Lothar und Gerda Göhler
im September 2013
Burgenland - Steiermark - Adria
Samstag. 31. August
Wir wollen wieder einmal der Sonne
hinterher fahren und unser Malibu (ein VW T 4 Campingbus mit langem Radstand)
scharrt schon ungeduldig mit den Hufen. Wir schaffen nach dem Frühstück
den Abreisetermin um 9 Uhr 20. Zunächst fahren wir zum Camping-Berger
nach Neumarkt und kaufen dort zwei Schrank-Druckschlösser für
den Malibu die leider später nicht ganz passten und von Lothar erst
passend gemacht werden mussten. Gleich danach sind wir auf der Autobahn
Richtung Regensburg-Passau-Wien unterwegs.
Bei trockenem Spätsommerwetter
und ohne Stau kommen wir zügig voran und nach einer kurzen Mittagspause
an der Raststätte Passau verlassen wir die Autobahn bei Melk um dann
entlang der Donau durch die romantische Wachau bis nach Krems zum Donau-Park
Camping zu fahren. Wir haben Glück und bekommen am Ostrand einen schönen
Stell-Platz für eine Nacht zu 20,60 Euro. Der Platz ist voll besetzt
mit Durchreisenden und Volksfestbesuchern. Nach etwa zwei Stunden Erholungspause
(wir waren bereits um 15.30 Uhr angekommen) machen wir zu Fuß eine
Heurigentour nach Stein in die Kellergasse zum Weinbauern Josef Pichler,
vorbei am Rebentor mit herrlicher Aussicht auf das Stift Göttweig,
die Donau und die Dächer von Stein.
Von weitem winkte uns der Busch'n
zu und vor dem Gebäude waren die Tischreihen voll besetzt mit fröhlichen
Zechern und so gingen wir nach innen und fanden bei einem Kremser Ehepaar
(dürfen wir uns dazusetzen?) am Tisch nette Gesprächspartner
und Geselligkeit, die zu einem Wachauer Abend passen. Schon alleine die
Lokalität war eine Besonderheit, denn wir saßen direkt im Presshaus
mit der wuchtigen Weinpresse von 1864. Die massiven Tischgarnituren standen
quasi in dem Becken, das nach gründlicher Säuberung beim Pressen
den Traubensaft auffängt, der dann durch Öffnungen in die Fässer
im Keller abfließt.
Der Abend wurde gehaltvoll mit sechs
Achtel Veltliner, Mineralwasser, ein Stamperl Marillen-Likör, einen
Heurigen-Teller, einen Teller Knoblauchbrot und zwei Stücke Malakofftorte
(Löffelbisquit, Sahnekrem und Alkohol). Nach etwa drei Stunden machten
wir uns auf den Heimweg. Der Senior-Winzer gab uns den Rat, immer bergab
zu gehen, dann kommen wir automatisch zur Donau und unserem Campingplatz.
Recht hatte er.
Wir zweigten nach rechts über
eine lange Treppengasse ab und kamen auf die Hauptstraße von Stein,
die wie ausgestorben im Schein der alten Laternen um 22 Uhr bereits schlummerte.
Sonntag 1. September.
Am Vormittag verlassen wir den Donaupark
und fahren auf Schnellstraßen und Autobahnen mit viel Verkehr und
Regenschauer nach und durch Wien. Es geht weiter über Schwechat in
Richtung Burgenland-Ungarn über Bundesstrassen, durch hübsche
Ortschaften über denen in zwei Minutenabständen die großen
Verkehrsflugzeuge nach Schwechat ihre Einflugschneise haben. In Serpentinen
über das Leithagebirge kommen wir schließlich zum Neusiedlersee.
Vor zwölf Uhr haben wir uns noch in Purbach den Camping Storchencamp
angeschaut und für das Kellergassenfest am 7. und 8. September unsere
Quartierwünsche angemeldet. Im dazu gehörigen Storchen-Beisl
mit ungarischer Besatzung haben wir günstig das Mittagsmahl eingenommen.
