Frühling auf Sizilien
vom 5. bis 25. April 2002.
Von Lothar und Gerda Göhler.

Wir wollen einmal die Insel Sizilien im Frühling erleben. Im Sommer ist es dort zu heiß und im Herbst ist die Landschaft durch die Sonne verbrannt.
Wir starteten also am Freitag 5. April 2002 um 12 Uhr mit unserem Campingbus Malibu über München, Zirlerberg, Innsbruck und weil’s so schön war, sind wir die alte Brennerstraße ohne Pickerl und Maut bis Sterzing gefahren. Ab Sterzing ging’s dann auf die Autobahn bis Auer. 
An blühenden Apfelplantagen vorbei waren wir um 16.30 Uhr nach 510 Kilometer im Campingplatz „Wasserfall“, der erst kurz zuvor wieder geöffnet und um diese Jahreszeit noch viel Platz hatte.
Unseren Abendspaziergang lenkten wir zum „Tschurtscherkeller“, wo wir unter ehrwürdigen Gewölben an einem der urigen Holztische zünftig Brotzeit machten und mit einem Liter Südtiroler „Roten“ und einen halben Liter Meraner Wasser unseren Flüssigkeitshaushalt auffrischten. 
Als wir uns gegen 21 Uhr  den Heimweg suchten hatten wir einige Probleme mit der Richtung und es fing auch noch an zu regnen. Zum Glück hatten wir den Rucksack-Regenschirm dabei und meine Locken haben es heil überstanden. Nach einigen Umwegen, die uns allerdings auch Auer von oben und bei Nacht bescherten, sind wir glücklich im Hotel Malibu gelandet,  sofort in unsere Schlafsäcke gekrochen und haben uns bei himmlischer Ruhe von den Strapazen des ersten Urlaubtages erholt.

Samstag 6. April. Nachdem wir an der Rezeption 18 Euro einschließlich Warmduschen bezahlt haben, setzen wir bei trockenem aber leicht diesigen Wetter unsere Reise fort. Es ist 10 Uhr als wir Auer hinter uns lassen und unser nächstes Ziel, den Hafen von Genua anpeilen. 419 Kilometer liegen vor uns. Es ist nur wenig Verkehr in Richtung Süden und wir kommen flott voran. Den Gardasee lassen wir rechts liegen und die nächsten markanten Punkte sind Brescia und Cremona. Auf den Hinweistafeln erscheinen nun die Städte Torino und Genova. 
Die letzten 50 km vor Genua führte die geteilte Autobahn durch eine kurvenreiche Berglandschaft mit malerischen Schluchten und Ortschaften. An der Ausfahrt „Genova Ovest“ folgen wir den Schildern „Porto“ und kommen um 15 Uhr im Hafengelände an. Es ist mächtig viel Betrieb und wir müssen uns erst orientieren ob, wo und wann wir eventuell Tickets für die Fähre nach Palermo bekommen, denn wir hatten ja nicht gebucht. Um 17 Uhr öffnete die „Biglietteria“ und die Menschenmassen drängelten sich nach vorn. Wir hatten den vorderen Schalter im Visier und als die Jalousie hochgezogen wurde kamen wir gleich dran.
Nachdem Lothar seinen selbsterstellten Kostenvoranschlag aus dem Internet vorgelegt hatte, bekamen wir ein Personenwagen-Ticket und hatten so schon einmal 70,00 € gespart. 
Unsere „Bighletti“ für den Malibu und eine Innenkabine kosteten 341,00 € und bescherten uns eine 20 stündige Seereise mit der bei der Meier-Werft in Papenburg gebauten, 210 m langen „MS Exzellent“ der Grimaldi Lines.
Ab 20 Uhr konnten wir in die Nähe des Schiffes fahren und uns wurde plötzlich schwarz vor den Augen. Hunderte von Carabiniere in schwarzen Uniformen, schwer bewaffnet, mit ihren Einsatzfahrzeugen wurden ebenfalls mit eingeschifft. Unser roter Malibu stand zwischen den schwarzen Jeeps im dritten Deck B II. 
