kamen wir zur Pension Rupp in der Budapesterstraße (nur drei Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt) an. Im Hof konnten wir den Malibu abstellen und der Hausherr erwartete uns schon. Vor 14 Uhr waren wir mit den Fahrrädern die zwei Kilometer bis zur Festmeile in der Tschardakenstraße unterwegs. 
Es war schon einiges los an den Verkaufsstellen und Scheunen. Burgenländer Wein, Sturm, Spezialitäten von Wild, Schwein (Stelzen), Hendl und jede Menge Grammelschmalz und "Möhlspeisen" sorgten für das leibliche Wohl. Dazwischen die Sitzgruppen und Tschardaken.
Wir haben schon 1/8 Welschriesling probiert und danach ein gut gewürztes Grillhendl verspeist. Dabei hielten wir ständig Ausschau auf die Favoriten des Nachmittags, die "Pfluiradlraucha". 
In der ersten Scheune am unteren Ende der Straße hörten wir dann die ersten, uns bekannten Töne von: "Mädel i hob di so gerne - Mädel ich bin dir so gut, ich hol dir vom Himmel die Sterne ..........." 
Sie waren es tatsächlich, die fünf Straßenmusikanten aus der Fernsehserie von Harry Prünster. Markenzeichen: blaue Schürzen mit dem Aufdruck - Pfluiradlraucha-Frauenkirchen - den rechten Schürzenzipfel unters Bandl gesteckt. Schwarze Hüte und schwarze Stiefel und übern Hemd ein Westerl. Mit Teufelsgeige, Ziehharmonika, zwei Gitarren und Bombardon machten sie eine fetzige Musik, die es in den Beinen krippeln ließ. Wir gingen auf sie zu und sagten ihnen, dass wir sie im Fernsehen gesehen haben und wir extra wegen Ihnen aus Bayern zum Tschardakenfest angereist sind. Der Boss sagte, dass es für einen Musikanten das höchste ist, wenn man ihm sagt, dass seine Musik mehr als gut ist und viel Freude macht. Den ganzen Nachmittag zogen sie von Stand zu Stand und wir begleiteten sie. Zum Abschluss gegen 17 Uhr spielten sie extra für uns nochmals das Lied: "In einer kleinen Taverne", winkten uns zu, wir bekamen ihre Visitenkarte und wurden von allen mit Handschlag verabschiedet. Fazit: die Sache war ein voller Erfolg.
Auf dem Rückweg zu unseren Fahrrädern, die wir an einem Zaun angebunden hatten, kamen wir am "Sing-Keller" vorbei. Neugierig stiegen wir die Treppen hinab in den proppevollen Gewölbekeller, in dem der Gesangverein Halbthurn ein öffentliches Singen veranstaltete. Heimatlieder vom schönen Burgenland aber auch allgemeines deutsches Liedgut war im Programm und die 50-60 Personen sangen von einem Schifferklavierspieler begleitet, begeistert mit. Wir bewunderten noch ein Schild mit der Inschrift: "Halbthurn ist unser Königreich und rundherum ist Österreich". Danach radelten wir in unsere Pension Rupp und verbrachten den Rest des Abends vor dem Zimmer-Fernseher.

