Mit unserem Camping-Bus, genannt "Malibu",

zum NAVC-Kongress 2012 nach Berlin.

Von Lothar und Gerda Göhler


Mittwoch 18. April 2012. Es ist halb elf, als wir nach kurzer Einkaufstour im Kaufland endlich über die B 85 zur Berliner Autobahn kommen. Zum Glück ist nur mäßiger Verkehr und trotz endlos langen Autobahnbaustellen geht es zügig voran. Im Raum Schleiz und Triptis wird die Autobahn auf sechs Spuren ausgebaut und es sind unzählige Baumaschinen im Einsatz.

Am Hermsdorfer Kreuz wechseln wir auf Bundesstrassen und fahren durch Dörfer mit Namen wie Rodameuschel, Kökenitzsch, Crölpa oder Kukulau nach Bad Sulza, wo wir um 12.50 Uhr ankommen. Hier besuchen wir die Toskana Therme in landschaftlich schöner Gegend, an der Saale hellem Strande gelegen. Die Therme Bad Sulza hat 3000 m² Thermenlandschaft, 11 Thermalbecken und 7 Badebecken. Zuerst haben wir in dem Ristorante Toskana gedünstetes Seelachsfilet auf Kartoffelsalat und rotem Pesto für 7,90 Euro und Kartoffelspalten mit Kräuterquark für 3,50 Euro gegessen. 
Dann haben wir bis 16 Uhr (drei Stunden) das Badevergnügen im sehr warmen und salzigen Wasser genossen. Die Zeit war schnell vergangen und wir hatten ja noch einige Kilometer zu fahren um zu dem angepeilten Campingplatz "an der Rudelsburg"  in Bad Kösen zu kommen. 

Unser Navi schickte uns kreuz und quer entlang der Saale und über eine Hochebene, wo wir wieder schöne Ortsnamen sehen wie Punkewitz,  Zäckwar, Zschorgula oder Meineweh. 
Manchmal glaubten wir nicht auf den richtigen Weg zu sein aber trotzdem stehen wir nun auf dem romantischen Campingplatz am Ufer der Saale unterhalb der Rudelsburg, auf der 1826 das bekannte Lied "An der Saale hellem Strande…" geschrieben wurde. Der Platz hat ein ziemlich neues Sanitärgebäude und ist sehr gepflegt. Die Platzverwalterin gab mir ein Wäschegestell, wo ich im warmen Waschraum unsere nassen Badeklamotten trocknen konnte. 

Bei einem schönen Sonnenuntergang haben wir im Restaurant Malibu ein ausgiebiges Abendessen gehabt und uns über einen Campingnachbarn amüsiert, der nun schon seit zwei Stunden seine Satellitenschüssel von einem Platz an den anderen trug ohne einen Empfang zu haben und nun hat sich Lothar in die Schlummerecke zurückgezogen und ich werden noch etwas Kreuzworträtseln.

Donnerstag 19. April. Die Campingwiese ist weiß gefroren, es hat an die null Grad. Mit Strom und Gas ist unsere Behausung im Nu warm und das Frühstück mit zwei doppelten Semmeln (in der Rezeption geholt) sorgte für einen guten Tagesanfang. Gegen 9.30 Uhr waren wir bereits auf Achse um rechtzeitig auf dem Campingplatz Blütengrund, unweit von Naumburg einzuchecken. 
Wir wollten um 11 Uhr mit einem Schiff auf der Unstrut nach Freyburg fahren. 

Bei sonnigen aber etwas kühlen Wetter gehen wir die wenigen Schritte zum Fluss und klopfen mit einem Hammer auf ein Eisenstück, um den Fährmann auf unsere Seite zu holen. Für zwei Euro schippert er uns an das andere Ufer, wo es ein Gartenlokal am Zusammenfluss von Saale und Unstrut gibt. Bis unser Schiff startklar ist, lesen wir die Speisekarte des Lokals. 
Da gibt es zum Beispiel:
Was Fäggedahrisches: "Jemiseschndzl mid Broggolih un Gardoffelröhssdiehs unn Groidr. 
Gut hat uns auch das Getränk: "Bahnnahnännnägggdahr" für 1,60 € gefallen. Das ist übrigens Bananennektar. 

