Hessen im Juli 2011

von Lothar und Gerda Göhler


Unter dem Motto „Hessen wir kommen“ starten wir am Montag 18. Juli um 10.15 Uhr zu einer zehntägigen Erlebnistour. Nachdem wahrscheinlich uns Bayern die Adria besser bekannt ist als das Land Hessen, wollten wir uns diesmal etwas näher dort umschauen.
Lothar und sein Computer haben bereits Strecken und Ziele vorbereitet und somit war alles bestens geregelt. Vor Nürnberg warnte uns das Navi vor einem Stau mit 50 Minuten Zeitverzögerung. Es leitete uns aber perfekt um den Stau herum und so konnten wir fast ohne Zeitverlust unsere Fahrt auf der A 6 Richtung Würzburg fortsetzen. 
Trotz starkem Verkehr waren wir nach 260 Kilometer planmäßig an der Ausfahrt Fulda Nord und fuhren durch viele kleine Rhöndörfer über Hofbieber nach Danzwiesen um dann den Aufstieg zur sagenumwobenen Milseburg, dem zweithöchsten Berg der Rhön,  bei leichtem bis mäßigen Regen zu bewältigen. 
Steil und mühsam war es und als wir oben ankamen, waren die Montagssänger, die sich jeden Montag in der Milseburghütte zum Volksliedersingen treffen, bereits anwesend und die urige Hütte war gerammelt voll. Wir waren dann noch ein paar Meter höher geklettert, wo um die Gandolf-Kapelle und das Gipfelkreuz ein gewaltiger Sturm toste. 
In der Hütte bekamen wir dank Lothars Bemühungen noch zwei Plätze und dazu ein Liederbuch in die Hand gedrückt mit 140 Volks- und Heimatliedern von der schönen Rhön. Seit vielen Jahren treffen sich jeden Montag sangesfreudige Menschen bei der Hüttenwirtin Patricia und singen von Ziehharmonika und Gitarre begleitet das Liederbuch durch. 
Einer von ihnen gibt immer die Seitennummer an und schon geht’s los. Wir hatten natürlich Hunger und Durst und bekamen dafür Bier aus der Fuldaer Stiftsbrauerei und zwei stramme Rhön-Maxe. 
Der Kümmelschnaps hinterher soll auch nicht unerwähnt bleiben. 
Während wir in der Hütte saßen, gingen draußen weitere, heftige Schauer nieder und wir mussten dann beim Abstieg gut aufpassen wegen Rutschgefahr. Im Malibu wurden die Bergstiefel ausgezogen und wir machten uns auf die nächste Etappe zum Campingplatz Wallenstein im Knüllwald. 
Es waren noch 70 Kilometer und wir kamen gegen 18 Uhr an. Idyllisch gelegen an einem Berghang mit einer Burgruine. Im Tal ein Naturbad und einige Fischweiher. Für 16,50 € haben wir einen Stellplatz mit Strom, ganz in der Nähe ein neues Sanitärgebäude und außerdem eine grandiose Aussicht auf die umliegenden Berge und einige Rhönschafe. Ein schöner Spaziergang zur Burgruine bei der auch ein Platz für Zeltcamper mit Feuerstelle und Blockhütte vorhanden ist und eine schöne Abendstimmung mit himmlischer Ruhe waren die letzten Eindrücke dieses Tages.