Dann sind wir über Neusiedel
und Weiden (Partnergemeinde von unserer Nachbarstadt Weiden in der Oberpfalz)
nach Podersdorf gekommen. Der große Strandcamping war noch mit Wassersportlern
voll belegt und wir bekamen in der 12ten Straße den Platz 23 mit
Seeblick. Der heftige Wind war die ideale Voraussetzung für Surfer
und Paragleiter. Am Abend spazieren wir zur Seestraße, dem kulinarischen
Mittelpunkt von Podersdorf. Drei Heurige standen zur Wahl und wir entschieden
uns nachdem wir alle besichtigt hatten für die Elisabethenschänke,
die wir vom Mai 2000 noch kennen. Unter der Pergola mit Weinreben bewachsen,
setzen wir uns zu zwei älteren Paaren aus München, mit denen
wir in den nächsten zwei Stunden viel Spaß hatten. Aufstrichbrote
und ein Gehockertes waren die Zuspeise für zwei Veltliner und einem
Liter Mineralwasser.
Montag, 2. September
Am Vormittag machen wir eine Radtour
im Zentrum von Podersdorf. Der bunte Obst- und Gemüsestand an der
Seestraße lockte uns an und wir kauften bei der freundlichen Betreiberin
Tomaten und Pfirsiche aus der Region. Dabei erzählte ihr Lothar, dass
wir bei unserem letzten Besuch noch mit Schillinge bezahlt haben. Danach
fuhren wir zurück und bereiteten das Mittagsessen zu. Nach dem Mittagsschlaf
radelten wir wieder zur Seestraße. Im Cafe "Zuckergoscherl" gab es
Capuccino, "an klanen Braunen" und zwei Marillen-Kremschnitten. Außer
uns war noch ein Tisch mit Herren, die wahrscheinlich dem örtlichen
Magistrat angehörten. Eifrig diskutierten sie bei mehreren achtel
Wein.
Vor dem Nachhauseweg kauften wir
noch Semmeln für unseren restlichen Kauflandschinken. Danach folgte
ein Fernsehabend mit der Serie "Weissensee", während der Sturm um
uns tobte und unser 2,5 Tonnen schwerer Malibu wackelte.
Dienstag 3. September
Unser 53. Hochzeitstag. Der Himmel
ist immer noch bewölkt und der Wind macht Schaumkronen auf dem Neusiedlersee.
Wir haben einen Spaziergang zur
Seestraße gemacht und vorher noch den Bauernmarkt durchstreift. Es
gab dort hauptsächlich Textilien, heimische Wurstspezialitäten,
Imkerhonig und vieles mehr. Waren anschließend in der Tourist-Info
und haben der Kirche einen Besuch abgestattet.
Jetzt gehen wir zur Feier des Tages
ins "Laterndel" in der Genussmeile von Podersdorf. Das Lokal ist voll besetzt
und wir finden in der Nähe des Einganges noch zwei Plätze bei
einem behinderten Ehepaar aus Zell am See. Wir bewundern sie, dass sie
trotz ihrer Behinderung in den Urlaub fahren können. Sie haben bereits
bezahlt und entfernen sich, der Mann im elektrischen Rollstuhl und die
Frau im Rollator. Es kamen mehrere Gäste, die immer wieder gehen mussten
aber uns gegenüber setzt sich ein Paar aus Linz. Er war 62 Jahre,
wahrscheinlich mit hoher Pension, denn er erzählte uns, dass er früher
weltweit für einen Pharma-Konzern tätig war. Sie, eine vollbusige
Modelfigur, 45 Jahre alt, Kellnerin und Freundin des reichen Lebemanns.
Eine lebhafte Unterhaltung über Politik, die Ausländer und seine
Mama begleitete unser Hochzeitstag-Festmenü: "Sparribs mit Bratkartoffel,
Somloher Nockerln, ein Liter Wasser, zwei Achtel Zweigelt und einen gespritzten
für 45 Euro".
Mittwoch 4. September
Der Wind hat sich gelegt. Wir verabschieden
uns von Podersdorf, bezahlen für drei Nächte 80 Euro und fahren
zunächst mal zu Spar um Wasser, Brot, Tomaten und Joghurt zu kaufen.