Unsere Utensilien, die wir an Bord brauchten, haben wir mit Rucksack, Reise- und Handtasche über drei Decks nach oben geschleppt. Dann ging es bequemer per Fahrstuhl zum Masterdeck im 8. Stockwerk. Die Kabine 8218 war nun für 20 Stunden unser Obdach, zwar klein aber fein mit Dusche und WC ausgestattet. 
Nun ging’s auf Besichtigungstour. Endlos lange Gänge und dazwischen Treppenaufgänge mit viel Chrom und Spiegeln bis an die Decke. Elegante Salons, (in einem haben wir gleich einen Campari geschlürft), ein Hallenbad das leider zu hatte, einige Restaurants, die ebenfalls noch geschlossen waren, denn die Hauptsaison hatte noch nicht begonnen und es waren wohl nicht alle der 887 Kabinen bewohnt. 
Pünktlich um 23 Uhr hieß es „Leinen los“ und ein herrlicher Anblick der Stadt Genua mit den vielen Lichtern an den Berghängen begleitete uns aus dem Hafen. 
Wir haben in einem Bistro drei Flaschen „Becks“ und zwei Sandwichs verkonsumiert und sind dann um Mitternacht ins Bett gegangen. Nach einer äußerst ruhigen Nacht haben wir uns im Restaurant das Frühstück schmecken lassen um danach auf dem Oberdeck im Windschatten bei ruhiger und blauer See die angenehme Sonne und Seeluft zu genießen. 
Zum Mittagessen holten wir uns Nudeln (leider nur lauwarm) und ein FläschenVino Rosso. Dieses konnten wir nicht öffnen und der Ober, den wir  um Hilfe baten, hat sich in den Finger geschnitten. Für unseren Geschmack war die Organisation etwas chaotisch im Bezug der Essenausgabe und auch beim ein- und ausschecken. 
Das nächste Abenteuer erwartete uns dann bei der Ankunft in Palermo. Im Schein der untergehenden Sonne erreichten wir mit 20 Minuten Verspätung um 19.20 Uhr die Insel Sizilien. Etwa zwei Stunden vorher sahen wir schon die Bergkulisse mit der Stadt Palermo aus dem Dunst auftauchen. Nun warteten wir sehr lange auf dem Passagierdeck, bis wir in die Garage durften. Die Lautsprecherdurchsagen auf Deutsch hörten sich eher an wie Mandarin-Chinesisch. 
Ein heilloses Durcheinander entwirrte sich aus dem Schiffsrumpf und an der Einmündung auf die Hauptverkehrsstraße gab es erst einmal Disput mit einem Polizisten mit folgendem Wortlaut: 
Prego Autostrada?,  dove? (wohin)? , dopo Marzalla, (nach Marzalla), a destra (rechts) und schon waren wir im chaotischsten Straßenverkehr, den wir jemals erlebt hatten. 
Eine unwahrscheinlich laute Blechlawine (alle hupten ununterbrochen) kämpfte sich durch die Straßen. Als wir einmal verkehrt abgebogen waren mussten wir mit allem Mut unseren Weg erzwingen um wieder im Verkehrsfluss mitschwimmen zu können. Gegen 22 Uhr kamen wir dann auf der A 29 Richtung Trapani zur Ausfahrt „Isola Femine“ und fanden nach anstrengenden Suchen den Campingplatz „la Playa“. Die freundliche, deutsch sprechende Platzverwalterin gab uns nützliche Tipps für die morgige Stadtbesichtigung und ihre Bewohner, von denen einige gerne einmal den Touristen in die Tasche greifen, besonders in der Buslinie 101 (Rucksack nach vorne), einen Stadtplan mit eingezeichneten Sehenswürdigkeiten und Buslinien sowie zwei 24 Stundentickets für die Palermo Buslinien. Perfetto!
So konnten wir erwartungsfroh in den Montag starten.

