Schottland 2004

vom 20. Mai bis 12. Juni 2004
von Lothar und Gerda Göhler

20. Mai 2004. Himmelfahrt
Wohlversehen mit dem NAVC-Auslandsschutzpaß und der NAVC-Auslandskrankenversicherung starten wir (meine Frau und ich) um 10.30 Uhr in Sulzbach-Rosenberg (Bayern) zu unserer Schottland Reise. Unser Camping-Bus ist ein von Carthago ausgebauter VW T 4 mit langem Radstand, auf den Namen „Malibu“ hörend. Bei mäßigem Verkehr geht es zügig über Frankfurt und Köln nach Arnheim wo wir auf einem Campingplatz übernachten. Am nächsten Morgen geht es weiter nach Amsterdam und wir finden im Hafengelände von Ijmuiden die Hinweisschildern „Newcastle-Ferris“. Die „Queen of Scandinavia“ lag schon am Pier als wir auf dem noch leeren Einschiffungsplatz ankommen. 
Um 18 Uhr hieß es „Leinen los“ und bei Windstärke sieben pflügte das Schiff durch die Nacht. Um 9 Uhr legen wir im Hafen von Newcastle upon Tyne an und nun heißt es „Drive left“ (fahr links). Nun mussten wir höllisch aufpassen, die ersten Roundabouts (Kreisverkehre) folgten und selbst vier Augen hatten zu tun, die braunen Hinweisschilder mit dem Römerhelm zu entdecken, die uns zum „Hadrians Wall“ führten. Die hügeliche, grüne Landschaft, von blühenden Hecken umsäumt, ist ein ideales Weidegebiet für die vielen Schafe und Kühe. Nach dem Ort Chollerford kamen wir zum Chesters Fort, eine Ausgrabungsstätte römischer Festungsanlagen. 

Bevor wir unseren Übernachtungsplatz Gretna Green erreichten, passierten wir die Tafel „Welcom to Scotland“. An der Rezeption des „The Braids Caravan Park“ sagte uns der freundliche Schotte auf die Frage „We would like stay for one night“ – „No Problem“ und wies uns einen schönen Stellplatz zu. Nach dem Frühstück geht es wieder auf die Piste. Als erstes steuern wir das weltweit bekannte Gretna Green an. Ein kleiner Ort mit einem umfangreichen Touristenzentrum um die berühmte Heiratsschmiede. (Laut Reiseführer die absurdeste und aufgeblasenste Touristen-Attraktion im heutigen Schottland). Eine Busbesatzung Japaner wurden gerade durchgeschleust und wir verzichteten auf weitere Attraktionen. 

Von Dumfries aus fuhren wir südlich auf dem „Solway Coast Trail“ nach New Abbey mit der imposanten Kloster-Ruine „Sweetheart Abbey“. Im Jahr 1273 wurde sie von Lady Devorgilla of Galloway gegründet zur Erinnerung an ihren verstorbenen Gatten, dessen einbalsamiertes Herz sie in einer Elfenbeinschatulle steht’s bei sich trug und bei ihrem eigenen Tod 1289 wurde sie Seite an Seite mit dem geliebten Herz hier im Kloster beerdigt. „That’s it“.

Nun ging es weiter durch den Galloway Nationalpark. Gegen 18 Uhr kamen wir auf dem Campingplatz Culzean an und wir mieteten uns für eine Nacht ein. Bei unserem abendlichen Rundgang sahen wir einen schönen Sonnenuntergang über der Insel Arran.
Nach dem Frühstück fahren wir zum Schloss- und Park-Areal „Culzean Castle“. Wir bezahlen einschließlich Senioren-Rabatt 15 Pfund am Kassenhäuschen und parken am ehemaligen Landwirtschaftsgehöft. Dann gehen wir über Treppen ans Meer. Es ist gerade Ebbe und wir wandern am steinigen Strand entlang mit Blick auf das Schloss, das hoch oben auf dem Felsen gebaut ist. 
Der Weg durch den Wald duftete infernalisch nach Knoblauch, den die unzähligen weißblühenden Bärlauchpflanzen verströmten. Am Hauptportal wurden wir von zwei Ladys mit schottischen Schärpen sehr freundlich begrüßt und wir folgten nun den Hinweisschildern für den Schlossrundgang. 
In jedem Raum lagen deutschsprachige Info-Blätter aus, mit denen die Besonderheiten erklärt wurden.
Dann geht es zügig weiter auf die A 75 Richtung Glasgow. Es ist bereits Spätnachmittag und wir wollen es  noch bis Balloch am Loch Lomond schaffen.

Auf dem Highway fahren wir mit 130 km/h dahin. Es gibt viel Gegenverkehr, der uns aber nicht weiter stört. Von der River Clyde Bridge (60 Pens Maut) sehen wir rechts von uns die Großstadt Glasgow und vor uns die ersten Berge des Hochlandes. Nun weisen die braunen Hinweisschilder zu Schottlands bekanntestem See, dem Loch Lomond. Gegen 18 Uhr sind wir im Campingplatz in Balloch. Wir haben nach dem Abendessen noch einen Spaziergang an den See gemacht und festgestellt, dass die Urlauberscharen noch nicht eingetroffen sind. Wir hatten einen schönen, warmen und sonnigen Tag und nach einem Telefonat erfuhren wir, dass zu Hause die Kürbisse erfroren sind. Gegen Mittag fahren wir von Balloch entlang des Loch Lomond nach Luss. Ein hübscher, kleiner Badeort am Seeufer. Wir lösen ein Parkplatzticket und schlendern durch den Ort mit den kleinen Häusern und den hübschen Rhododendrenbüschen. Um die Kirche herum (die war zugesperrt) zu einer Bank am Seeufer. Wir sitzen in der Sonne und es sind nur wenige Touristen da. Die ältere Frau am Anlegerkiosk freut sich, dass sie uns zwei Eistüten verkaufen kann.