Dienstag 19. Juli
Es ist angenehm warm und trocken, wir verlassen gegen 10 Uhr unseren romantischen Übernachtungsplatz und peilen das nächste Ziel, die Stadt Homberg an der Efze an. Von weitem sieht man schon die Burg und darunter eine die Altstadt überragende Kirche. Wir parken an der Stadtmauer und kommen zu Fuß durch ein Tor in die mittelalterliche Fachwerkstadt. Nach einer ausgiebigen Besichtigung lassen wir uns auf der Terrasse eines Eis-Cafes nieder und bestellen uns zwei Cappuccino.       
Danach fahren wir auf verschlungenen, engen Wegen mit dem Malibu zur Burg Homberg hoch. Die trutzige Burgruine kann man besichtigen mit Bergfried, Brunnen und das Kräutergärtlein mit einer mächtigen Linde. Im Keller der Burg befindet sich ein Standesamt und an den Außenmauern gab es verschiedene Rosen zu sehen. Jedes Brautpaar, das dort heiratet, pflanzt einen Rosenbusch und ihre Namen sind auf kleinen Metallschildern zu lesen. 
Auf Landstraßen fuhren wir weiter nordwärts und kamen in der Mittagszeit nach Melsungen. Wir haben in Marktplatz-Nähe einen Parkplatz gefunden und sind dann Richtung Rathaus marschiert, zum Mittelpunkt der Altstadt. Der Ratskeller war geschlossen und wartet auf einen neuen Pächter. 
Zum Glück kamen wir mit einem älteren Einheimischen ins Gespräch und er gab uns den Tipp in das Gasthaus „Kleine Köötze“ zu gehen und wir fanden das in der Steingasse 9. 
Reichhaltiger Blumenschmuck an der hübschen Fachwerkfassade machte das gemütliche Gasthaus zum Blickfang. Im ersten Stock befanden sich zwei kleine Gaststuben mit niedriger Balkendecke (der Ober musste immer den Kopf einziehen) und kleinen Fenstern. Die gefällige Einrichtung, die sauber gedeckten Tische, der nette Wirt, das war bodenständige Gastronomie. 
Mit hessischem Hütt-Bier, mit Frischkäse gefüllten Kartoffeltaschen und einer bunten Salatvielfalt hätte das Essen bei Rach dem Restauranttester höchstes Lob geerntet. Und das einschließlich zwei Bier für  19,60 €.
Wir besichtigten noch die bekannte „Bartenwetzerbrücke“. Hier hatten früher die Holzarbeiter, bevor sie in den Wald gingen, ihre Barten (Äxte) geschärft und die Schleifspuren sind noch heute zu sehen.
Am Nachmittag fuhren wir dann über Baunatal zur Wilhelmshöhe bei Kassel um einmal das Herkules-Denkmal zu besichtigen. 
Im Raum Altenritte war allerdings die gesamte Ortschaft wegen Bauarbeiten gesperrt und unser Navi war schließlich so verzweifelt, dass wir es abschalten mussten.
Wir fanden also auf eigene Faust die Auffahrt zum Herkulesdenkmal. Leider ist das bombastische Monument schon seit vier Jahren total eingerüstet wegen Reparaturarbeiten, die über 20 Millionen Euro kosten sollen. Trotzdem konnten wir einen guten Eindruck dieser Bauwerke haben, wenn auch die Wasserfälle nicht in Betrieb waren. Von dieser Höhe hatten wir einen tollen Blick auf die Großstadt Kassel. 
Bei schwülen 27 Grad zog es uns nun an die kühlen Gestade der Weser. Entlang der Deutschen Märchenstraße kamen wir über Hofgeismar und Trendelburg zum Camping Bad Karlshafen. 
Der weitläufige Platz mit dichtem, englischem Rasen wird nun für zwei Nächte unser Domizil sein. Unsere Nachbarn aus Einbeck sind sehr gesprächig und haben einen weißen Kakadu „Susi“ und zwei Schildkröten „Otto und Mäxchen“. 

Mittwoch 20. Juli. 
Um 13.30 Uhr machten wir einen Fußmarsch zur Weser-Therme die über der Brücke beim Kurpark liegt. Wir brauchten mit unserem Senioren-Tempo 20 Minuten. Die Eintrittskarten hatten wir bereits am Campingplatz gekauft und für fünf Stunden 9,50 € statt 11 € bezahlt. Uns hat es gut gefallen in der großzügigen Anlage mit verschiedenen Becken, die bis 36 Grad Temperatur und bis zu 12 % Salzgehalt haben. Es gab genügend Liegestühle und ein integriertes Cafe-Restaurant, wo wir uns zwei halbe Liter Hollunderschorle und zwei Pfirsich-Joghurt Tortenstücke für acht Euro genehmigten. Gegen 19 Uhr machten wir uns auf den Heimweg und verbrachten den Abend mit lesen und Kreuzworträtseln.