Danach lassen wir uns vom Navi nach St. Andrä am Zicksee lotsen. Zunächst
fragen wir in der Tourist-Info von St. Andrä nach Heurigen, die es
aber in dieser Ortschaft nicht gibt.
Dann fahren wir zur Brücke
von Andau an der ungarischen Grenze. Die sieben Kilometer lange Zufahrt,
ein sehr schmaler Weg ist gesäumt von Skulpturen zur Erinnerung an
die Flucht der Ungarn vor den einmarschierenden Russen, die im Jahr 1956
den Ungarn-Aufstand brutal niedergeschlagen haben. An die 70.000 Ungarn
sind über diese Holzbrücke in den Westen geflohen und verschiedene
Gedenktafeln und ein Aussichtsturm erinnern an diese Tage.
Bekannt wurde diese Brücke
auch durch den österreichischen Film "Der Bockerer".
Danach fuhren wir wieder zurück
und waren noch vor 12 Uhr am Camping Zicksee. Auf dem Weg dorthin landete
vor uns auf einem abgemähten Getreidefeld ein gelber Rettungshubschrauber
vom ÖAMTC, denn in sichtbarer Nähe hatte eine Straßenkehrmaschine
einen Mann überfahren.
Der freundliche Empfangschef des
Campingplatzes gab uns einen Stellplatz nahe dem Sanitärgebäude.
Der Platz ist übersichtlich und mit Schattenspendenden Bäumen
bepflanzt. Das Seeufer gepflegt mit Kurzgeschorenem Rasen und zahlreichen
Löchern, in denen flinke Wiesel wohnen.
Zum Mittagsessen gab es die restlichen
Sparribbs und anschließend folgte eine Erkundungstour am See entlang.
Vorbei an einer Reha-Klinik und zurück zur Schlafinsel Malibu. Am
Abend fuhren wir mit den Fahrrädern zum Gasthaus Seeblick mit einer
hübschen Terrasse.
Wir setzten uns ins Lokal und sahen
durch die großen Fenster einen herrlichen Sonnenuntergang. Der Zicksee
sah aus wie eine Schüssel voll flüssigem Gold. Der Ober bedient
uns aufmerksam mit leckerem Salat, der mit Croutons, Kürbiskerne und
Thunfisch sehr gut schmeckte. Danach nahmen wir noch als Dessert Bananensplit
und Marilleneisknödel mit Schlagobers, dazu zwei Achtel Welschriesling
und einen Liter Völslauer Wasser für insgesamt 28 Euro. Über
dem See verzauberte das Abendrot die Landschaft und wir radelten zurück
in den Heimathafen.
Donnerstag, 5. September
Ein sonniger Tag. Wir bezahlen für
eine Nacht 21,20 Euro und verlassen den romantischen Campingplatz am Zicksee.
Die Straße führt nun meist auf Sichtweite zum Neusiedlersee
durch einige uns bekannte Orte. In Frauenkirchen kaufen wir in einer Bäckerei
ein halbes Mischbrot und Lothar unterhält sich mit einem alten Burgenländer,
der uns im schwer verständlichen Dialekt von dem Fußball WM-Länderspiel
Deutschland-Österreich berichtete. Das Spiel fand dann am Freitag
statt und endete als Niederlage der Österreicher mit 3:0.
Dann kam das Gespräch auf 1956
als der Ungarnaufstand von den Russen niedergeschlagen wurde und 70.000
Ungarn über die schmale Holzbrücke bei Andau in die Freiheit
flüchteten. Unser Gesprächspartner als damaliger Angehöriger
des Österreichischen Bundesheeres hat das alles hautnah erlebt. Er
erzählte, wie die Österreicher und die Russen sich am Einserkanal
in geringen Abstand gegenüber stehen und die Österreicher die
Russen mit Kugelschreiber beschmeißen. Sein Kompaniechef brüllte:
"Seits deppert, die schmeißen mit Handgranaten zruck". Es war damals
nicht ungefährlich meinte dazu unser Zeitzeuge.