Unser nächstes Ziel ist Loch Katrine, wo wir um 15 Uhr die Nachmittags-Tour auf dem alten Dampfschiff „Sir Walter Scott“ mitmachen. Er fährt eine Stunde auf dem spiegelblanken See, dem großen Trinkwasserreservat für Glasgow. Wir schauen von oben in den offenen Maschinenraum und gehen unter Deck, wo wir am Kiosk einen „12 Yaers olden Malt-Whisky“ aussuchen. Vom Silberbecher duftet er schottisch edel in die Nase. cheers – er schmeckt very good.
Nun suchten wir vergeblich einen Campingplatz. Die in Europa üblichen Campingplatz-Symbole sind in Schottland unbekannt. Es gibt braune, weiße und grüne Hinweisschilder, die meist zugewachsen sind.
Also, ein junger Schotte erklärte uns den Weg und wir fanden tatsächlich den „Camping and Caravanning Club Site Scone Palace“, neben einer Pferderennbahn. Nun stehen wir auf englischem Rasen inmitten einer herrlichen Parklandschaft, ein Sinnbild für Ruhe und Frieden. Es ist fast 23 Uhr deutscher Zeit und es ist noch taghell. 

Beim Frühstück amüsierten wir uns über unseren Nachbarn, einen älteren Gentlemen, der mit einem großen Golden red River in einem VW Bus campiert. Mann und Hund saßen in der Schiebetüröffnung und frühstückten. Der Hund aus einem großen Napf und sein Herr löffelte Porridge aus einer Schale. 
Ein friedvolles, aber komisches Bild, das man nur beim Campen erlebt.

Unser nächster Halt war das idyllische Städtchen Dunkeld am River Tay. Außerhalb konnten wir parken und so machen wir einen Spaziergang in die City und zur Kathedrale, die zur Hälfte als Ruine bestand, jedoch einen beeindruckenden Baustil hatte. Auf dem Rückweg kaufen wir in einer Metzgerei „Haggis“, ein schottisches Nationalgericht. In einem Schafsmagen befinden sich ein Matsch aus Hafergrütze und Schafsinnereien, sehr pfeffrig gewürzt und Erinnerungen an den Pfälzer Saumagen sind rein zufällig. Der junge Metzger erklärte uns, dass er das „Sheep“ erst am Morgen „gekillt“ hat. Wir glaubten es ihm und bezahlten 3,60 Pfund. Mit dem Haggis im Kühlschrank ging es nun weiter auf der schmalen und kurvenreichen 822/823 nach Aberfeldy. Wir kamen am Castle Menzies vorbei und in Fortingall fanden wir neben der kleinen Dorfkirche  den ältesten Baum Europas. Eine 3000 Jahre alte Eibe. Als vor 2000 Jahren römische Unterhändler in dieser Gegend auf einer Friedensmission im Auftrage von Kaiser Augustus zu König Metallanus unterwegs waren, wurde einem von beiden ein Sohn geboren, der später als Pontius Pilatus, Stadthalter in Judäa in die Weltgeschichte eingeht. Da stand die Eibe schon seit fast 1000 Jahren im Tal. Unglaublich, aber war.

Im nahen Städtchen Pitlochry suchten wir ohne Erfolg einen Supermarkt und so fuhren wir zu unserem Ziel „ Blair Castle Caravan Park“. Ein 14 ha großes Parkgelände mit viel Platz und der Mann an der Rezeption sagte uns, dass für das Wochenende wegen den stattfindenden Highlands Games alles ausgebucht ist. Nachdem wir ihm klargemacht hatten, dass wir gerade deswegen aus Bayern angereist kommen, hat er uns den „Platz 43“ für fünf Tage und 65 Pfund zugeteilt. Das Wetter ist kühl, aber sonnig und trocken und wir sind happy, dass wir hier sind. Zum Abendessen haben wir uns den Haggis in einem Topf mit siedendem Wasser 25 Minuten heiß gemacht und dann die knappe Hälfte verspeist. Mit drei Dosen Heineken wurde nachgespült. Unsere Beurteilung: geschmacklich ok, jedoch nur heiß zu essen wegen dem Hammelfett. Außerdem gehört unbedingt ein Whisky dazu. 

Wieder ein schöner sonniger Tag. Am Vormittag wandern wir durch die Lindenallee in 15 Minuten zum Schloss „Blair Castle“. Am Kassenhäuschen kaufen wir zwei Tickets (Senior, please) und nach wenigen Metern stehen wir vor dem Portal des mächtigen Gebäude-Komplexes. Durch das Treppenhaus gelangen wir in die ehemaligen Wohnräume der „Atholl Dynastie“ prunkvoll ausgestattet mit Teppichen und Gemälden. Jeder Raum hatte seine Besonderheiten welche wir an Hand von Infoblättern in Deutsch verstehen konnten. 

Am Samstag wird die 80 Mann starke Atholl Highlanders Privat-Armee des Duke an uns vorbei paradieren. Ein kleiner Rundgang durch den von Mauern umgebenen „Herkules Garden“ beendete unser Besichtigungsprogramm. Wir machen einen Abstecher nach Pitlochry und fanden nach dem Stadtplan den Coop Supermarkt. Es gab alles um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Danach machten wir noch eine kleine Stadtbesichtigung. Pitlochry ist im Sommer eine Touristenattraktion ersten Ranges, jetzt war es eher einsam hier. Am Nachmittag verschlafen wir den ersten Regen in Schottland und am Abend bummeln wir durch den kleinen Ort jenseits der Straße. Es gibt dort ein Hotel, eine Tankstelle und ein Schild an der Straße:  „Attention, Ducks crossing“   (Achtung, Enten kreuzen.)
Auf dem Heimweg machen wir noch einen Abstecher zu einem uralten Kirchlein mit einem Friedhof.

Pfingstsamstag 29. Mai. 
Bedeckter Himmel und wir haben viel Zeit. Vormittag waren wir im Dorf und entdecken eine Post Office. Leider öffnet der Kiosk mit „Fish and Chips“ erst um 16 Uhr. Auf den Mittagsschlaf müssen wir verzichten, denn wir wollen rechtzeitig am Schloss zur großen „Highlander-Parade“ sein. Endlich ist es soweit. Die Dudelsack-Kapelle marschiert hinter uns die Straße herab, gefolgt von zwei Abteilungen Highlander. Sie paradieren auf den großen, geschotterten Platz nach altem Ritual. Dazu kommt aus entgegengesetzter Richtung eine Fahnenabordnung. Als alles aufgestellt ist, kommt der Duke aus seinem Schloss in gleicher Uniform wie seine Soldaten, nur hat er eine beachtlich große Feder auf seinem Käppi. Schneidig sehen die Männer aus mit ihren Kilt und den wehenden Tartans an den Schultern, gehalten mit Silberbroschen. Aus einer Kanone wurde Salut geschossen, an langjährige Highlander wurden Ehrenzeichen verliehen und mit dreimal Hurra ist die Parade zu Ende.