Donnerstag 21. Juli. 
Wir haben für zwei Nächte 33 Euro bezahlt und uns auf die Strecke begeben. Zunächst entlang der Weser und dann auf der B 241 nach Warburg. Ein alter Stadtkern mit historischen Häusern und uraltem Kopfsteinpflaster, das gerade herausgebaggert wurde und somit der Gesamteindruck gestört war. Nach kurzem Besuch gehen wir zum großen Parkplatz am Schützenhaus zurück und kaufen uns ein halbes Gockerl für die Mittagsvesper. 
Auf der B 252 geht es nun weiter nach Arolsen, einer Stadt mit vielen Barockbauten, einer ansehnlichen Residenz und einem Kaiser-Wilhelm-Denkmal. 
Die nächste Besichtigung machen wir dann in der Stadt Korbach, das romantische Fachwerkzentrum zwischen Hochsauerland und Edersee. Die Fußgängerzone haben wir der Länge nach vermessen in der ein Geschäft am anderen ist. 
Nun hatten wir genug Erlebnisse und steuerten den Märchen-Campingplatz bei der kleinen Stadt Naumburg an. Auch hier gilt das Motto: “Reißt die Straßen auf, die Fremden kommen“ und wir mussten einige Umleitungen fahren bis wir unseren Stellplatz „der Hase und der Igel“ belegen konnten, der mitten in der Landschaft, umgeben von sommerlichen Wiesenblumen und reifen Getreidefeldern lag. In einer ausgebauten Scheune ist eine kleine Gaststätte eingerichtet, in der wir abends mit Currywurst, Pommes und Bier für zehn Euro bewirtet wurden.

Freitag 22. Juli.
Sechzehn Euro haben wir für die Übernachtung mit allen Abgaben und einem nagelneuem Sanitärgebäude bezahlt, da gibt es wirklich nichts zu meckern. 
Gut gelaunt machten wir uns wieder auf die Strecke. Zunächst parkten wir den Malibu beim Friedhof und wir erforschten bergauf den Ortskern von Naumburg mit der stattlichen Kirche und begegneten nur wenigen Leuten. 
Dass die weltberühmte Uta von Naumburg nicht hier, sondern im Dom in Naumburg/Saale steht, hatte man uns schon an der Rezeption gesagt. 
Dann fuhren wir bis Netze den gleichen Weg zurück und nach wenigen Kilometern sahen wir Waldeck auf einem Berg liegen. Wir fuhren darauf zu um dann den Wegweisern zur Burg zu folgen. Einen Parkplatz unterhalb der mächtigen Burgmauern haben wir für einen Euro gerade noch ergattert und dann steigen wir das letzte Stück zu Fuß hinauf. Es hatte sich gelohnt, es gab von der Terrasse aus einen herrlichen Weitblick über die bewaldeten Hessenberge und einen Großteil des Eder-Stausees samt Staumauer. 
Im Burghof gab es ein Schilderhäuschen, wo Lothar mal kurz die Wache übernahm und aus dem Gebäude mit Uhrenturm kam ein frisch vermähltes Brautpaar, welche durch ein Spalier Ärzte gehen mussten, die mit Sonnenblumen herumwedelten und mit Operationskleidung, Mundschutz und Infusionsständer ausgerüstet waren. 
Danach fuhren wir runter an den Stausee. Die kurvenreiche Strecke, die Staumauer, der extrem Niedrigwasserstand und das Mittagspicknick an der Strecke sind die Erlebnisse am Edersee. 
Auf der B 252 erreichten wir Frankenberg. Eine schöne, alte Fachwerkstadt und wie der Name schon andeutet, auf einem Berg gelegen. Um die müden Knochen in Schwung zu bringen stärkten wir uns erstmal mit Capuccino und Espresso in einem kleinen Cafe, das von zwei Damen bewirtschaftet wird. Dann ging’s weiter bergauf zum wunderschönen Rathaus mit einer riesigen Halle im Erdgeschoss, dem Schieferdach mit Türmchen und Erker, einmalig in seiner Art. 
Auch die Liebfrauenkirche, eine der ältesten, gotischen Kirchen in Deutschland hatte eine Besonderheit aufzuweisen. Vor dem Altar war ein Blütenteppich gelegt, der aussah wie ein Gemälde und den heiligen Geist in Form einer Taube darstellt. Zwei Perlen im Schatzkästlein von Hessen. Im modernen Geschäftsviertel von Frankenberg, unser Navi sagte auf dem Parkplatz von Aldi: „Sie haben ihr Ziel erreicht“ haben wir uns mit Lebensmittel und Mineralwasser versorgt um dann weiter über Battenberg nach Wetter und dann ins Lahntal nach Brungershausen zum Campingplatz „Auenland“ zu fahren. Hier auf dem parkähnlichen Gelände direkt an der noch jungen Lahn werden wir eine ruhige Campernacht verbringen.