Montag 8. April. Mit einem Schokoladencroissant und einem Kaffee im Magen machen wir uns auf den Weg zur Esso-Tankstelle um den Bus Nr. 628 zur Piazza Quattro Canti zu erreichen. 
Wir mussten nochmals umsteigen und dann waren wir in unmittelbarer Nähe aller sehenswerten Bauwerke. Leider war in Palermo gerade ein wissenschaftlicher Kongress (daher auch die vielen Carabiniere) und so war unter anderem auch der ganze Komplex um die berühmte Cappella Palatina „chiuso“. 
Die Quecksilbersäule war in der Mittagszeit auf 27 Grad geklettert und die Abgasluft, der Lärm und die Menschenmassen war nicht gerade das wahre Vergnügen. Eine Demonstration war auch in Anmarsch und Arbeiter versiegelten die Kanaldeckel. So setzten wir uns erst einmal in einem Palmen-Park und hörten einer Militärkapelle zu, die in einem abgesperrten Palazzo den Gefangenenchor aus Nabucco spielte. 
Im Dom, der von außen schöner war als von innen hielten wir uns auch nicht lange auf, er hat im Seitenschiff mehrere Sarkophage aus Porphyr in denen u.a. auch Heinrich der VI. und Friedrich der II. liegen. Nun waren wir wieder am Quattro Canti und gelangten zum riesigen Brunnen „Fontana Pretoria“, der leider mit einem Holzgerüst umgeben war. Am Wahrzeichen von Palermo, der Kirche „San Giovanni degli Eremiti“, deren fünf maurischen Kuppeln an Himbeereiskugeln erinnern, setzen wir uns auf die Stufen und beobachten die hastenden Menschen und die vielen Motorroller. 
Auf dem Rückweg konnten wir noch die Vorbereitungen für eine Hochzeit sehen und die kostbare Ausstattung der Kirche bewundern. Auf dem Weg zur Bushaltestelle Indipendenza gehen wir noch durch einige Marktstraßen, die als Hauptrevier der Taschendiebe gelten und kaufen uns ein paar Sandwichs und Büchsentee. Nun haben wir noch einen Ausflug nach Monreal vorgesehen, den wir mit dem Stadtbus 389 unternehmen. Die kleine Stadt liegt hoch über Palermo. Das Juwel von Monreal ist der Dom mit seinen unvergleichlichen und kostbaren Goldmosaiken und sein Besuch gilt als Highlight jeder Sizilienreise. Das Innere ist auf über 3000 Quadratmeter mit Goldmosaiken bedeckt, die Bilder aus dem neuen und alten Testament zeigen. 
(Sollte man in den Vormittagsstunden anschauen, weil da das Licht der Sonne darauf scheint.) In der Kuppel über dem Altar ist ein Christusbild in überdimensionaler Größe. Über eine Treppe gelangen wir zu einem Rundgang auf das Kirchendach. Von dort gibt es Einblicke in das Geviert mit dem berühmten Kreuzgang und Ausblicke weit über Palermo hinaus. 
Nach einem Espresso in einer Bar fahren wir wieder zurück und sind um 17 Uhr bei unserem Malibu. Zum Abendessen gab es marinierte Heringe und Kartoffeln aus dem Handelshof und dazu sizilianischen Rotwein.

Dienstag 9. April. Das Wetter ist heiter und angenehm warm. Es ist später Vormittag, als wir die Weiterfahrt antreten. An der Rezeption haben wir 18 € bezahlt und suchten dann den Weg nach Trapani. Unsere erste archäologische Besichtigung machen wir in Segesta. Der verhältnismäßig gut erhaltene und vor fast 2500 Jahren (430 v. Chr.) !! erbaute dorische Tempel steht malerisch in der schönen, hügelichen Landschaft, die jetzt im Frühling mit gelben Margariten und gelb blühenden Fenchelstauden geschmückt ist. 