Pfingstsonntag 30.Mai. 
Die Sonne scheint, als wir um 9 Uhr aus den Betten krabbeln. Dann sahen wir die Karawanen vorbei ziehen, die zum Festplatz der „Highland-Games“ wollten. Nun hatten wir es auch eilig und nach einem kurzen Weg entlang der Lindenallee waren wir schon da. Am Zaun wurden 6 Pfund abkassiert und wir konnten zusammen mit der Atholl Highlander-Kapelle und den Akteuren der Spiele in das Festgelände einziehen.
Am Spielfeldrand ein nach vorne offenes Zelt für den Duke und seinen Clan und um das Spielfeld und dem steilen Hang, der wie eine Tribüne gute Sichtverhältnisse bot, lagerten die Zuschauer.
Mit einer Salve aus der Regimentskanone wurden die Spiele eröffnet. Junge, starke Männer in Schottenröcken zeigten ihre Kraft beim Weitwurf von Steinen. Gewichte wurden rückwärts über eine Latte geschwungen. Mannschaften kämpften im Tauziehen und an anderer Stelle wurde auf einer Bühne ein Wettbewerb in Schottisch-Schautanz vorgeführt. Auf Bestzeit mussten 125 kg schwere Steinkugeln auf bereitstehende Tonnen gehievt werden  und als Höhepunkt gab es das „Tossing the caber“, der wohl wunderlichste Punkt der Spiele. Ein Mann sprintet los, mit einem entasteten Baumstamm im Arm, bleibt stehen und wirft in gerader Richtung, so dass er auf 12 Uhr liegen bleibt. 
Dieser Kraftakt gelang nur wenigen. Da wurden komplette Jeep-Hinterachsen mit Rädern hochgestemmt und dazu dudelten den ganzen Nachmittag die Dudelsäcke.

Pfingstmontag 31. Mai. 
Um 9 Uhr sind wir und der Malibu reisefertig und wir verlassen Blair Atholl auf der A 9 in Richtung Inverness. Kurz vor einem Parkplatz begrüßt uns ein Schild: „Willkommen in den Highlands“. Unsere Route geht nach Westen durch bergiges Heidekrautgelände und einigen Lochs.
Bald landen wir auf dem Großparkplatz der „Nevis Range“, wo wir auf Bergschuhe umrüsten und von dem uns für 14 Pfund eine Kabinen-Bahn in die Höhe der Skiregion bringt. Von der Bergstation aus wandern wir entlang des Hanges und wir können dann aus nächster Nähe Großbritanniens höchsten Berg, den 1344 m hohen „Ben Nevis“ betrachten, auf dessen Gipfel sich noch Schneereste zeigen. 
Tief unter uns liegt die kleine Touristen- und Bergsteigerstadt Fort Williams. Der Camping Platz liegt etwas außerhalb im Glen Nevis Tal, umgeben von grünen Bergen. 

Am nächsten Morgen ist es regnerisch. Gut ausgerüstet geht es weiter auf der A 830 nach Mallaig, die letzten 10 Meilen auf einer der berüchtigten „Single Track Roads“. Gleich vorweg, in ganz Schottland gab es viele dieser schmalen, einspurigen Straßen mit Ausweichplätzen, den sogenannten „Passing Place“. Meine Aufgabe als Beifahrer bestand darin, den entgegenkommenden Fahrzeugen zu winken, ob wir oder sie stehen bleiben oder auch zurückfahren. Auf englisch würde man sagen: „Should I stay or should I go? “. So hatte ich den ganzen Tag viel zu tun und bekam von meinem Mann den Titel „Wink-August“ verliehen.

Am Fähranleger in Mallaig kauften wir für 23 Pfund die Tickets zur Hebriden Insel Skye, wobei wir die Dame am Schalter erst überzeugen mussten, dass unser Car kein Home-Mobil, sondern nur ein „smal Camping Car“ sei und wir somit den Preis von 32 Pfund auf 23 Pfund herabdrücken konnten. Unterwegs sahen wir etwas für uns neues. An einer mit Ampel geregelten Baustelle fuhr bei Grün ein Führungsfahrzeug, ein sogenanntes „convoy vehicle“ durch die kilometerlange Baustelle voran und bremste so den Tross auf ca. 20 km/h herab. (Das haben wir dann noch mehrmals in Schottland erlebt).

Nach kräftigen Regenschauern, wir zitierten das schottische Sprichwort: „gefällt dir das Wetter nicht, dann warte fünf Minuten“, kamen wir bei Sonnenschein nach Dunvegan, dem heute noch bewohnten Stammsitz der Mac Donnalds. Ein mächtiges Castle am Loch Dunvegan mit einem schönen Landschaftsgarten, den wir für 9 Pfund besichtigten.

Nun fuhren wir weiter nach Norden und hatten entlang des Atlantik tolle Ausblicke von einigen Parkplätzen dieser einzigartigen „Single Track Road“. Vorbei an bizarren Bergen und Felsformationen, die auch im Wilden Westen von Amerika sein könnten (mein Mann meinte sogar Indianer gesehen zu haben) kamen wir auf einer Anhöhe mit weitem Blick über das Meer zu einem einsamen Friedhof, den wir nach einem kurzen Fußmarsch erreichten. 

Unter einem großen Keltenkreuz ist das Grab von Flora Mac Donald (1722-1790) jener legendären Heldin, die nach der verlorenen Schlacht der Schotten, den mit Kopfgeld gesuchten Bonnie Prince Charlie in Frauenkleidern als ihre Zofe nach Frankreich schleuste und ihm somit das Leben rettete.
Nachdem wir die Spitze der Insel umrundet hatten liefen wir in den Abendstunden in den Campingplatz Staffin ein. Ein abfallende Wiese mit einem kleinen Toiletten- und Shower Häuschen, ringsum grasende Schafe und die Farmerfrau ging reihum und kassierte bei den neuankömmlichen „ten Pound fifthy, for one Night“.