Samstag 23. Juli.
Für den romantischen Auenland-Campingplatz bezahlen wir 20 Euro ohne warme Duschen. Auch in der Spülküche lief das warme Wasser nur mit Chipkarte und so wurde der Abwasch verschoben auf den nächsten Campingplatz. 
Den absoluten Treffer landeten wir heute mit der Besichtigung von Marburg an der Lahn. Auf Anhieb fanden wir in der Unterstadt einen Parkplatz in der Nähe des Aufzuges, der uns zunächst 14 Stockwerke hoch zur Oberstadt brachte. Dann mussten wir umsteigen und noch mal fünf Etagen höher schweben. 
Auf dieser Höhe lag das Zentrum von Marburg mit einem prunkvollem Rathaus, stattlichen Fachwerkhäusern und der noch höher liegenden Landgrafenburg. 
Wir haben alles auf Schusters Rappen erkundet, sind etwa 100 Treppenstufen zur Burg hinaufgestiegen und konnten dort weit über das Hessenland schauen. Auf eine Führung verzichteten wir aus Zeitgründen und sahen uns dafür den Rosengarten an. 
Als wir abstiegen, läuteten die Mittagsglocken und wir verzogen uns am Markplatz in die Weinstube „Weinlädele“. Wir hatten die richtige Wahl getroffen und wurden von der netten Bedienung mit geschmelzten Maultaschen und Salat verwöhnt, dazu gab es ein viertel Rheingau Riesling und ein Flascherl Wasser für den Malibulenker. Es wird uns in angenehmer Erinnerung bleiben, das leckere Essen in dem hübschen Lokal. 
Dann bummelten wir zurück, sahen schöne Sachen in den Schaufenstern und fuhren wieder nach unten zum Parkplatz. Für zweieinhalb Stunden haben wir 2,50 € in den Automaten geworfen, aber das war uns die schöne Universitätsstadt wert. 
Nun wurde das Navi neu programmiert und wir machten die nächste Stadtbesichtigung in der Stadt Wetzlar. Das Wahrzeichen und der Mittelpunkt ist der mächtige Dom, gebaut in einem eigenartigen Stil verschiedener Zeitepochen. 
Wir konnten im Zentrum auf dem Domplatz parken, Lothar ließ sich von einer Biene in die Hand stechen, wir besichtigten den Stadtkern, den Dom und stiegen dann gerne wieder in unseren Malibu, denn das Wetter war sehr kühl und regnerisch und wir sind auch in Marburg mit den warmen Fleecejacken unterwegs gewesen. 
Nun fuhren wir noch nach Braunfels, einer kleinen Bergstadt mit der gleichnamigen Burg darüber. Beeindruckend der tadelloser Zustand, die zahlreichen Türmchen und die wuchtige Größe. Wir sind bis zum Burghof gelangt und haben uns die Gebäude angesehen und auch die Kellergewölbe mit den Toiletten. Danach waren unsere Eindrücke befriedigt und wir wollten nur noch auf einen Campingplatz zum Ausruhen. 
Bei der Stadt Weilburg liegt der Ort Odersbach und hier am Ufer der Lahn haben wir einen der letzten Stellplätze ergattert. Vorne am Eingang war ein überdachter Platz, wo am Abend ein Grillfest stattfinden soll. 
Eine fünf Mann Kapelle „de liwwe Jungs“ heizte lautstark mit alten Schlagern und Kölsche Lieder den zahlreichen Campern ein. Es war ein höllischer Lärm. Mit Steaks und Bitburger Pils setzten wir uns dazu und auf dem Heimweg zum Malibu begleitete uns noch das Lied von der „Schwarzen Natascha“.

