Die Nahe von der Quelle bis zur Mündung.

Im Juni 2010

von Lothar und Gerda Göhler


Nach einer langen Durststrecke „Camping-Urlaub“ ist es am Mittwoch, 30 Juni endlich soweit. Der Malibu, den wir bereits im März angemeldet hatten scharrte schon ungeduldig mit den Hufen und wir starten um 11.10 Uhr zur Autobahn. Da war allerdings schon wieder Schluss, denn wegen eines Großbrandes auf der Autobahn wurden wir mit und durch ein großes Polizei- und Rettungs-Aufgebot über Eckelshof zur Anschlussstelle Alfeld geleitet.
Nun ging es aber flott weiter bis zur Raststätte Kammerlander Forst, wo wir erst mal ein ausgiebiges Picknick einlegten. Vor Heilbronn war, wie schon seit Jahren, zäh fließender Verkehr und Großbaustellen und das bei Temperaturen von 30 Grad. An der Ausfahrt Hirschberg/Neckar wechseln wir auf die Landstraße Richtung Bergstraße.
Der Campingplatz Wiesensee in Hemsbach, mit guten Sanitäranlagen ausgestattet und an einem Badesee gelegen, war unser Ziel.
Nachdem es keine Bus- oder Bahnverbindung nach Heppenheim gab, wo wir am Abend beim großen Weinmarkt mitmischen wollten, mussten wir mit einem Taxi fahren, was uns erst einmal einige Telefonate kostete und dann jeweils 15 € Fahrpreis. Aber das war es uns wert die romantische Stadt Heppenheim zu besuchen, die auch Geburtsort des Formel-1-Piloten Sebastian Vettel ist.
Der Marktplatz mit dem stattlichen Rathaus und dahinter die große Domkirche war die passende Kulisse für einen schönen Sommerabend. Beim „Goldenen Engel“ hatten wir einen guten Platz um das Festgeschehen bei Winzersteaks mit grünen Bandnudeln und einer Trester-Traubensoße zu genießen. Dazu gab es Heppenheimer Weißburgunder und Mineralwasser.
Danach suchten wir einen Winzerhof und fanden ihn beim „Feierabend-Winzer“. Wir setzten uns an einen Tisch mit Einheimischen und lernten dabei so einige Originale kennen. Einen schrulligen Schreibwarenhändler, der im Winter Faschingsmasken verkauft und im Sommer Radiergummi. Nebenbei war er mit seinen 76 Jahren noch ein gefragter Schlagzeuger bei einer Band.
Außerdem lernten wir noch den jetzt 80-jährigen, ehemaligen Feuerwehrkommandanten von Heppenheim mit Gattin kennen, der uns vom guten Bergsträßer Wein erzählte. Mit einem Löffel Zucker war er ein gutes Grippemittel und wegen der Säure sorgte er für einen faltenfreien Teint. Gegen 22 Uhr ließen wir uns von unserem Taxi wieder zum Campingplatz zurückbringen und der erste Urlaubstag war zu Ende.

Donnerstag 2. Juli. Gegen 9 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Bensheim um die romantische Altstadt zu sehen und daselbst ein ausgiebiges Frühstück zu veranstalten. Nach zehn Kilometer waren wir da, doch leider waren Parkplätze Mangelware. Parkhäuser gab es in großer Anzahl, die aber nicht für unseren 2,32 Meter hohen Malibu geeignet waren.
Schließlich fanden wir nach längerer Sucherei ein schattiges Plätzchen und für unsere knurrenden Mägen ein super Frühstück für 22 Euro unter einem Sonnenschirm.
Unser nächstes Ziel war Grünstadt, zehn Kilometer nördlich von Bad Dürkheim gelegen.
Wir landeten wir in der langen Einkaufsmeile vor der Eisbar Cortina. Zwei große Eiskaffeebecher waren genau das Richtige an diesem heißen Nachmittag.
Danach fuhren wir auf Nebenstraßen über Battenberg, Hettenleidelheim, Ramsen und Enkenbach mitten durch die Fußball-Metropole Kaiserslautern.
Weiter ging es dank Navi über Sambach und vielen kleinen Ortschaften nach Baumholder. Der Militär-Stützpunkt und Truppenübungsplatz hat eine riesige Ausdehnung. Bei 4500 Einwohnern sind dort zusätzlich 18 000 Amerikaner stationiert. Die Amerikaner betreiben zwölf eigene Kirchen sowie Kinos und ein Krankenhaus. Viele Geschäfte der Gemeinde akzeptieren Dollars als Zahlungsmittel und sind in hohem Maße von den Amerikanern abhängig.
Um 17 Uhr sind wir an unserem Ziel-Camping am Bostalsee, der bereits im Saarland liegt, angekommen.
Ein großer Platz, halbleer, mit neuer Rezeption und Sanitärgebäude zum Preis von 25 Euro inkl. Warmduschen. Wir haben abends vor der Camping-Gaststätte noch zwei Gläser Weißherbst getrunken und so den Tag ausklingen lassen.