Pünktlich um 11 Uhr legte die "Reblaus" mit zwölf Passagieren an Bord ab. (40 Personen sind auf diesem kleinen Schiff zugelassen). Wir sitzen gemütlich im hinteren Bereich auf Sofakissen und bekommen vom Steward einen Unstrut-Gutedel serviert, der uns ausgezeichnet schmeckte. 
Der Kapitän lenkte sein Schiff vorsichtig durch die Niedrigwasser führenden Unstrut, vorbei an Rebhängen, Weingütern und Villen bis wir pünktlich um 12.15 Uhr Freyburg erreichten. 
Von weitem grüßt uns schon die mächtige Neuenburg, die um einiges größer als die Wartburg ist und die zu DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben war. Nun sieht sie wieder aus wie neu. 

Auf dem Weg zur Stadtmitte suchen wir uns ein kleines, gemütliches Restaurant auf und stärken uns mit "Thüringer Brätl an Bratkartoffel" für die anschließende Sektkellerei-Besichtigung der Rotkäppchen Sektkellerei. Über den Marktplatz mit Rathaus geht es bergauf. "Rotkäppchen" war die Sektmarke des Ostens. Bald standen wir vor dem schlossähnlichen Gebäude aus dem Jahr 1856. Beeindruckend das Treppenhaus im Turm, was von Reichtum und Geschäftstüchtigkeit zeugt. An der Längsseite des Komplexes war der Eingang zum Verkaufsraum und den Rundgang der Führung durch den historischen Trakt der Kellerei. Das Besondere war vor allem ein Gewölbe mit einem kunstvoll geschnitzten Riesenfass, das größte Cuvee-Holzfass in Deutschland mit einem Fassungsvermögen von 160.000 Flaschen Wein! 

Wir sahen den überdachten Innenhof wo gerade für eine Sektverkostung die weiß gedeckten Tafeln  hergerichtet wurden. Zum Ende der Führung wurde für die Teilnehmer an der Bar der Rotkäppchen Rosee eingeschenkt und die redegewandte Dame erklärte uns den Werdegang der Burgunder-Traube zum rosafarbenen Sekt. Ein interessanter Nachmittag von 14 Uhr bis 15.30 Uhr für fünf Euro pro Person inkl. ein Glas Sekt.

Anschließend suchten wir auf dem Rückweg ein Frisörgeschäft auf, das mir aber wegen Personalmangel keine Wasserwelle machen konnte. Dasselbe passierte auch im zweiten Geschäft, die arbeiten nur auf Vorbestellung. Erst im dritten Salon nahm man mich an und die nette Friseuse brachte  für 13,50 € meine Haare wieder in Form. Gegen halb fünf  war ich fertig. 
Lothar holte mich ab (er hatte sich  inzwischen mit einem Einheimischen über die Lage der Nation unterhalten) und wir gingen zurück zum Schiffsanleger. 

Die Wartezeit verbrachten wir bei Kaffee und Käsekuchen im daneben liegenden Lokal "am Wehr" mit italienischen Touch. Pünktlich war die "Reblaus" wieder zur Stelle, wir bestellten uns wieder zwei Viertel Gutedel von der Unstrut und schipperten zurück. Der Fährmann brachte uns über die Saale und wir waren nach wenigen Schritten am Campingplatz Blütengrund wo wir sicher wieder eine ruhige Nacht verbringen werden.

Freitag 20. April. Wir sind zeitig dran und verlassen bereits um 9 Uhr den Campingplatz. Die bestellten Brötchen nehmen wir für unterwegs mit. Unser erstes Ziel ist der Dom von Naumburg. 
Unser Navi führt uns dazu auf einem Parkplatz beim Landesgericht in unmittelbarer Nähe zum Dom. Wir lösen für eine Stunde ein Parkticket und gehen dann zu dem mächtigen Vier-Türme-Bauwerk. 
Für 6,50 Euro Eintritt pro Person dürfen wir auf Besichtigungstour gehen und sind erstaunt von den vielen Andachts- und Chorräumen mit kostbaren, alten Gegenständen, die man gesehen haben muss. 
Besonders berühmt ist die Figur der Uta, welche man im Westchor bewundern kann. 