Sonntag 24. Juli.
Zum Frühstück habe ich von der auch Sonntag geöffneten, nahe gelegenen Bäckerei frische Kürbisbrötchen, Croissant und Rosinenbrötchen gekauft. Mit frisch gebrühtem Kaffee dazu war dieser sehr kühle und regnerische Sonntagmorgen dann doch ein guter Start für die geplanten Vorhaben. Wir bezahlten 19 Euro Übernachtungsgebühr um dann die vier Kilometer entfernte Stadt Weilburg in Augenschein zu nehmen. 
Vor dem Stadttor fand sich gleich ein Parkplatz und wir gingen eine Gasse hinauf zum großen Marktplatz mit Kirche und Schloss. Die Stadt gleicht einer Insel in der Lahn und für Schiffe wurde ein Schiffstunnel gebaut. Vom Land Hessen unter Denkmalsschutz gestellt, ist vor allem der terrassenförmig angelegte Schlossgarten ein wahres Kleinod. Die Blumenrabatten sind einmalig schön bepflanzt mit bunten Sommerblumen sowie Rasenflächen und Buchsbaumhecken. 
Ringsum auf den Balustraden antike Deckelvasen mit viel Gold, eine Meisterleistung der Landschaftsarchitekten. 
Die nächste Sehenswürdigkeit war dann das Städtchen Butzbach mit seinen denkmalgeschützten bunten Fachwerkhäusern. Der Marktplatz wurde zum „schönsten“ des Landes Hessen gekürt. Aber alles wirkte ausgestorben, nur wenige Leute waren unterwegs, die wahrscheinlich wie wir ein warmes Wirtshaus suchten. Von den wenigen Lokalen waren drei geöffnet und wir verzogen uns ins Gasthaus „zum Roßbrunnen“, eine hessisch-italienische Komposition. Urig, gemütlich, gepflegt und vor allem mollig warm bei dieser Hundskälte im Juli. Wir bestellten uns Tagliatelle mit frischen Steinpilzen, Kirschtomaten und Ruccola, dazu Chianti und ein alkoholfreies Bier. Als Aufmerksamkeit wurden wir zur Vorspeise mit Bruschetta und zum Abschluss mit Espresso auf Kosten des Hauses verwöhnt.
Satt und zufrieden nahmen wir dann unsere letzte Tages-Etappe unter die Räder. Dank Navi kamen wir problemlos über die stark befahrene Autobahn in die Großstadt Frankfurt am Main und zum Campingplatz „City Camp“ im Ortsteil Heddershausen. Nach einer kurzen Erholungspause im Malibu begaben wir uns zu Fuß zur U-Bahn Station, die nur 800 Meter von unserem Domizil entfernt ist. 
Wir kauften uns am Automaten zwei Tagesticket zu je 6,50 € und fuhren bis zum „Willi Brand Platz“ und von da mit der Straßenbahn zum Hauptbahnhof. Dort in der Tourist-Info bekamen wir einen Stadtplan und nützliche Auskünfte wo was los ist. 
Unseren ursprünglichen Plan mit dem „Eppelwei-Express“ durch Frankfurt zu gondeln war zunichte gemacht wegen der großen Sportveranstaltung „Ironman Frankfurt“ bei der 2300 Triathleten  3,86 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer laufen müssen.
Nun machten wir auf Eigeninitiative mit der S-Bahn einen Trip nach Sachsenhausen ins „Eppelwei-Viertel“. 
Wir befragten unterwegs Passanten über die Apfelwein-Ausschank-Kneipen und bekamen dann von einem jungen Pärchen dem richtigen Tipp. Bei der nächsten Gasse mit Kopfsteinpflaster sind sie richtig. Nun waren wir tatsächlich in der Klappergass bei der Frau Rauscher mit der Beul am Ei. 
Wir umkreisten zuerst das Viertel wo eine Eppelwei-Schenke an der anderen ist und kehrten dann in der „Affentor-Schänke“ ein. Wir hatten es wieder gut gemacht, eine Original Sachsenhäuser Eppelwei-Schenke, urig rustikal mit gut gelaunten Gästen. Zu einem Ehepaar das gerade Kassler mit Kraut verspeiste setzten wir uns dazu und bestellten Handkäs mit Musik und den beliebten Apfelwein mit 12 % Alkohol. 
Geschmeckt hat es uns prima und mit unseren Nachbarn ergab sich ein nettes Gespräch. Schließlich fuhr uns dann der Mann mit seinem Nissan SUV, schwarz mit weißen Ledersitzen zum Hauptbahnhof und erfuhren, dass seine Frau eine Rumänin ist. Sympathische Menschen und eine nette Begegnung während unseres Kurzurlaubes. Mit Straßen- und U-Bahn fuhren wir dann zurück nach Heddershausen, unserem derzeitigen Zuhause.