Sonntag 28. September
Im Frühstückszimmer haben wir mit weiteren Pensionsgästen bei Tee, frischen Semmeln, Wurst, Käse und Quittenmarmelade aus eigener Produktion eine nette Unterhaltung gehabt.
Zwei Damen aus Linz, die auch auf dem Fest waren und ein Ehepaar aus der Umgebung, die zum Erntedankfestzug in Tracht angereist waren. Wir haben unsere Zweitage-Buchung rückgängig machen können, weil wir noch einen solchen Ess-Trink-Musik-Feier-Nachmittag wohl nicht mehr durchgehalten hätten. Nun fuhren wir mit dem Malibu zur Ortsmitte. Eine breite Allee führte über den Kirchplatz mit Mariensäule zum Schloss und Kirche die sich mit ihrem strahlenden Weiß vom dunkelblauen Himmel abhoben. Hier versammelten sich die Festzugteilnehmer und marschierten dann mit Vereinsfahnen, die Feuerwehr mit blitzenden Helmen, eine große Kinderschar, vier Männer welche die mit Weinlaub geschmückte Erntekrone trugen und als "Schlusslicht" Hochwürden im prunkvollen Ornat in die Tschardakenstraße. Eine große Scheune diente als Kirche, der Gesangverein stimmte das Lied "Lobe den Herren" an und wir waren etwas enttäuscht, weil wir mit einer Musikkapelle vor dem Festzug gerechnet hatten. Darum blieben wir auch nicht zum Frühschoppen, sondern fuhren ins 11 Kilometer entfernte Frauenkirchen wo ebenfalls Erntedank gefeiert wurde in der wohl schönsten Basilika des Burgenlandes.  Auf den Rat der Pfluiradlraucha gingen wir in den romantischen Klostergarten wo das Pfarrfest der Gemeinde stattfinden sollte. Solange noch die Messe dauerte  saßen wir schon unter einem Nussbaum im romantischen Klostergarten und ließen uns die delikate Kürbissuppe und den Klosterstrudel, mit Gemüse gefüllt, schmecken. Außerdem gab es noch eine reichhaltige Kuchentheke, von der wir aber nichts mehr essen konnten, da wir von dem acht Euro Menü für zwei Personen überaus satt waren. Als dann die Kirche aus war und die Menge anrückte, waren wir bereits fertig. Nun kamen aus der Klosterküche große Servierwagen herausgefahren und die Franziskaner-Mönche und Nonnen verteilten die Speisen. Zum Kassieren kam dann später der Pfarrer mit der großen Sammelbüchse wurde uns erzählt. Da wir bereits Speis und Trank bei den Serviererinnen bezahlt hatten, konnten wir ohne weiteren Zeitverlust das schöne Pfarrfest verlassen, trotz schneidiger Blasmusik von der Stadtkapelle und blauem Himmel.
Unser Ziel ist, die heutige Sonntags-Brummi-freie-Autobahn zu nutzen und durch Wien, der 1,7 Millionen Metropole, in die liebliche Wachau zu fahren. In der Gegend von Wien sahen wir den größten Windpark Österreichs mit 130 Windrädern. Dabei kamen wir wieder zu einem Unfall, der sich kurz vor uns auf der Schnellstraße S 5 in Richtung Krems zugetragen hatte. Ein Auto war ohne Fremdeinwirkung auf der fast leeren Straße ins schleudern gekommen und hatte links und rechts die Leitplanken beschädigt. Nachdem schon drei Auto angehalten hatten, haben wir uns durch die auf der Fahrbahn liegenden Fahrzeugteile hindurch gemogelt. Die Ortschaft Traismauer mit ihren vielen Heurigen wollten wir besuchen. Aber das Vorhaben ist leider geplatzt, da der Campingplatz ziemlich außerhalb war und anscheinend schon geschlossen hatte. Jedenfalls sahen wir hier keinen Menschen. 
So fuhren wir weiter nach Krems, tankten für den Superpreis von 1,25 € an einer Shell-Tankstelle und bekamen im altbewährten Donau-Camp wieder an der Ostseite denselben Stellplatz wie 2013 mit Blick auf das Stift Göttweig. Nach zwei Stunden Erholungspause marschierten wir zur Kellergasse in Stein wo wir beim Winzer Mayer-Resch am Rebentor einkehrten. Zum Veltliner und Gspritzen gab es Bauernsalat und Aufstrichteller, einen frischen Sturm aus der neuen Ernte und als Nachtisch warme Zimtwaffeln mit Marillenmarmelade aus eigener Produktion. Der Abstieg in finsterer Nacht durch die engen Gassen und Treppen verlief unfallfrei und bald hatten wir unser Domizil am Donauufer erreicht, wo wir eine ruhige Nacht verbrachten.