Wir haben uns in der Bordküche zwei Lachsfilets gebraten, dazu gab es schottischen Kartoffelsalat aus Fort William und badischen Wein aus Deutschland. Ein schöner Urlaubstag mit Sonne und Regen geht zu Ende als zum Tagesabschluss ein englischer Düsenjäger mit infernalischem Getöse von See her kommend in ca. 100 Meter Höhe über uns hinweg heulte.

Am frühen Morgen scheint uns schon die Sonne ins Gesicht und wir sind bereits um 9 Uhr unterwegs. Nach wenigen Kilometern besichtigen wir die Steilküste, die mit ihren geriffelten Felsen an die Plissee-Falten eines Schottenrocks erinnert und deshalb den Namen “ Kilt Rock“ erhalten haben. Tief unter uns spült der Atlantik an die Steine.

Bei unserer Weiterfahrt entlang einer Bergkette sehen wir auch den „Old Man of Storr“, eine 50 Meter hohe Felsnadel im gewaltigen Storr-Massiv. Gegen 11 Uhr erreichen wir die Insel-Hauptstadt Portree. Malerisch gelegen über dem Fischerei-Hafen mit hübschen, bunten Häusern und kleinen Geschäften.
Bei Kyle of Lochalsh bezahlten wir 5,70 Pfund Maut und verließen über die neue Skye-Bridge die Insel.
Nun machten wir einen Abstecher zu einem schottischen Touristenziel, der Burg Eilean Donan Castle aus dem Jahr 1220. Nachdem sie 1719 durch englische Fregatten gewissenhaft zerstört und zur Ruine wurde, baute sie der McRea-Clan ab 1913 wieder originalgetreu auf und dient nun als Wohnsitz,
Touristenattraktion und Filmkulisse für einige Historienfilme. Wir haben erst im Coffeeshop zwei Gemüsesuppen gegessen (die berühmte Erbsensuppe mit Minze-Geschmack gab es heute leider nicht) und dann mit zwei Tickets die Burg gestürmt. 

Dann fuhren wir zum Teil auf gut ausgebauten Straßen, zum Teil wieder „Single Track Road“ ca. 90 Kilometer nordwärts. Gegen 17 Uhr erreichten wir den Ort Gairloch und nach etwa vier Kilometer auf schmaler Straße den Campingplatz „Sands Holiday Centre“ am Loch Gairloch mit Dünen und Sandstrand. Nach Vorlage unseres NAVC-Mitgliedsausweises bekamen wir Rabatt. Wir etablierten uns auf der kleinen Anhöhe inmitten der großen Rasenflächen und haben so einen tollen Ausblick auf Inseln, Meer und Campingplatz.

Der Morgen ist sehr windig und regnerisch. Auf der A 832, der einzigen Verbindungsstrasse zur Nordküste fahren wir nach Norden. Die Besichtigung des subtropischen „Inverewe Garden“ mussten wir wegen des heftigen Regens aufgeben und so betrachteten wir die Landschaft durch die Windschutzscheibe unseres Malibu. Berge, Moor, braunes Heidekraut und dazwischen immer wieder grüne Oasen mit vielen Schafen und wenigen Häusern. Zur Abwechslung kamen wieder „Single Track Roads“ und eine große Baustelle mit einem Quad als „Convoy vehicle“, das uns durch die Baustelle loste. 

In Ullapool machten wir halt und spazierten zum Hafengelände mit Fähranleger, Kneipen und Läden Unser Malibu parkte auf dem Parkplatz eines Supermarktes, wo wir uns versorgten und auch gleich unser Mittagspicknick hielten. Bevor wir den Ort verließen haben wir bei Shell noch 42 Liter Diesel für 38 Pfund getankt. Das sind 1,41 € pro Liter Diesel. Der teuerste Kraftstoff, den wir je getankt haben. 
Bei Laxford-Bridge kommen wir in den Distrikt „North-West Sutherland“ und die letzten 35 Kilometer bis Durness fahren wir auf „Single Track Roads“ durch unbewohntes Gebiet.

Nun stehen wir an der „Sango Bay“ in Durness auf dem Campingplatz „Sango Sands Caravan and Camping Site“  an der Nordküste von Schottland. Der weite Blick über den Atlantik ist einfach überwältigend. Unter den Klippen ist ein herrlicher Sandstrand und man sieht jetzt bei Ebbe die freiliegenden Zackenfelsen, die bei Flut in der Brandung stehen. Es sieht aus wie an der Algarve, nur hier braust der Wind gewaltig um die Wohnmobile und Zelte. Wir heizen heute mit Gas, denn die wenigen Stromanschlüsse sind schon belegt, als wir gegen 16 Uhr eintreffen. 

Es war eine stürmische Nacht. Der Wind rüttelte an unserem Malibu, das es uns fast an die Fahrt über die Nordsee erinnerte. Auch am Morgen und den ganzen Tag über hatten wir Regen und viel Wind. Hier hätte der Wetterbericht von BBC Scotland recht gehabt, der da sagt: „Showers in the morning and more organized rain in the afternoon“ (Am Morgen nur Schauer, Nachmittag regnet es dann endlich vernünftig)

Die Straße entlang der Nordküste zog sich von Durness bis John O´Groats auf 170 km teils auf ausgebauten Straßen aber auch viel auf den typischen Schmalspurstraßen dahin. Zu sehen gab es schöne Sandstrände, viel Moorlandschaft, Berge mit braunem Heidekraut und gelben Stechginster, Schafe, Rinder und einzelne bewohnte oder verfallene Häuser. An einem baumlosen Strand haben wir einen Kuckuck rufen hören!