Die geschäftstüchtigen Naumburger verlangen für das Filmen in der Kirche 5 Euro, aber wir waren allein drin und da ging das auch ohne Almosen. Nach einer Stunde gingen wir zurück zum Malibu und hatten als Nachbarn ein Auto mit AS-Kennzeichen  (unser Landkreis Amberg-Sulzbach) bekommen. Ein junges Paar aus Hahnbach, ebenfalls auf Erkundungstour an der Saale unterwegs, sprach uns an uns es folgte eine längere Unterhaltung bis wir schließlich weiterzogen. Das Wetter trübte sich ein und es nieselte stellenweise. An der Unstrut-Weinstraße fuhren wir nach Großjena zu den großen Steinmauern mit den Felsreliefs. Es ist die steinerne Bibel. Dieses 150 Meter lange Kunstwerk mit Weinbauszenen  hatte ein Künstler um 1713 in den Sandstein geschlagen. 

Danach kamen wir nach Freyburg und konnten die Unstrut-Saale-Weinstraße nicht weiterfahren, da es viele Umleitungen und Straßensperrungen gab und uns das Navi nach einigen Irrfahrten zur Aufgabe zwang. Den Winzer Böhme in Kirchscheidungen, bei dem wir uns ein paar Flaschen Wein holen wollten,  mussten wir verschmerzen, denn da führte kein Weg hin. Wir fahren unter der drei Kilometer langen Unstrut-Talbrücke der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Leipzig durch und bewundern die fast 100 Meter hohen Pfeiler. 

Jetzt geht es auf dem direkten Weg nach Nebra. Dort wurde im Jahr 1999 die nun weltberühmte "Himmelsscheibe" gefunden, bzw. ausgegraben. Es ist eine 30 Zentimeter große Bronzescheibe mit astronomischen Symbolen und ihr Alter wird auf 3600 Jahre geschätzt. 
Der Versicherungswert liegt zurzeit bei 100 Millionen Dollar.

Die Arche von Nebra, die wir nach einem kurzen Fußmarsch erreichen ist ein auf einer Anhöhe stehendes, goldfarbenes, seltsames Gebäude und beherbergt ein Museum. Für 9,50 € Eintritt pro Person ließen wir uns bezaubern und belehren über das Universum das diese 3600 Jahre alte Scheibe aufzeigt und was es mit den Gestirnen so auf sich hat. 
In etwa drei Kilometer Entfernung ist die Fundstelle dieser Himmelscheibe, die durch Grabräuber in andere Länder gebracht wurde und erst 2002 wieder gefunden wurde. 

An der Fundstelle steht nun ein Aussichtsturm aber auf diese Attraktion haben wir verzichtet und sind weiter nach Wiehe gefahren, wo wir Deutschlands (flächenmäßig) größte Modelleisenbahn besichtigen wollen. Der Weg und das Eintrittsgeld von 9 Euro für Rentner haben sich gelohnt. 
In den Riesenhallen, es waren 12.000 Quadratmeter Eisenbahngeschichte, ist wirklich viel geboten. Unzählige Zuggarnituren, tolle Bauwerke und Landschaftsbilder waren sehenswert. In einer Extrahalle war die Nachbildung der Chinesischen Terrakotta-Armee zu sehen. In Lebensgröße stehen da 780 Krieger aus Ton mit ihren Generälen und Offizieren. 

Von diesen vielen Eindrücken müde, haben wir noch einen Abstecher nach Querfurt gemacht. Hier wäre die größte Burganlage Mitteldeutschlands zu besichtigen (sie ist siebenmal so groß wie die Wartburg), aber wir bevorzugten doch lieber einen Campingplatz wo wir uns von den Strapazen des Tages entspannen können. Also fuhren wir acht Kilometer zurück wo wir auf dem Campingplatz Hermannseck einen Stellplatz unter einem blühenden Kirschbaum  bekamen. In der daneben liegenden kleinen Campingklause haben wir bei den freundlichen Wirtsleuten bei Köstritzer Schwarzbier, Currywurst und Pommes eine kurze Einkehr gemacht und den Rest des Abends im Malibu mit Lesen verbracht. Der Clou hier war noch, dass man für die Toilettentüren eine Türklinke aus Messing bekam an Stelle eines Schlüssels.