Freitag 3. Juli. In Selbach soll sich die Nahe-Quelle befinden und wir gehen auf die Suche. Nach einigen Irrwegen entdecken wir sie schließlich doch. In einem kühlen Laubwäldchen kommt aus einem kleinen Loch in einer dicken Felsplatte ein bescheidenes Rinnsaal. Wir haben das Loch zugehalten und in Bingen werden die sich gewundert haben, warum die Nahe plötzlich kein Wasser mehr führt!!
Beim Rückweg zum Malibu haben wir noch die massive Schutzhütte der Saarländer Bergwacht begutachtet. Dann ließen wir uns vom Navi in Richtung Idar-Oberstein lotsen, in der Hoffnung auf eine stärkende Mittagsrast.
Die Sonne verbreitete eine Gluthitze und unsere Kehlen waren trocken wie die Sahara. Durch das enge Nahetal kämpften wir uns durch einige Umleitungen und kamen schließlich nach Kirn, fanden gleich einen Parkplatz und kehrten auf dem schnuckelichen Marktplatz im Restaurant Böhm ein. Trotzdem es bereits 14 Uhr war, machte uns der Chef persönlich Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat.
Dann begaben wir uns auf die Suche nach einem Supermarkt um für das Wochenende versorgt zu sein. Denn bei den gehobenen Gastronomiepreisen erinnern wir uns gerne an unsere geliebte Malibu-Küche. Nach vergeblicher Ausschau auf Aldi, Lidl oder Kaufland kamen wir schließlich zu unserem Übernachtungsziel „Camping Harfenmühle“ im Idarwald.
Ein idyllischer Campingplatz mit Bächlein, Mühlenteich und einem ansprechenden Haus, in dem neben der Rezeption und Mühlenstube auch ein Gourmet-Restaurant vorhanden ist, das sogar im Gault Millau aufgeführt ist. Nachdem wir uns einen schattigen Stellplatz gesichert haben, fuhren wir zurück nach Fischbach und deckten uns beim Globus-Großmarkt (20 Kassen) für die nächsten drei Tage mit Proviant ein.
Zurück am Campingplatz steckten wir uns an das Stromnetz an und gönnten uns auf der hübschen Mühlenterrasse noch diverse Erfrischungsgetränke.
Nun ist es inzwischen 21.15 Uhr und die Sonne hat sich in dem Tal bereits verabschiedet. Es ist eine angenehme Kühle und sie wird uns eine erholsame Nacht bescheren.

Samstag 4. Juli. Ein heißer Tag. Am Nachmittag um 15.30 Uhr haben wir uns in der Mühlenstube einen guten Platz gesichert. Ab 16 Uhr lief auf dem großen Panorama-Bildschirm das WM-Spiel Deutschland-Argentinien. Vor dem Spiel zeigte der Sender die Festmeile in Berlin.
Der Sprecher sagte: „Hier ist Berlin“ und die Zuschauer in der Mühlenstube brüllten: „Und hier ist die Harfenmühle“. Deutschland schoss ein Tor nach dem anderen und als der Endstand 4:0 für Deutschland war, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. Wir speisten auf der Mühlenterrasse zur Siegesfeier Frikadellen mit dreierlei Dips, Salat, Brötchen und einigen Bierchen.
Während der Fussballübertragung ging ein heftiges Gewitter mit ausgiebigen Regen nieder aber wir hatten in weiser Voraussicht alle Fenster im Malibu geschlossen. Leider fiel auch für einige Zeit die Fernsehübertragung aus, aber wir haben nichts verpasst.