Einige Stunden später kamen wir zu der kleinen Stadt Thurso wo gleich am Ortseingang ein neuer Lidl-Markt war. In den Regalen fand man viel deutsche Ware u.a. Liebfrauenmilch von Rhein, Schinken aus dem Schwarzwald oder Müllermilch-Joghurt. Nach weiteren Kilometern bogen wir in Dunnet auf eine Seitenstraße ein und erreichten nach 8 km das schottische Nordkap „Dunnet Head“, der nördlichste Punkt Großbritanniens. Zu unserem statistischen Erfolg (wir waren da) hatten wir auch hier Sturm und Regen. Unsere Outdoor-Jacken leisteten gute Dienste und wir konnten noch den kleinen Trip zur Aussichtsplattform gehen bis alles im Nebel verschwand.

Bald erreichten wir dann unser Tagesziel, den Campingplatz „John o´Groats“ am „letzten Haus“ von Schottland. Ein kleines, feines Visitorcentre mit Hotel im Castle-Stil, ein Wegweiser „Lands end“, ein Fähranleger zu den Orkney Inseln und ein schön angelegter Campingplatz auf dem wir uns bei dem netten Verwalterehepaar eingemietet haben. 

Der Sturm hat sich gelegt. Wir fahren nun an der Ostküste nach Süden. Unser erster Halt wenige Kilometer nach John o´Groats ist das Duncansby Head. Wir parken den Malibu und wandern eine Meile zu dem Canyon an dem unzählige Seevögel brüten. Ein Stück weiter kommen wir zu den „Stacks of Duncansby“, zwei große, spitze Felsen im Meer vor der Steilküste. 

Auf der gut ausgebauten Küstenstraße kommen wir nun gut voran und sind in der Mittagszeit in der kleinen Stadt Wick. Ein großer Parkplatz bei einem „Safeway-Stores“ war leicht zu finden und wir konnten einkaufen und einen Stadtrundgang machen. Das nächste Ziel war das Dunrobin Castle des Sutherland Clans, das heute zum Teil bewohnt und der Ahnentrakt zur Besichtigung freigegeben ist.
Wir machten für 5,40 Pfund pro Person einen Rundgang durch das feudale Schloss, welches mit kostbaren Stuckdecken, Holzvertäfelungen, Gemälden und Mobiliar ausgestattet war und jeder Raum mit frischen Blumen geschmückt war. Wir wandelten durch den herrlich angelegten Garten, der sich auf der Seeseite befand. 

Als wir genug gesehen hatten, ging es entlang des Loch Fleet zu unserem Übernachtungsplatz in Embo. Der „Grannie´s Heilan´ Hame Holiday Park“ ist ein 24 ha großes Wiesen- und Dünengelände direkt am Meer. Am Eingang ein repräsentatives Ferienzentrum mit Restaurant und Hallenbad. Es hat jetzt um 21.30 Uhr noch 16 Grad Wärme und es herrscht eine himmlische Ruhe. Draußen vor der Tür lauern heute die kleinen Midges (Mücken), aber durch unsere Spezialnetze haben sie keine Chance uns zu piesacken.

Der Morgen brachte zwar leichten Sprühregen aber als wir um 9.30 Uhr abreisten waren die Straßen schon wieder trocken. Das erste Ziel war die Bucht von Moray Firth, wo die Flut gegen 13 Uhr kommt und wir Delphine und Robben beobachten wollen. Wir sind zur Landzunge gelaufen, wo das Wasser zusehens höher wurde und die „Flippers“ mit ihrem Schwanz und Rücken sichtbar wurden. Auch einige Robben guckten aus dem Wasser. 

Dann fuhren wir durch kleine Ortschaften und über Bergrücken mit 15 % Anstieg und Gefälle und kamen zu Schottland bekanntesten See, dem „Loch Ness“. Bald waren wir auch am „Urquhart Castle“, welches als Ruine eine echte Touristenattraktion ist. Hier ist alles vermarktet und ohne Ticket kommt man nicht an diese malerischen Überreste der Burg heran. „Nessie“ war wahrscheinlich gerade im Urlaub und so war nach ausgiebiger Besichtigung unser nächstes Ziel ein Übernachtungsplatz.
Auf einer zum Teil vierspurigen Straße kamen wir über viele „Roundabouts“ zügig durch die Großstadt Inverness. Von einer Brücke hatte man einen schönen Ausblick auf die Altstadt. 

Es war noch ein gutes Stück Weg bis Aviemore, wo wir den Campingplatz mit dem schönen Namen „Coylumbridge House Caravan and Tent Park“ aufsuchten. In einem Wald gelegen, totale Ruhe, ein Bächlein und ein nagelneues Sanitärgebäude machen unseren Aufenthalt angenehm. Wir sind erst um 8 Uhr aufgestanden und müssen uns sputen, denn um 10,15 Uhr ist die Abfahrt mit der Dampfeisenbahn von Aviemore nach Broomhill und zurück. „Strathspey Steam Railway“ heißt sie und sie ist eine echte Attraktion. Der Nostalgie-Bahnhof in viktorianischen Stil ganz aus Holz, der Fahrkartenverkaufsschalter, der Warteraum mit rotem Plüschsofa und alles hübsch restauriert. Pünktlich fuhr das Dampfross mit sechs Wagen an der „Platform“ ein und nachdem die Lok umrangiert war, dampften wir ab. Nach einer Stunde Fahrt ging es wieder zurück, wir nahmen im Speisewagen Platz und ließen uns vom Ober Tee mit Scone und Cake servieren. Der Clou ist dabei die „Clotted Cream“, eine milchig, cremige Masse, die mit Butter und Marmelade auf diese bröselichen Backpulverbrötchen gestrichen wird. Zum Tee gab es braunen Farinzucker- very britisch. 

Nach zwei Stunden war der Spaß vorbei und wir rollten wieder über die Landstraße. Bei Broomhill ließen wir den Zug noch mal an uns vorbei fahren und der Lokführer grüßte uns mit seiner Dampfpfeife.
Jetzt schlugen wir die nordöstliche Richtung ein und machten in Ballindaloch einen Abstecher zum Castle und dem schönen Garten. Weiter ging es auf dem „Malt Whisky-Trail“, der auf einer Route von ca. 100 Kilometer zu unzähligen Whisky-Brennereien führt. Nun verfielen wir in einen wahren Kaufrausch! In Aberlour kauften wir im Fabrikverkauf bei der weltbekannten Firma „Walter“ schottische Shortbreads (mit 30 % Butteranteil!!).