Wir fuhren weiter und erreichten
unser Ziel noch vor der Mittagspause. Der Campingplatz Storchencamp liegt
vor dem Strandbad Rust mit Hafen und großem Terrassenrestaurant.
Wir bekommen einen guten Stellplatz mit kurzem Weg zum Sanitärgebäude.
Das Restaurant hatte Ruhetag und so fand das Mittagsmahl im Restaurant
Malibu statt. Es gab Nudeln mit Tomatensoße. Am Abend radelten wir
auf dem ebenen Radweg durchs Schilf in die Altstadt von Rust und beachteten
unterwegs die Warnschilder "Achtung Graugansfamilien überqueren
die Straße".
Der Ort hat sich seit den Film-Dreharbeiten
des "Winzerkönigs" zu einer historischen Touristenhochburg gemausert.
An allen Häusern, die Schauplatz waren, gab es entsprechende Hinweistafeln.
Wir schoben unsere Räder den Markplatz hinauf wo bei der Fischerkirche
das Gasthaus Stickler steht. Das heißt jetzt wirklich so wie im Film.
Das Rathaus spielte auch eine Rolle
mit dem fiesen Bürgermeister Georg Plattner, der den Sticklers
oft übel mitspielte. Am unteren Ende der Hauptstraße lockte
uns der Buschenschank Gabriel in seinen gastlichen Innenhof. In langstieligen
Gläsern verkosteten wir den süffigen gelben Muskateller
mit zartem Rosenduft. Vom Heurigenbuffet holten wir uns eine bunte Salatschüssel
mit Schinken und einen Aufstrichteller mit sieben verschiedenen Brotaufstrichen.
Zur angeregten Unterhaltung kam ein Münchner Ehepaar an unseren Tisch
die ebenfalls reiselustig viel erlebt hatten und die Frau professionell
ihre Videofilme mit Musik und Text bearbeitete. Der Nachhauseweg war problemlos
mit den Kurzarm-T-Shirts zu schaffen, die Luft war noch angenehm warm.
Freitag, 6. September
Wir wechseln heute zum Storchencamp
nach Purbach. Unterwegs halten wir an einem Penny-Markt an und decken uns
mit Vorräten ein bevor wir am neuen Standort einchecken. Lothar erkundet
mit dem Rad schon mal die Gegend, während ich das Mittagessen zubereite.
Am Abend fuhren wir mit unseren Rädern ins Zentrum von Purbach. Danach
ging es durch das Türkentor zur "Köllergassn"?
Was ist eine "Köllergassn"?
Die Purbacher sagen: "higai und söwa schaun"
Zahlreiche Gäste saßen
bereits vor den typischen Burgenländer Weinkellern und ließen
sich das große Angebot der Eigenbau Weine und Spezialitäten
aus der Küche von aufmerksamen Bedienungen serviert. Zwei weiße
und zwei rote Gspritzte dazu einen Liter Mineralwasser, eine Hausplatte
und zweimal Topfenstrudel mit Vanillsoße, das war alles sehr gut.
Der Winzer und sein Junior begrüßten die Gäste mit allerlei
spaßigen Reden und auch an unserem Tisch kannte er das Ehepaar, das
alljährlich von München zu Kellergassenfest kommt und in der
Stadtmauer ein modernes Appartement bewohnt. Eigentlich wollten wir gar
nicht so lange bleiben aber in dieser warmen Spätsommernacht mit diesem
südländischen Charme verging die Zeit viel zu schnell. Es war
schon lange dunkel als wir zum Campingplatz zurückradelten.
Samstag 7. September
Wir haben lange geschlafen und den
Vormittag mit schreiben, lesen und essen verbracht. Am Nachmittag waren
wir im nahe gelegenen Schwimmbad. Der Eintritt von acht Euro war für
uns dank Gästekarte kostenlos. Es ist sehr schön und gepflegt
mit vielen Sitzmöglichkeiten und einer großen Liegewiese. Das
Schwimmbecken war aus Edelstahl und Solar beheizt. Gegen 16 Uhr bestellt
Lothar per Handy den Gmoa-Bus (Gemeindebus) der uns kostenlos (wieder
mit Gästekarte) zum Kellergassenfest bringt. Es herrscht schon reger
Betrieb. An der Rückseite vom Gemeindehaus mit Vinothek befindet sich
eine große Bühne auf der heute Abend ein Open Air Konzert der
Jugendkapelle Purbach stattfindet. Als Besondere Einlage tritt eine Stepptanzgruppe
auf. Zunächst sind wir auf Sitzplatzsuche um unseren Kalorienbedarf
aufzufüllen.