Montag 29. September
Nebelschwaden ziehen über die Wachau, die sich bis Nachmittag halten. Die geplante Radtour nach Rossatz wurde abgeblasen und stattdessen machen wir einen Fußmarsch nach Krems. In der Einkaufsmeile haben wir uns im Nordsee-Delikatessenladen zwei Matjesbrötchen gekauft und am oberen Ende der Straße in einem Cafe Nußbrezen, Capuccino und an "klanen Braunen". Gut gestärkt liefen wir die fast drei Kilometer in wesentlich kürzerer Zeit zurück. Nun folgte eine größere Reparatur im Malibu. Lothar musste die kleine Sitzbank ausbauen und zerlegen, weil eine Schraube den Verschiebemechanismus blockierte. Nach der Strapaze hatte er sich den Erholungsschlaf auf dem Malibu-Sofa mehr als verdient und heute Abend wollen wir noch mal zum Heurigen Hamböck und bei einigen achtel Veltliner auf die Dächer von Stein herunterschauen. Wegen den kühlen Temperaturen haben wir aber den schönen Gastgarten nicht benutzt und uns ein gemütliches Eckerl in der Stube gesucht. Es waren an diesem Montagabend nur wenige Gäste da, außer einer Schulklasse aus der tschechischen Stadt Brünn. Ein Fitness-Salat, eine Hauerplatte und vier Gspritzte machten den Abschluss unserer Buschenschankbesuche. Gegen halb acht waren wir wieder zuhause und der letzte Malibuabend für dieses Jahr endete mit dem Verzehr der letzten Plätzel-Reserven und einem total langweiligen ORF-Fernsehprogramm  

Dienstag 30. September
Nach dem Frühstück brechen wir auf zur letzten Etappe unserer Heimreise. Kurz nach Stein biegen wir aber erst einmal ab, fahren über die Donaubrücke um im Supermarkt Billa noch etwas Typisches aus der Wachau mitzunehmen. Ein kleines Glas Marillenmarmelade, drei Mini-Glaserln Honig und eine Flasche Veltliner die ich allerdings nach dem Schock an der Kasse wieder zurückgab. Im Regal war das Preisschild verrutscht und so sollte die Flasche zehn Euro kosten aber das war mir der Genuss nicht wert. Wir fuhren also wieder über die Donaubrücke und durch bekannte Orte wie Dürnstein. Weißenkirchen bis Melk wo wir über die Donau in Richtung Autobahn abbogen. Bevor wir Österreich verließen machten wir noch einen Besuch in der Raststätte Landzeit (früher Rosenberger) bei Aistersheim. Es war Mittag und wir wählten aus dem großen Angebot Putengeschnetzeltes mit Kürbis-Zucchini Gemüse und Reis. Es hat super geschmeckt und leider konnten wir von dem verführerischen Kuchenbuffet nichts mehr probieren. Dafür habe ich noch ein kleines Flascherl Marillenlikör für zu Hause gekauft. Auf der Autobahn war inzwischen ein Wahnsinnsverkehr. Hauptsächlich mit Ostblock-Brummis und dann auch noch ein größerer Unfall bei Passau den wir zum Glück bei der kurz vor uns befindlichen Ausfahrt entwischen konnten. Dadurch hatten wir nur zehn Minuten Zeitverzögerung gegenüber den im Verkehrsfunk angesagten 30 Minuten. Wie wir später hörten war es ein Massenunfall mit drei Lastzügen und mehreren Autos. Nun ging es Kolonnenweise flott weiter, wir wechselten in Regensburg auf die A 93 in Richtung Hof. Als wir die letzte Kurve zur Wilhelm Busch Straße nahmen, freuten wir uns nach 23 Urlaubstagen und 2380 gefahrenen Kilometer unfallfrei und gesund wieder daheim zu sein.

Statistik:
Wir sind 2380 Kilometer gefahren.
Der Malibu hat 192 Liter Diesel verbraucht, das sind nur 8 Liter auf 100 Kilometer.
Wir haben in Österreich und Italien 74 Euro Maut und Straßenbenützungsgebühren bezahlt.
 


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