Weiter auf der Whisky-Route steuerten wir in der Mainstreet von Keith einen „Tesco Store“ an, indem wir uns mit Lebensmittel eindeckten. Wir folgten dann den braunen Hinweisschilder zur „Strathisla Distillery“, die etwas abseits der Straße in einem malerischen Winkel liegt. Gegründet wurde sie bereits im 17. Jahrhundert und im hübschen, nostalgischen Präsentationsraum kaufen wir einen 12 Jahre alten Strathisla Whisky.

Unsere Shoppingtour beenden wir dann in Fochabers, wo wir bei der weltbekannten Suppenfirma „Baxter“ Halt machen. Auf dem Fabrikgelände gibt es ein Visitor Centre, das Baxter Highland Village, ein Hazienda-Restaurant mit Springbrunnen im Hof und eine ganze Reihe von Shops, in denen es nicht nur Dosensuppen gibt. Mit sechs Suppendosen in der Einkaufstüte, darunter die berühmte „Cullen Skink“ beenden wir unsere Einkaufstour und fahren schnurstracks zur Spey Bay an die Nordseeküste um dort Delfine und Robben zu sichten. Leider war das Warten vergebens und so fuhren wir nach Buckie, wo wir in dem Einheitsgrau der Stadt zumindest zwei farbige Häuser sehen, ein gelbes und ein rosa.

Über die Costal Route kamen wir in das hübsche Fischerstädtchen Findochty. Nun haben wir direkt am felsigen Ufer des Campingplatzes einen Super-Stellplatz mit Blick auf das Meer. Zum Tagesabschluss sitzen wir um 23 Uhr deutscher Zeit auf einer Bank bei einem Glas Whisky und schauen zu, wie die Sonne ins Meer versinkt. Der Himmel war total zugezogen als wir am nächsten Morgen diese idyllische Ecke von Findochty verließen. Das Schmuddelwetter hielt dann den ganzen Tag an. 

Nur wenige Kilometer weiter fanden wir an der Steilküste den seltsam geformten Torbogen „Bow Fiddle Rock“ im Meer und in Portsay besichtigten wir den historischen Hafen aus dem 17. Jahrhundert mit der urigen Kneipe „Short Inn“. Mit unserem „Fish and Chips“ Essen wurde es aber wieder nichts, denn an der Tür stand: “Sorry, the Kitchen is closed“. 

Also wurde im Restaurant Malibu geluncht und zwar auf dem View Point „Crovie Car Park“ der sich wie ein Aussichtsbalkon über der malerischen Häuserzeile von Crovie befand. Am 31. Januar 1953 hatte ein Orkan diesen kleinen Ort weggespült und viele Menschen ertranken in den Fluten der Nordsee. 
Nach einigen Einmündungen führte uns dann die A 90 direkt in die Hafen- und Industriestadt Aberdeen. Ein Wahnsinnsverkehr und das mit Linksfahren. Über ein Dutzend zum Teil dreispurige Kreisverkehre ging es mit Karacho um Aberdeen herum in Richtung Dundee. 

Bei Stonehaven zweigten wir ab zum Dunnottar Castle und kamen durch einen Buchenwald zu einem gewaltigen Felsen, auf dem die Ruine der einst riesigen Burganlage stand. Die 178 Stufen bis zum Burgeingang und dann noch mal 30 innerhalb des Areals waren ganz schön anstrengend. Der Pförtner knöpfte uns 8 Pfund Eintritt ab, dafür war der Eintritt ins Toilettenhäuschen frei. Wir haben ausgiebig besichtigt und konnten uns ein gutes Bild von dieser Festung hoch über der Nordsee machen, Nun hatten wir nur noch ein Ziel, über die schöne Stadt Banchory zu unserem angepeilten Übernachtungsplatz in Aboyne zu kommen.

Ein nieseliger, grauer Morgen, wir ziehen weiter. Balmoral, die Sommerresidenz der Queen steht heute auf dem Besuchs-Programm. Im Gebiet der Cairngorm Mountains liegt eingebettet von Wäldern und Weiden das Schloss an dem Gebirgsfluss „River Dee“. Auf dem Turm weht die schottische Flagge, als wir nach dem Ticketkauf (4 Pfund pro Person) die breite Zufahrt mit vielen alten Bäumen entlang gingen. Wir waren früh genug da und Busse waren noch nicht zu sehen. So konnten wir in Ruhe die Außenanlagen samt Tearoom, Giftshop und Toiletten besichtigen. Im Schloss selber ist nur der Ballroom zugänglich und so gesehen ist der Eintrittspreis in Höhe von 8 Pfund überzogen. Über ein paar Stufen gelangen wir in den Raum mit der schönen bunten Holzdecke und den vielen bedeutsamen Gemälden aus der Zeit von Queen Victoria. In Vitrinen sind Schmuckstücke, Figuren, Dosen und vieles mehr ausgestellt. Dominierend ist an der Stirnseite ein Gemälde der Königin Viktoria im Alter von 80 Jahren. Nach zwei Stunden hatten wir genug Eindrücke gesammelt und fuhren weiter über Braemar und dann südlich durch baumloses Hochland, welches zu einer Skiregion zählt und in der verlassene Bergbahnen und Hotels zu sehen sind. Dazwischen machen wir in einer menschenleeren Gegend Mittagspause  und kamen dann auch wieder durch schöne Städtchen wie z.b. Blairgowrie. 
Durch die Großstadt Perth fanden wir ohne Probleme durch um dann die Autobahn nach Edinburgh zu befahren.

Mit viel Verkehr näherten wir uns der schottischen Metropole und von weitem sahen wir schon die Burg. Wir fuhren über die „Forth Road Bridge“, die etwas kleiner ist als die „Golden Gate“ aber mit zu den größten Brücken der Welt zählt. Gleich daneben die rote, nostalgische Eisenbahnbrücke und an den ersten Kreisverkehren kamen wir problemlos auf die A 720, als Umgehungstraße treffender Weise als „City Bypass“ bezeichnet. Vor der Abzweigung hatten wir zwar die A 171 mit der B 171 verwechselt, aber die Richtung stimmte und wir waren bald auf dem Campingplatz „Mortonhall Caravan Park“. 