Da auch nicht alle 40 Keller geöffnet
haben und sich die meisten Gäste auf etwa zehn beschränkten,
die neben ihren Eigenbau auch ein gutes Speiseangebot haben. So waren wir
erstmal beim ersten in der Gasse. Zwei Gespritzte und Mineralwasser, ein
Käsebrot und ein Verhockertes für zehn Euro waren die Grundlage.
Die Musik spielte ab 19 Uhr zum
Teil bekannte Melodien und unsere Tischnachbarn aus der nahen Umgebung
erzählten uns allerlei u.a. von den tollen Opernaufführungen
im Steinbruch von St. Margareten. Vom Winzer erfuhren wir, dass der Weinbaubetrieb
Sandhofer nicht mehr existiert. Franz Sandhofer, der uns vor 13 Jahren
in seinem Keller Wein verkauft hatte ist verstorben und seine beiden Töchter
streiten jetzt um das Erbe. Nach einiger Zeit machten wir noch mal den
Versuch, beim gestrigen Winzerkeller einzukehren, doch es war kein Platz
zu bekommen und wir mussten auf einen weniger gefragten ausweichen. Die
blonde Ungarin brachte uns Topfenauflauf mit Eischnee und Haselnüssen
dazu noch zwei Gspritzte und damit war unsere kulinarische Rundreise durch
die "Köllergassen" beendet. Lothar bestellte den Gmoa-Bus für
die Heimfahrt. Der nette Fahrer redete munter darauf los und wir waren
die einzigen Fahrgäste als er einen Anruf bekam und dieser Mann innerhalb
von fünf Minuten abgeholt werden wollte. Das ließ sich aber
unser Fahrer nicht gefallen mit den Worten: "Wenn ich da zu sein habe,
bestimme immer noch ich". Nachdem er aufgelegt hatte meinte er zu uns:
"Den sollte ich warten lassen". Wir waren jedenfalls gegen 23 Uhr gut im
Storchencamp angekommen und auch bald eingeschlafen, da außer den
Rosenheimcops nichts Interessantes im Fernsehen war.
Sonntag 8. September
Sonnig und warm beginnt der Tag.
Wir sind bereits um 9 Uhr unterwegs nachdem wir in der Rezeption für
zwei Nächte 41 Euro bezahlt haben. An Eisenstadt vorbei geht es Richtung
Graz in die Steiermark. Wir fahren die Ausfahrt Bad Waltersdorf ab und
gegen 10.30 Uhr treffen wir planmäßig am Thermenland-Campingplatz
Bad Waltersdorf ein und bekommen einen schönen Stellplatz nahe
der Rezeption und Sanitärgebäude. Lothar hat endlich Verbindung
per Laptop nach Sulzbach-Rosenberg wo heute der 28. ASC Cross-Slalom stattfindet.
Vroni hat uns über alles informiert, vor allem dass das Wetter gut
ist und die Veranstaltung stattfinden kann. Am Abend waren wir mit den
Rädern im Dorf-Heurigen, einem gemütlichen Wirtshaus, wo wir
im Biergarten zwei Salatschüsseln und zwei Halbe "Puntigamer" von
Fass für 20 Euro verkonsumieren.
Es ist jetzt 20 Uhr und bereits
stockdunkel. Lothar kämpft mit dem Laptop und ist begeistert, weil
sein Automobil Sport-Club beim Cross-Slalom 127 Starter gehabt hat.
Montag, 9. September
Ein Regentag von leicht bis mäßig.