Sonntag 5. Juli. Das Gewitter hat die Luft erfrischt und wir haben heute Ruhetag. In der Malibuküche gab es Miracoli.

Montag 6. Juli. Jetzt war es aber auch höchste Zeit an unser nächstes Ziel in Bad Münster am Stein-Ebernburg zu denken. Entlang der Nahe fuhren wir „frei Schnauze“ Richtung Bad Kreuznach.
Bald kamen die ersten Weinberge in Sicht und gegen 13 Uhr waren wir bei dem idyllischen Campingplatz am Zusammenfluss von Nahe und Alsenz unterhalb der mächtigen Ebernburg und gegenüber des Rheingrafenstein mit seiner Burgruine.
Ein schattiger Stellplatz, nette Nachbarn, ein großes, buntes Blumenbeet und über die kleine campingeigene Holzbrücke der Weinort Ebernburg mit zahlreichen Straußwirtschaften.
So ist die Lage.
Gleich in der Nähe ist ein Schwimmbad, welches uns eine willkommene Erfrischung brachte. Das Thermalbecken wird von einer Solequelle gespeist und ist mit 32 Grad temperiert.
Gegen 19 Uhr machen wir einen Fußmarsch in das angrenzende Ebernburg.
Dort haben wir in dem schattigen Innenhof der Traditionsgaststätte „Zur alten Schule“ süffigen Nahewein getrunken und dazu leckere, mit Schafskäse gefüllte Bärlauch-Pfannkuchen und Salat gegessen.
Der Heimweg durch die angenehme Sommernacht beschloss den Tag.

Dienstag 7. Juli. Die Pressluft-Fanfare des Bäckerwagens weckte auch die letzten Schläfer und die Camping-Bewohner kauften knusprige Körnersemmeln fürs Morgenfrühstück. Danach machten wir einen Spaziergang zum Kurzentrum Bad Münster.
Ein hübscher Park mit bunten Rabatten und großen Bäumen und das nostalgische Kurmittelhaus mit Sole-Trinkhalle, wo wir gleich das lauwarme Salzwasser probiert haben.
Die Glanzzeiten dieses Kurortes sind längst vorbei. Die neuen Thermen von Bad Kreuznach haben die Kurgäste abgezogen und die Stadt hat 33 Millionen Euro Schulden.
Das alles erfahren wir von einem 80-jährigen Rentner, der zusammen mit weiteren zehn Kollegen unentgeltlich das Kur-Zentrum sauber hält. In einem langen Gespräch erfuhren wir viel über die Stadt, die viele Bombenangriffe überstehen musste.
Am Spätnachmittag unternahmen wir eine Radtour entlang der Nahe in das Salinental, zu Europas größter Gradieranlage. Über die Reisigwände rieselte das Salzwasser und der feine Nebel ist besonders für Atemwegserkrankungen ein gutes Heilmittel.
Auf dem Rückweg durchquerten wir wieder den Kurpark und ruhten uns auf einer schattigen Bank aus. Eine junge Frau im Rollstuhl gesellte sich zu uns und erzählte, dass sie aus Peru stammt, schon lange in Deutschland ist und nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist. Es war beiderseits eine angenehme Unterhaltung.
Abends waren wir wieder zu Fuß in Ebernburg beim Winzer „Jung“. Dort gab es frisch gegrillten Spießbraten mit Bratkartoffeln und Salat. Die Weinkarte offerierte ca 30 Eigenbauweine.
Auf dem Nachhauseweg besuchten wir noch den Winzerhof „Remis´che“ und es gefiel uns gut in dem gemütlichen Innenhof. Der frische Nahewein schmeckte mit einer Knabberplatte einfach sauguat. Den Rest der Platte mit etwa vier Scheiben rohen Schinken und zwei Scheiben Brot verpackte Lothar rucki-zucki in der Speisekarte und so hatten wir noch am nächsten Tag eine ausreichende Mittagsvesper.