Ein herrlicher Anblick ist diese wuchtige Säulenhalle. In etwa 1500 m Entfernung befindet sich auf einem steilen Berghang ein im 3. Jahrhundert v. Chr. erbautes griechisches Theater. Nachdem wir uns in der Trattoria ein paar Pizzastücke gekauft hatten, fahren wir mit einem Shuttlebus, zusammen mit einer lautstarken Schulklasse hinauf. Dieses Freilufttheater hat eine besonders schöne Lage, denn die Hintergrundkulisse ist die Berglandschaft und das Meer. 
Dann fahren wir weiter zur mittelalterlichen Bergstadt Erice. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Auf dem uralten Pflaster könnte Don Camillo vor der (jetzt leider verschlossenen) Kirche stehen. Wir sind fast 750 m auf engen Serpentinen hochgefahren und hier oben weht ein kühler Wind und Wolken umgeben uns. In der Nähe der Piazza kommen wir zu einer Pasticceria, in die gerade eine Busladung Mittelfranken eingefallen ist. Zum Glück blieb uns noch etwas von dem edlen Mandel-Marzipan und Pistaziengebäck übrig, für das Erice berühmt ist. Im Malibu war noch Kaffee in der Thermoskanne und so hatten wir eine gemütliche Pause am Stadttor. 
Die Abfahrt führte zunächst durch Schleierwolken und dann bei herrlichem Sonnenschein und weiten Ausblicken, vorbei an üppig blühenden Mimosen zu der Küstenstadt Trapani. Durch die Küstenstadt Marzala erreichen wir auf der SS 115 den Ort Mazara um dort den Campingplatz „Sporting Camping“ zu suchen. Erst haben wir noch einen Supermarkt entdeckt, wo wir uns ausreichend mit Proviant und Getränken eindeckten. 
Dann durchquerten wir im Feierabendverkehr das Zentrum in einem Verkehrschaos, vergleichbar mit Palermo oder Istanbul. Jeder Zentimeter Straßenraum wurde von Auto- und Rollerfahrern ausgenutzt und wir dachten nicht, dass wir heil aus diesem Getümmel herauskommen. 
Gegen 17 Uhr erreichten wir nach ca. 2,5 Kilometer den Campingplatz, wo ein kleiner, geschäftiger Sizilianer schon am Eingang stand. Er begrüßte uns mit Handschlag und erklärte uns im besten Italo-Deutsch, das er in Wiesbaden gearbeitet und eine Deutsche geheiratet hatte. Nun ist er in seine Heimat zurückgekehrt und managt diesen Platz, in dem wir allerdings die einzigen Gäste waren. 
Abends waren wir zum Essen im Ristorante „il Casala“. Frittierten Tintenfisch, Pommes und Salat haben wir uns ausgesucht und als einzige Gäste in dem mehrere hundert Personen fassenden Lokal umschwirrten uns vier Ober. Lothar war das alles sehr unbehaglich und des Nörgelns war kein Ende.

Mittwoch 10. April. Wir fahren weiter nach Selinunte um dort weitere Tempel zu besichtigen. Der Größte davon und Mittelpunkt der Stadt war bei einem Erdbeben zerstört worden aber man kann sich auch als archäologischer Laie gute Vorstellungen über die damalige Größe machen. Diese Anlagen, die überwiegend aus der Zeit 500 v. Chr. stammen sind meistens auf den Bergen am Meer gelegen, ein Platz an der Sonne. Auch bei diesen Tempelanlagen kam uns ein Hinweis im Wohnmobilführer zustatten, dass EU Bürger über 65 Jahren keinen Eintritt bezahlen brauchen. So haben wir gegen Vorlage unserer Personalausweise während der ganzen Reise eine Menge Euro gespart.
Nach einem ausgiebigen Picknick mit Schinken und Mortadella ging die Fahrt weiter und wir biegen am Wegweiser „Lido Fiori“ meerwärts ab. Dort laufen wir den menschenleeren, goldfarbenen Sandstrand entlang und bewundern die in den Dünen herrlich blühenden pinkfarbenen Sukkulenten.