Montag 25. Juli
Um 9 Uhr gehen wir zur U-Bahn und kaufen uns diesmal eine Gruppenkarte. Wir beide bildeten nämlich eine Gruppe und entgegen dem Tages-Ticket haben wir damit 2,50 € gespart. Wir hatten uns gestern schon zu einer Stadtbesichtigung angemeldet und waren vor der Zeit um 10.15 Uhr da. Die Zeit benutzten wir um im Hauptbahnhof die Reisenden zu beobachten und die Fernzüge und ICE zu begutachten. 
Mit etwas Verspätung wurden wir dann von einer jungen Stadtführerin abgeholt und zum Bus gebracht. Drei deutsche Paare und zwei englisch sprechende Paare bildeten die Gruppe und wir bekamen während der 2,5 stündigen Fahrt die Erklärungen über Kopfhörer. Es ging kreuz und quer durch die Geschäftsviertel mit den Wolkenkratzern, am Mainufer entlang, vorbei an unzähligen Museen und waren schließlich am „Römer“. 
Leider war der Platz wegen des am Sonntag stattgefundenen „Ironman“ mit Tribünen ziemlich verschandelt und das Gesamtbild dieses bedeutenden Platzes war nicht erkennbar. 
Die Krönungskirche deutscher Kaiser in der Nähe und auch die Paulskirche wurden nur von außen besichtigt. Dafür ging die Führung dann zum Goethe-Haus mit eingehender Besichtigung aller Stockwerke. Das Goethe-Haus war bei einem Bombenangriff im März 1944 total ausgebrannt   In sicherer Erwartung des Krieges hatte man  bereits von 1939 an die wertvollen Sammlungsbestände an Orten außerhalb Frankfurts ausgelagert, bis 1943 wurden sie nach und nach an zwölf verschiedenen Plätzen in Sicherheit gebracht. Jetzt sind sie wieder in alter Pracht zu sehen, einschließlich der knarrenden Fußbodendielen. Die zweieinhalbstündige Rundfahrt endete nach dem Palmengarten wieder am Hauptbahnhof. Wir wollten danach noch selber etwas erkunden, haben dies aber aufgegeben, da wir ziemlich müde waren. Haben im Bahnhof ein Fischbrötchen gegessen und sind dann zum schlafen zurück zum Malibu gefahren. 
Abends gegen 18 Uhr fuhren wir nochmals mit der U-Bahn zum Südbahnhof und von dort mit der S-Bahn eine Station zum Lokalbahnhof. Jetzt waren wir wieder auf dem Kurs „Sachsenhausen“. 
Leider sind wir zum falschen Ausgang raus und kamen auf die Siemensstraße statt auf die Darmstädterstraße. Aber nach einigen Umwegen waren wir wieder in der Epplwei-Region und fanden auch das Lokal „Affentor-Schänke“ wieder.  
Heute konnten wir im Freien unter einem großen Schirm sitzen und bestellen uns die berühmte Frankfurter „Grüne Soß“ mit Ochsenfleisch und Salzkartoffeln. Ein besonderes Geschmackserlebnis. 
Das Rezept Frankfurter Grüne Soß bekamen wir folgender Maßen erklärt:
„Als 1. geht mer natürlich uffn Markt und kaaft sich die frischen Kräutersche. Dahaaam wern'se gewasche, trocke gemacht und wenn's sei muss - eweng aussordiert. Dann wird’s grausam, denn mit'm Flaaschwolf (Fleischwolf) wer'n alle Kräutersche bis zur Unkenntlichkeit dorschgedreht. 
Jetzt sollte des Ganze mit der süß Sahn, Mayonnaise und was ich euch Leutz noch so an Zutate uffgeschribbe hab vermischt werde. Die halbe Zitrone soll natürlich net einfach so in die Soß' geworfe wer'n, sondern die werd ausgepresst und der Saft kommt nur nei! „
Also, alles bestens verstanne un werd gleich am Freidach widder uffn Disch gestellt. 
Der Wirt und seine Bedienung brachten laufend Essen und große Epplwei-Bembel an die Tische. Es war mit vielen Windlichtern eine romantische und gemütliche Atmosphäre. Nach 20 Uhr sind wir um einige Erlebnisse reicher wieder zurückgefahren.