Uns stört das allerdings nicht, denn wir fahren um 10 Uhr mit dem
platzeigenen Kleinbus kostenlos zur Therme Bad Waltersdorf, die über
dem Ort auf einer Anhöhe liegt. Wir waren vor sieben Jahren schon
einmal hier und es hat sich nicht viel verändert. Die Aufteilung der
Innen- und Außenbecken ist etwas unübersichtlich. Wir haben
in einem Badetempel zwei Liegen bekommen und neben uns ein Ehepaar aus
Freistadt, mit denen es sich gut plaudern ließ. Wir hatten zwei Tagestickets
gekauft, zu je 18,50 Euro mit Gästekarte pro Person. In der Mittagszeit
haben wir im Selbstbedienungsrestaurant Gemüse- und Erdäpfelstrudel
gegessen. Lothar musste sich einen Bademantel leihen für vier Euro
und Kaution 50 Euro oder Personalausweis, da man in Badebekleidung keinen
Zutritt hatte. Ich hatte zum Glück mein gelbes Strandkleid dabei.
Wie schön ist es doch in Bad
Wörishofen, da kann man auch in Badebekleidung essen. Um halb vier
wurden wir zusammen mit zwei anderen Badegästen mit dem Campingtaxi
wieder abgeholt. Nun hatten wir noch genügend Zeit bis zur Abfahrt
mit dem Camping-Oldtimer-Bus, einem blau-weißen Mercedes Baujahr
1965. Wir fahren zur Besichtigung der Privatbrauerei Toni in Wagenbach.
Ein kleiner Betrieb, der erst seit einigen Jahren besteht. Braumeisterin
Erika ist für die Bierherstellung zuständig und ihr Mann, der
Toni hat das Management über. Ein uriger Bierkeller als Lokal für
die Gäste wurde aus alten Ziegelsteinen mit Kreuzgewölbe erbaut.
Die Frau zeigt uns ihre Gerätschaften, wie sie in verschiedenen Arbeitsgängen
mit Hopfen, Malz, Hefe und Wasser den edlen Gerstensaft herstellt. Dabei
erzählte sie von den Umständen, wie es dazu kam und von ihrer
Familie allerlei privates, das aus ihr wie in einem Schnellsprech-Wettbewerb
heraussprudelte. Zur Verkostung gab es Krügeln mit hellem und dunklem
Bier.
Das nächste Ziel war der Buschenschank
Vogel in der Ortschaft Geier in Sebersdorf. Auf schmalen Straßen,
durch bereits dunkle Wälder kamen wir gegen 18.30 Uhr an. Die gemütliche
Gaststube und die Winzerfamilie erwarteten uns. Zwei achtel Weißburgunder,
einen Liter Mineralwasser, eine Platte "Vogelfutter" (der Winzer
heißt Vogel) und einen Teller mit Aufstrichen für 12,30 Euro
waren preiswert, sehr gut und reichlich. Um 20.30 Uhr fuhr uns der freundliche
Busfahrer, der die ganze Zeit mit uns am Tisch saß und interessante
Sachen erzählte, zurück durch die stockdunkle Nacht. Es war ein
schöner Abschluss in der Steiermark und morgen geht’s weiter an die
Adria.
Dienstag 10. September
Kurz vor neun Uhr verlassen wir
den Thermen Campingplatz Bad Waltersdorf, bezahlen für zwei Nächte
53 Euro und fahren zur nächsten Tankstelle um den Malibu mit 1,34,7
Euro pro Liter Diesel den Bauch zu füllen. Dann weiter auf der Autobahn
an Graz und dem Wolfgangsee vorbei zur Grenze bei Arnoldstein. Die Autobahn
ist sehr kurvenreich und es herrscht ein reger Verkehr.
Wir stellen fest, dass es auf verschiedenen
Österreichischen Autobahnparkplätzen kostenlosen WLAN Internetzugang
gibt. Bei Arnoldstein müssen wir an der Autobahntankstelle nochmals
tanken und an der Autobahn kostet in Österreich der Diesel 1,579 €.