Mittwoch 8. Juli Das heiße Sommerwetter hält an. Gegen 10 Uhr bezahlen wir an der Rezeption und lachen noch über das Schild, welches über dem Stammtischplatz hängt:
„Herr lass Gras wachsen, die Rindviecher werden immer mehr“.
Nachdem wir bei Lidl noch sechs Flaschen Mineralwasser gekauft haben sind wir auf die Ebernburg gefahren. Eine trutzige Anlage in sehr gutem Zustand. Ein Besitz der Evangelischen Kirche, welche dort Seminare und Tagungen abhält.
Ein weitschweifender Rundblick über das Nahetal, die Rotenfelsformation und die Ruine Rheingrafenstein hat sich gelohnt. Nun ging es weiter, wir durchquerten Bad Kreuznach und fuhren auf der B 48 nach Bretzenheim zum großen Gedenkkreuz auf dem „Feld des Jammers“.
 

Auf einer riesigen, baumlosen Fläche hatten 1945 die amerikanischen Besatzer ein Gefangenenlager eingerichtet und etwa 100.000 deutsche Soldaten hinter Stacheldraht und bei scharfer Bewachung unter erbärmlichen Zuständen festgehalten. Einer von diesem ehemaligen Soldaten war mein Vater, der von Mai bis September 1945 dieses Dilemma trotz Typhus überlebt hat.
Nach ca. 20 Kilometer kamen wir nach Bingen am Rhein, wo wir die Nahe in den Rhein laufen ließen und fanden auch ohne Navi problemlos den Campingplatz vom Bauer Schorsch an der Rheinaue gegenüber von Rüdesheim und dem Niederwalddenkmal.
Der Platz liegt neben der zerstörten „Hindenburgbrücke“ die im März 1945 von deutschen Pionieren gesprengt wurde. Die Auffahrtsrampen und die Fundamente im Fluss sind noch erhalten.
Unser Domizil kostete diesmal nur 11.50 € weil der Mann an der Rezeption unseren Malibu als Zeltplatz berechnet hat.
Nachdem wir am Nachmittag schon mal an der Rheinterrasse des Campingplatzes Kuchen gegessen hatten, besuchten wir am Abend zusammen mit „den Freunden des getretenen Leders“ die Übertragung des WM-Halbfinale Deutschland-Spanien, das dann leider 0:1 verloren ging.

Donnerstag 9. Juli. Gegen 10.30 Uhr sind wir abgereist. Es ging auf die stark befahrene Autobahn über Mainz, Wiesbaden, Frankfurt. Auf einem Rastplatz eroberten wir zum Mittagspicknick eine Sitzgelegenheit mit Tisch. Dabei konnten wir die Flugzeuge beobachten, die in Minutenabständen den Rhein-Main Flughafen ansteuerten.
Auf der Weiterfahrt gab es Super-Baustellen, die sich von Aschaffenburg durch den ganzen Spessart hinzogen. Da werden ganze Berge abgegraben und neue Autobahnbrücken für eine sechsspurige Autobahn gebaut.
Bei Randersacker fuhren wir dann ab und ließen den zähfließenden Brummiverkehr hinter uns.
Wir kamen schließlich in den malerischen Weinort Dettelbach, der aber nur einen Wohnmobil-Stellplatz aufweisen konnte.
Also entschieden wir uns für Escherndorf und hatten Glück, auf dem Campingplatz direkt am Main und an der Weinhängen der Lage Escherndorfer Lump mit der mächtigen Vogelsburg als Krönung einen schattigen Platz unter zwei Bäumen zu finden.
Bei einem Rundgang durch den Platz konnte Lothar ein Großfeuer auf einem nahe gelegenen Getreidefeld beobachten. Mehrere Feuerwehren konnten die Riesenflammen nicht löschen, die durch einen defekten Mähdrescher entstanden waren und so mussten in die betroffenen Felder Brandschutzstreifen reingeackert werden.
Zum Abendessen auf der hübschen Restaurant-Terrasse sind es von unserem Malibu nur zehn Schritte, da kann auch ein Glas mehr vom süffigen Frankenwein kein Problem werden.

So werden wir den Kurzurlaub in aller Gemütlichkeit ausklingen lassen und morgen am Freitag 9. Juli wieder in der Wilhelm Busch Straße eintrudeln.
 

Wenn ein Clubfreund einen ähnlichen Camping-Urlaub plant, kann er gerne meinen ausführlichen und kompletten Reisebericht anfordern. Eine E-Mail an lothargoehler@nexgo.de genügt. 
Weiter können Sie sich bei der touristischen Beratung des Deutschen NAVC eine individuelle Reiseroute ausarbeiten lassen. 
 


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