Dienstag 26. Juli
Punkt zehn Uhr verließen wir das City-Camp und zehn Minuten später waren wir auf der Umgehungsautobahn in Richtung Offenbach. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und wir kamen flott voran. Über uns in Minutenabständen die Flugzeuge, die den Rhein-Main Flughafen anpeilen. Reger Betrieb im Herzen Deutschlands. 
Vor Aschaffenburg ging es wieder mit den Baustellen los und es zog sich über ca. 70 Kilometer hin bis Würzburg. Da werden ganze Berge abgegraben und riesige Viadukte gebaut. 
An der Ausfahrt Kitzingen-Münster Schwarzach verließen wir die Autobahn und fuhren zur Weininsel nach Sommerach. Der Campingplatz Katzenkopf hatte noch einen schönen Stellplatz für uns mit freien Duschen und einem angenehmen Ambiente. Wir bezahlten schon mal 20 Euro und nahmen eine eisgekühlte Liter Flasche Silvaner mit. Die haben wir im Restaurant Malibu zum weißen Bohneneintopf zur Hälfte verkonsumiert. Danach folgte der obligatorische Mittagschlaf und gegen 16 Uhr tröpfelte es mal leise auf das Dach. Lothar hat sich eine ausgiebige Dusche im komfortablen Sanitärhaus (Eingang mit Chipkarte) gestattet und danach warfen wir uns in Schale um im Gasthof „zum Schwanen“, einem der ältesten Häuser in Mainfranken, einen schönen Sommerabend zu verbringen. 
Im Innenhof haben wir uns die besten Plätze ausgesucht um alles genau zu sehen was an neuen Gästen eintraf und was aus der Küche kam. Ich bekam ein Rumpsteak mit Sommersalat und Lothar begnügte sich mit fränkischen Tapas. 
Dazu gab es für jeden einen halben Liter!! Hauswein. Das war Mainfranken perfekt.
Der kurze Nachhauseweg brachte uns rechtzeitig zurück um im gemütlichen Aufenthaltsraum in der oberen Etage des Sanitärgebäudes die Rosenheim-Cops anzuschauen. Nun lassen wir den Tag enden mit Lesen und schreiben.

Mittwoch 27. Juli.
Die zehn-Tage-Reise geht zu Ende. Wir verlassen Sommerach gegen 9.15 Uhr und kommen ohne größere Behinderungen um 10.30 Uhr zu Hause an.
Schön war’s trotz des unstabilen Wetters.       

Fazit: Hessen ist sehenswert. Fahrt doch mal hin.
 


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