Samstag 21. April.  Nachdem wir 17 Euro Übernachtungsgebühr bezahlt hatten und uns der gut gelaunte Platzwart ausgiebig die Strecke zum Real-Supermarkt und dann zur Autobahn erklärt hatte, fuhren wir zuerst noch zur Burganlage der Stadt Querfurt, in der an diesem Wochenende ein mittelalterliches Fest stattfindet und deshalb das Gelände nur mit einer Eintrittskarte zu betreten war.       

Der freundliche Mann an der Kasse ließ uns aber mal in den Burghof schauen wo schon die Marktstände aufgebaut wurden. Auch zwei sächsische Schotten lernten wir kennen, die gerade ihren Kilt in Falten legten.
Danach machten wir noch einen Abstecher zum Supermarkt Real, weil es dort einen Saale-Unstrut-Wein geben soll. Tatsächlich kamen wir noch zu unserem Unstrut-Wein und dazu noch zu einer Dose "Soljanka". Inzwischen war es schon 10.30 Uhr und wir wollten ja um 14 Uhr in Berlin sein. Also fuhren wir zur Autobahn um Halle herum bis zum Kreuz Rippachtal und dann die Autobahn nach Berlin. Nach der Durchquerung von Berlin, das Ziel "Hotel Waldschlösschen" lag in Glienicke/Nordbahn auf der nördliche Seite von Berlin, erreichten wir das zwischen hübschen Wohnhäusern und Bäumen gelegene Hotel. Es war inzwischen 13.30 Uhr und die meisten NAVC Kongress-Teilnehmer waren schon da. 

Das Malibu parkten wir in einer schmalen Seitenstraße und wir siedelten mit unserer Reisetasche in das Hotel um. Ein schönes, bequemes Zimmer mit Bad. 
Kostenpunkt mit Frühstücksbuffet zum NAVC-Vorzugspreis von 78 €.
Um 15 Uhr begann die Sitzung (wir beide waren Delegierte des NAVC- Landesverbandes Nordbayern) und sie dauerte trotz Neuwahl nur bis 16.30 Uhr. Dazu gab es Kaffee und Frankfurter Kranz. Die Zwischenzeit bis 19 Uhr verbrachten wir mit Augenpflege. 

Zum Dinner waren wir wieder mit am Tisch des LV-Nordbayern mit insgesamt neun Personen.
Nach einer kurzen Ansprache des NAVC Präsidenten Lothar Dieber wurde das Buffet eröffnet. 
Viele leckere Gerichte hatten die Köche zubereitet von Spargelsuppe, Fisch, Schnitzel, Pasteten bis zu Dessertträumen in sechs Varianten blieb kein Wunsch offen. In geselliger Runde mit Schlagermusik verbrachten wir bis 22.30 Uhr fröhliche Stunden.

Sonntag 22. April. Bedeckter Himmel und leichter Regen konnte unserer guten Laune nichts anhaben. Nach reichhaltigem Frühstück, munteren Gesprächen und Witzen war es an der Zeit, die Reisetasche zu packen und Richtung Heimat zu starten. 436 Kilometer lagen vor uns. 

Das Navi, Lothar, ich und der Malibu hatten zu tun um aus dem Großstadtstraßen-Dschungel von  Berlin herauszukommen. Die Erleichterung kam, als wir nach ca. 40 Kilometer Stadtverkehr Charlottenburg, Wannsee und Avus hinter uns hatten und auch der sonntägliche Ausflugsverkehr weniger wurde. 

Problemlos flitzte der Malibu die zum Teil sechsspurige Autobahn runter bis zur fränkischen Schweiz  und als wir dann die ersten Kilometer über die B 85 fuhren, fing es an zu regnen. 
Pünktlich wie nach Naviberechnung waren wir um 14.31 Uhr wieder zu Hause.

Fazit. Fünf erlebnisreiche Tage mit Neuentdeckungen und viel blühenden Bäumen im April 2012.

Unsere neue Fahrstatistik im Navi zeigte an:
Berlin-Sulzbach-Rosenberg:
Höchstgeschwindigkeit 148 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit 99 km/h
Strecke 435 Kilometer
Fahrzeit 4,22 Stunden

In Sachsen: 
Was wünschen Sie?  
"Ich hädde gärne ä Globus von Dräsdn."
 


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