Am Morgen lacht die Sonne vom blauen Himmel, als wir uns um 9.30 Uhr auf die Socken machen. Wir brauchen nicht lange zu warten bis der Doppeldeckerbus ankommt. Für zwei Pfund pro Person kaufen wir uns ein Tagesticket und nahmen in dem oberen Stockwerk Platz. An der Ecke Princess Street–Waverley Bridge, wo die „oben ohne“ Busse (Doppeldecker ohne Dach) am markanten „Bruce-Denkmal“ zur Stadtrundfahrt starten, steigen wir aus.

Zweimal Sightseeing für Seniors, 7,50 Pfund pro Person und mit einem roten Doppeldecker erkundeten wir nun den Stadtkern. Mit kleinen Kopfhörern ausgestattet konnten wir die Erklärungen in Deutsch hören. An einem Platz, der mit besonders vielen Pubs ausgestattet war hörten wir, das hier im Mittelalter die Gerichtsstätte war und jeder Delinquent im Pub „zum letzten Tropfen“ noch ein Glas Whisky bekam, bevor er gehängt wurde. Das absurde dabei war, das Whisky  „Wasser des Lebens“ heißt. 

Nachdem uns die Lautsprecherstimme empfahl über einige kurze Treppen zum Castle zu kommen stiegen wir aus. Vor der Burg wurden bereits die stählernen Tribünen für das große Tattoo im August aufgebaut. An der Seeseite waren Geschütze aufgefahren und wir merkten, dass sich hier etwas Besonderes tut. Als nächstes kam eine schottische Militärkapelle mit einer Abteilung Dudelsackpfeifer und Kadetten der auf der Burg stationierten „HQ 52 Infantry Brigade“. Ein Großteil von ihnen waren Frauen im Karorock die mit zackigen Arme-Schwenken vor den Kanonen antraten. Einige Hostessen verteilten Flugblätter und so erfuhren wir, dass um 12 Uhr Mittag zu Ehren von Prinz Philipp, der heute am 10. Juni Geburtstag hat, 21 Schuss Salut abgefeuert werden. 

Dann inspizierten wir die Burganlage, die einzigartig über der Stadt tront. Die Aussicht ist grandios und wir konnten bis zur bereits erwähnten, roten Eisenbahnbrücke blicken. Nun kämpften wir uns zu den schottischen Kronjuwelen durch, die in einer Vitrine ruhen. Die Krone, das Zepter, ein Schwert und ein simpler Granitstein als Krönungsstein, das war’s. Nachdem wir noch den Friedhof für treue Offiziershunde gesehen hatten, in dem jeder Hund seinen eigenen Grabstein hatte,  war die Besichtigung beendet und wir setzten unsere Rundfahrt  zum „Palace of Holyrood House“ fort. 

Dieses große Schloss am Ende der Königsmeile von einem großen Park umgeben, ist der Wohnsitz von Queen Elizabeth, wenn sie in Schottland zu offiziellen Anlässen weilt. Es birgt besonders viel Geschichte um die Maria Stuart. Einige Gemächer sind noch aus dieser Zeit erhalten und mit einer Audioführung (schnurlose Kopfhörer) kamen wir durch alle Prunkräume, die durch ständige Pflege sehr gut erhalten sind. Zum Schluss der Führung war noch die angebaute Kirche zu sehen, die zwar nur noch als Ruine existiert aber der gotische Baustil, die Säulen und die hohen Fenster lassen die frühere Schönheit dieses Gebäudes erahnen. Mit einem kleinen Imbiss im Tearoom der Schlossverwaltung ist dieser Punkt beendet und wir fahren zurück zur Princess Street.

Es ist schon 16.30 Uhr als wir noch den Bus zum Ocean Terminal nehmen und nach einer langen Fahrt quer durch die Stadt dieses nagelneue, gigantische Bauwerk betreten. Auf mehreren Etagen gelangt man über Rolltreppen zu unzähligen Geschäften, Cafes und Restaurants, die jeweils zur Seeseite riesige Fensterflächen haben.

Als Hauptattraktion ist die Königliche Jacht Britannie zu besichtigen, die ebenfalls mit einer modernen Audioführung gemacht wird. Im eigens gebauten Turm, in dem sich auch der Ticketverkauf befindet geht man zu den verschiedenen Decks. Zuerst steht man auf der Kommandobrücke, wo ein Admiral als Kapitän das Sagen hatte. Die Steuerung, die ziemlich altertümlich wirkte, obwohl das Schiff erst in den 50iger Jahren gebaut wurde, der private Wohnbereich des Admirals samt Badezimmer, danach die verschiedenen Offiziersmessen mit kleinen Bars, die Kajüten, Küche, Vorratskammern und eine sehr große Waschküche mit Riesenwaschmaschinen und Bügelpressen, wo täglich für 200 Mann Besatzung Unmengen an Uniformen gewaschen wurden. Auch einfache Matrosen mussten täglich mehrmals ihr Outfit wechseln.

Die obere Etage war der Bereich der königlichen Familie. Das Sonnendeck mit Glasveranda, das von der Mannschaft nicht eingesehen werden konnte. Die Schlafzimmer der Königin und Prinz Philipp und das Schlafzimmer, das Prinz Charles und Prinzessin Diana während der Flitterwochen bewohnten. Dann gelangte man zu dem großen Speisesaal, der für große Galadiner benutzt wurde. Hier speisten schon Bill Clinton, Boris Jelzin oder Nelson Mandela mit der Königin. Der Speisesaal wird auch heute noch an zahlungskräftige Firmen vermietet, die für erlesene Kunden darin solche Gala-Essen durchführen. 
An Bord steht auch der Rolls Roys der Queen, den sie für ihre Staatsbesuche benutzte, in einer Garage. Als letztes sahen wir den blitzblanken Maschinenraum mit viel polierten Messing und Kupfer. 
Dazu soll mal ein Staatsmann gesagt habe: „OK, ein interessantes Museum, aber wo ist nun der Maschinenraum?“. 