Ähnlich den Gazmanien, die es bei uns in den Gärtnereien gibt. Auch Bäume ohne Blätter, aber mit großen, roten Blüten finden unsere Aufmerksamkeit. Wir unterhalten uns mit einem Landstreicher aber das einzige Wort, das wir verstehen ist: „Rosenheim“.
An der Stadt Sciacca vorbei führt die Küstenstraße bis zur Ausfahrt Montallegro und von dort an großen Orangenhainen, die reife Früchte trugen, zugleich blühten und einen angenehmen Duft verströmten vorbei, zum Wohnmobilstellplatz Torre Salsa. Die schmale Straße führt uns direkt auf die Bergeshöhe mit dem schönen Bauernhof und wir konnten uns sogleich von der Anlage hoch über dem Meer überzeugen. Die deutsche Verwalterin Annemarie Harscher wies uns einen großen Stellplatz unter den Mattendächern zu. Es waren noch etliche Wohnmobile aus Deutschland, Holland und Italien da.

Donnerstag 11. April. Wir haben uns mit allen Annehmlichkeiten vertraut gemacht. Das Ciabatta wurde uns für 1,20 € an die Tür geliefert. Der Sanitärraum ist geräumig und sauber. Es weht ein warmer Wind, wir spielen die Kassette „der Südwind der weht und der Gaucho der steht auf der Sierra“ und das Meer tief unter uns trägt Schaumkronen. 
Wir fahren mit dem Malibu in den Ort Montallegro und kaufen im Supermercado „Conad" Wasser, Wein und Muffins. Nachdem in der ganzen Ortschaft wahrscheinlich keiner ein Wort Deutsch versteht, sagt die Verkäuferin in reinem Hochdeutsch zu uns: „die Muffins liegen dort hinten in dem Regal“! In einem kleinen „Alimentarie“ versorgen wir uns mit Tomaten, Käse und Mortadella für das Mittagspicknick am Strand von Torre Salsa. 
Vom Bauernhof aus gelangen wir auf einer abschüssigen Teerstraße nach 1500 m an den breiten Sandstrand. Im Hintergrund die weißen Felsen von „capo bianco“, die uns an die Kreidefelsen von Rügen erinnern. Es sind schon einige Wohnmobile da und man sonnt sich an windgeschützter Stelle. Die Badetemperaturen betragen etwa 16 Grad und außerdem könnte man bei dieser Brandung kein Bad riskieren. Am Spätnachmittag kündigt sich ein Gewitter an. 
Wir brachten unseren Malibu wieder unter das schützende Mattendach und hielten Siesta. Nun haben wir Abendessen und Abwasch hinter uns, der Sturm hat sich gelegt und wir werden unseren Leseabend bald beschließen um morgen wieder fit zu sein für neue Erlebnisse.

Freitag 12. April. Es ist morgens um 8 Uhr bereits 17 Grad warm. Unser Tisch im Freien und unser Malibu hat eine gelbe Farbe angenommen, nachdem der gestrige Gewittersturm Wüstensand aus Tunesien mitgebracht hatte. Am düsteren Himmel steht die Sonne, anscheinend sind in der oberen Atmosphäre immer noch Sandstürme. 
Wir waren vormittags in Motallegro zum Einkaufen und haben dann einen Spaziergang um den Sarazenenturm gemacht. Schöne Blumenwiesen und uns zum Teil unbekannte Gewächse säumen den Weg. Nachdem wieder etwas Regen aufkam, sind wir in den schützenden Campingplatz eingelaufen. Zucchini mit aromatischen Sizilienzwiebeln, Kartoffeln und Würstel waren bald zubereitet und der Nachmittag verging mit Lesen, Schlafen, Teetrinken und Englischkurs wie im Flug. Nach dem Abendessen haben wir die Reiseroute für morgen festgelegt. 
Rund um uns ist Abendstille, nur ab und zu bellt ein Hund und wünscht seinen vielen Artgenossen, die teils zum Bauernhof, teils den Campern gehören „buona Notte“.