Wir machen hier noch Mittag mit ein paar Semmeln und dann geht’s ab ins
Kanaltal über Udine bis zur Ausfahrt Donna Piave Jesolo. Als wir die
Autobahn verlassen, stand im Osten (wie auch die Jahre vorher) ein mächtiges
Gewitter, das uns am Rande noch erwischte und den Malibu wie in einer Waschstraße
säuberte.
Über etliche Kreisverkehre
und Tunnel (die werden alle Jahre mehr) erreichen wir schließlich
um 16 Uhr unser Ziel den Camping Jesolo Int. Der Platz war noch ziemlich
besetzt und wir konnten nach einigen Enttäuschungen (mehrere leere
Plätze waren reserviert.) schließlich auf Q 4 einziehen. Unmittelbar
neben der Pool-Landschaft, dem Strand und nur drei Straßen weiter
das neue, komfortabler Sanitärgebäude. Es ist tagsüber 26
- 28 Grad warm und auch die Nacht kühlt nicht unter 20 Grad ab. Der
Himmel zeigt sich mal azurblau, manchmal bedeckt und es weht eine leichte
Brise. Unser Tagesprogramm besteht aus einkaufen im Camping-Supermarkt,
kochen im Malibu, Geschirr spülen, spazieren gehen, am Strand liegen,
Radfahren zur Piazza Mazzini (schlechter Teerbelag wegen Baumwurzeln) und
auf dem Radweg zum Gemüsebauern Zoggia, wo wir immer Obst und Gemüse
kaufen und auf seinen kleinen Tischen davor einen Wein probieren (wenn's
sein muss auch vormittags um 10 Uhr). An der letzten Strandbar vor dem
Leuchtturm sitzen wir in der Sonne, trinken zwei Aperol-Spritz und knabbern
dazu Kartoffel Chips für zusammen fünf Euro. Neben uns steht
ein großer Carthago chic-line aus Düsseldorf (Grundpreis ab
97.000 Euro), außerdem sind noch sehr viele Familien mit Kleinkindern
da. Manuela die Fleischverkäuferin vom Supermarkt, die nette Dame
am Tresen im Restaurant (uno Espresso prego) für einen Euro und einige
Platzangestellte begrüßen uns freundliche als alte Bekannte.
Überhaupt wurden wir öfters angesprochen: "Sie sind doch der
rote VW-Bus?"
Sonntag, 15. September.
Um 11.30 Uhr ist der Himmel grau
in grau, es hat 22 Grad Wärme und wir haben erst um 10 Uhr gefrühstückt.
Lothar ärgert sich immer noch mit dem extrem langsamen Laptop rum
und jetzt wollen wir zur Strandpromenade. An den nächsten Tagen gab
es wieder Sonne und manchmal warmen Wind. Am Mittwoch gab es Grillhähnchen
(Pollo) für 6,90 Euro im Supermarkt. Wir bestellen uns eins für
12 Uhr und es hat mit Zitronenstückchen im Bauch sehr gut geschmeckt.
Ursprünglich wollten wir am Sonntag, 22. September abreisen und in
einem Stück nach Hause fahren, da Lothar am Montag um 8.30 Uhr einen
Termin beim Zahnarzt hat. Dann kam Lothars weise Entscheidung doch bereits
am Samstag zu fahren und am Millstätter See beim Camping Burgstaller
noch mal zu übernachten. Wir haben es dann am Sonntag nicht mehr so
weit nachhause.
Am Freitag, 20. September waren
wir abends zum Bezahlen an der Rezeption. Für 11 Tage 313,50 Euro,
das sind trotz Herbstpreise noch 28,50 Euro pro Tag. Im Sommer kostet es
das doppelte. Wir haben auch die Fahrräder aufgesattelt und
alles vorbereitet, damit es am Samstag nach dem Frühstück gleich
losgehen kann. Es hat alles prima geklappt und wir verließen um 8.45
Uhr unseren Urlaubsplatz Jesolo. Das Navi führte uns Richtung Autobahn
und außer einem Baustellenstau gleich nach der Auffahrt in Richtung
Triest lief der zum Teil starke Verkehr recht zügig und wir waren
gegen 11 Uhr nach 2,25 Stunden Fahrzeit bereits an der Grenze.