Nun war es schon 18.30 Uhr, wir fuhren mit unserem „Day-Ticket“ zur Princes Street zurück. Wir schauten noch kurz in das großartige Kaufhaus Jenners, das gleichbedeutend wie Harris in London sein soll. Ob Bekleidung oder Genussmittel, alles vom feinsten und „Schnäppchen“ kann man hier nicht erwarten. Nun suchten wir uns noch einen Kiosk, wo wir uns „Fish and Chips“ kauften, die wir dann auf einer Parkbank traditionell mit den Fingern verspeisten. Zum Abschluss dieses anstrengenden Tages gingen wir in die urige „Stable Bar“ am Campingplatz wo wir noch zwei Guinness zwitscherten. Hier war es gerammelt voll und es herrschte die typische Pub-Atmosphäre, wie man sie aus Filmen kennt.

Nun geht unsere Route immer den „coastal trail“ (Küstenstraße) entlang. Wir kommen an vielen, weißen Sandstränden und kleinen Ortschaften vorbei. Wir sehen den im Meer liegenden „Bass Rock“, eine Felseninsel, der von unzähligen Seevögeln bevölkert ist. Laut Reiseführer sollen dort 150 000 Papageientaucher und 40 000 Basstölpel brüten. Wir können mit dem Fernglas das unglaubliche Gedränge auf dieser Insel beobachten.

Nicht weit davon erreichen wir die auf einer Anhöhe am Meer liegende Burgruine „Tantallon Castle“. Wir klettern über viele Steinstufen auf den Turm und bekommen eine schöne Übersicht über die aus vier Etagen bestehende Ruine. Die starken vier Meter dicken Mauern haben sicher so manchem Angriff standgehalten, doch der Zahn der Zeit schafft so manches. 

Am späten Nachmittag suchten wir uns einen Übernachtungsplatz in Kelso aus. Außerhalb der Stadt gelegen, äußerst ruhig, mit englischem Rasen und 140 m² großen Stellflächen verbrachten wir eine ruhige Nacht.

Unser heutiges Etappenziel ist York. Am frühen Morgen weckt uns die Sonne und wir rüsten zur Weiterfahrt. Zuerst kommen wir mit unseren Campingnachbarn aus Linz ins Gespräch. Die Unterhaltung zog sich länger hin als geplant und so war es fast Mittag als wir Kelso in südlicher Richtung verließen. Auf dem historischen schottisch-englischen Grenzpass „Carter Bar“ in den Cheviot Hills verabschiedeten wir uns an dem großen Grenzstein von 23 schönen und erlebnisreichen Tagen im kulturreichen Schottland. Die weitere Urlaubsfahrt führte uns dann weiter durch England nach Cornwall, in das Land der „Rosamunde Pilcher“. Doch davon ein anderes Mal.

Wenn ein Clubfreund einen Camping-Urlaub nach Schottland plant, kann er gerne meinen ausführlichen und kompletten Reisebericht anfordern. Eine E-Mail an lothargoehler@nexgo.de genügt.
Weiter können Sie sich bei der touristischen Beratung des Deutschen NAVC eine individuelle Reiseroute ausarbeiten lassen.

Noch etwas, was uns aufgefallen ist:
Negativ:
Hohe Dieselpreise.
Auf fünfspurigen Autobahnen Schilderbrücken mit bis zu zehn Angaben.
Zu viele Verkehrszeichen. Zum Beispiel nach jedem einmündendem Feldweg ein „freie Fahrt“ Schild.
Straßenbemalung verwirrend. Die unmöglichsten Hinweise werden auf die Straßen gepinselt. Richtungspfeile, Park- Haltegebote, Gitter auf denen nicht gehalten werden darf. 
Vor fast jeder Kurve das Wort „Slow“ auf der Fahrbahn. 
Auf Fernverkehrstraßen bis zu 20 % Steigung oder Gefälle. Im Norden zweisprachige Hinweis- und Verkehrschilder in Englisch und Gällisch, dadurch stehen dann auf einem Schild statt fünf Namen zehn Namen. In Großstädten zum Teil rücksichtslose Autofahrer. Besonders im Norden sehr grobkörniger Teerbelag, dadurch hohe Fahrgeräusche und viele Steinschläge am Fahrzeug und an der Windschutzscheibe. Überall „Pay and Display“ mit Parkgebühren bis zu fünf Pfund sogar auf Waldparkplätzen. Im Norden viele Schafe auf der Fahrbahn. Bis zu 6 cm hohe „Speed Killer Ramps“ auf den Straßen. Wenige Rastplätze auf Autobahnen. Unheimlich verwirrende Kreisverkehre, mit Richtungspfeilen und ohne, mit Ampelanlagen oder ohne. An einem verampelten Kreisverkehr haben wir einmal 11 rote Ampeln gezählt. Bei vielen Straßen sehr hohe Wälle am Fahrbahnrand, sodass man Kilometer weit nichts von der Landschaft sieht. Radarkontrollen ohne Ende, wir haben Hunderte gesehen. Dauernd wechselnde Geschwindigkeitsvorschriften von 20, 30, 40, 50 oder 70 Meilen in der Stunde.
An den Linksverkehr hat man sich allerdings bald gewöhnt.

Positiv:
Herrliche Landschaften, in dieser Art wohl einmalig in Europa.
Bedingt durch den Golfstrom, blühende Rhododendren, Ginster, ganze Wälder voll Sternhyazinthen im Mai. Unverputzte Steinhäuser, Moore, Felsen, Steilküsten, endlose Sandstrände.
In allen Dörfern Parkplätze mit öffentlichen, sauberen Toiletten, mit Warmwasser und Handtücher. Campingplätze mit englischem Rasen, wie Teppich, der auch mit schweren Womos befahren werden kann. Straßenmusikanten mit alten Klavieren. Angestellte, die einem im Supermarkt die gekauften Sachen in Tüten verpacken. Einmalige Sonnenuntergänge. Dramatische Wolkenbildungen und schnelle Wetterumschläge von Regen, Sonne, Sturm, warm oder kalt.
Lustige Menschen, die auch mal in der Großstadt nur mit einer englischen Fahne bekleidet spazieren gehen.
Also Schottlandfreunde. Die guten Seiten überwiegen und die etwas negativen Beschreibungen sollten niemand von einem Schottlandbesuch abhalten.
Schottland ist ein Traum!!

Teil 2


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