Nachdem wir nun schon das dritte
Pickerl für 8.30 Euro kaufen mussten und den Italienern in Tarvis
13,50 Euro Straßenmaut bezahlt hatten, fuhren wir bis zur Ausfahrt
Feistritz um Villach herum um dann auf einer steilen und schmalen Landstraße
zum Millstätter See hinunter zu fahren. Um 11.30 Uhr meldeten wir
uns beim Camping Burgstaller an und haben die Übernachtungsgebühr
in Höhe von 22 Euro gleich bezahlt. Wir haben einen schönen Stellplatz
gegenüber dem lustigen Sanitärhaus bezogen. Laut Campingführer
ist es Europas unglaublichstes Sanitärhaus. Außen windschiefe
Optik, innen modernster Komfort mit einer Waschlandschaft für Kinder
im Stile eines karibischen Piratennestes. Im ersten Stock war auf der Vorderseite
ein Piratenschiff nachgebaut, bei dem sich jede Stunde die Geschützpforten
öffneten und mit viel Rauch und Lärm die Geschütze abgefeuert
wurden. In jeder Toilette war ein Fernseher angebracht und die Klobürsten
steckten in Totenschädeln.
Zum Mittagessen gingen wir in das
Platz-Restaurant. Schnitzel mit Petersilienkartoffeln, gemischten Salat
und Murauer Bier für 27,50 Euro. Am Nachmittag waren wir im Strandbad
und haben auf der Seeterrasse zwei super leckere Frappee geschlürft
(Banane und Erdbeere). Jetzt wollen wir im Restaurant Malibu Abendbrot
machen und Fernsehen bis der Sandmann kommt. Dazwischen wollen wir noch
mal zuschauen wenn das Piratenschiff seine Kanonen ausfährt und aus
allen Rohren ballert, dass es nur so raucht. Einmalig der Kinderbereich
in diesem Gebäude, man muss es erlebt haben.
Sonntag 22. September
Nach dem Frühstück starten
wir zur letzten Etappe Richtung Heimat. Nachdem wir in Seeboden noch mal
voll getankt hatten, ging es auf die Autobahn nach Salzburg. Es war extrem
wenig Verkehr, keine Lastzüge, wenig Urlauber und im Katschbergtunnel
haben wir einmal vor und hinter uns kein einziges Fahrzeuglicht gesehen.
Um Salzburg herum fuhren wir nach Freilassing und auf der B 20 weiter durch
Niederbayern. Bei Burghausen war die B 20 gesperrt und auf der Umleitung
wären wir gerne in Altötting zu einem bayerischen Mittagessen
eingekehrt aber nachdem wir uns in die Innenstadt durchgekämpft hatten
mussten wir feststellen, dass der Marktplatz wegen einer Sportveranstaltung
gesperrt war. Also suchten wir uns als neues Ziel Eggenfelden aus. Diesmal
hatten wir Glück und ein zugereister Sachse empfahl uns den Gasthof
"Zum alten Wirt". Hier waren wir richtig. Schweinekrustenbraten, Kartoffel-
und Semmelknödel, gemischter Salat und süffiges, bayerisches
Bier waren ein Genuss nach drei Wochen Schmalzbrot und Pizza. Bei sonnigem
Herbstwetter ging es durch den Gäuboden und über Straubing
nach Regensburg. Gegen 15 Uhr ließen wir die Autobahn hinter uns
und fuhren auf der B 85 nach Amberg. Gegen 15.30 Uhr sind wir in die Wilhelm
Busch Straße eingefahren und drei erlebnisreichen Urlaubswochen liegen
hinter uns.
Erst wenn man VW Bus fährt...merkt
man wie eng es draußen ist!
Lothar und Gerda Göhler
Wenn ein Clubfreund einen ähnlichen
Camping-Urlaub plant, kann er gerne meinen ausführlichen und kompletten
Reisebericht anfordern. Eine E-Mail an lothargoehler@nexgo.de genügt.
Weiter können Sie sich bei
der touristischen Beratung des Deutschen NAVC eine individuelle Reiseroute
ausarbeiten lassen.
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