Samstag 13. April. Abreise von Torre Salsa. Um 7.30 Uhr zum duschen gegangen. Danach gab es Mate Tee, Ciabatta, Salami, Butter und Marmelade. Jetzt hieß es den Malibu startklar machen, die
Kabeltrommel aufrollen, die Auffahrkeile verpacken und alles klappersicher zu verstauen. Gegen 9.30 Uhr haben wir „il conto“ (die Rechnung) in Höhe von 43 Euro für drei Nächte bezahlt und sind dann auf der schmalen Straße zunächst wieder nach Montallegro gefahren um Proviant zu fassen. 
Dann trat Lothar aufs Gaspedal und auf der SS 115 ging es Richtung Agrigento um in das „Valle dei Templi“ zu kommen. In der „Zona Archeologica“ befindet sich die größte Ansammlung griechischer Tempel, teils noch gut erhalten, teils durch Erdbeben zerstört. Ein wahres Eldorado für Archäologen wie wir es sind!! 
Auf einem großen Platz nahe einer gewaltigen Säulenhalle protestierten junge Sizilianer gegen die Maffia. Polizei war auch zur Stelle aber es blieb alles friedlich. Auf dem Parkplatz machen wir dann noch unser Mittagspicknick, bevor es weiter ging zum „Nabel Siziliens“. 
Die Bergstadt Enna liegt auf einem 931 m hohen Felsplateau in exponierter Lage und ist als Provinz-Hauptstadt und Bischofssitz eine Besichtigung wert. Schade, dass sich der leichte Dunst noch nicht verzogen hatte und so bleibt uns die Fernsicht bis zum Ätna verwehrt. Auf der Piazza sitzen wir im Schatten alter Bäume und genießen ein Eis, bevor es wieder über die Serpentinen steil bergab geht. Wir erreichen die Stadt Piazza Armerina und suchen nach den Hinweisschildern „Villa Casala“ oder „Mosaici“ und nach wenigen Kilometer entdecken wir unseren angepeilten Übernachtungsplatz hinter der urigen Trattoria „La Ruota“, die noch gut besetzt war und in der die Gäste an rosa gedeckten Tischen tafelten. 
Hinter dieser Trattoria war ein kleiner Stellplatz mit Stromanschluss, den wir mit einem französischen VW Bus teilten. Nachdem wir nicht französisch und die Franzosen nicht deutsch konnten, haben wir uns in Englisch und italienisch mit ihnen unterhalten. Es war Nachmittag 15 Uhr und wir unternahmen noch einen Spaziergang von 800 m zur Villa „Romana casale“. 
Eine einmalige Sehenswürdigkeit aus dem vierten Jahrhundert. Ein reicher Römer hatte diesen Bau erstellen lassen und kostbar ausgestattet. Erst im Jahr 1900 wurden die zerstörten Mauern freigelegt und es kamen herrliche Mosaikfußböden zum Vorschein. Farbenfroh und lebensnah sind Tiere, Jagdszenen usw. dargestellt. Am bekanntesten sind die Bikinimädchen und auch sehr gut erhalten. Interessant ist auch das Schlafgemach mit einer erotischen Szene und die Toiletten. Nun kann man sich ein gutes Bild machen, wie diese vornehme Familie in dem feudalen Haus gelebt hat. 
Wir wälzen uns mit einigen Busbesatzungen durch die Gänge und konnten bei einigen deutschen Führungen einiges mitbekommen. In der Hoffnung, diesen erlebnisreichen Tag mit einem rustikalen Abendessen beschließen zu können, trabten wir heimwärts. Aber wie wir feststellen mussten war das Lokal Samstagabend geschlossen. So haben wir nun im Restaurant Malibu unsere Miracoli selbst zubereitet und die Enttäuschung mit sizilianischen Vino Rosso heruntergespült. Was gibt es wohl morgen für Überraschungen?

Sonntag 14. April. Nachdem wir 10 Euro für die Übernachtung berappt haben, sagen wir den netten Nachbarn „Au revoir“ und fuhren zurück über Piazza Armerina südwärts über Caltagirone, einer Bergstadt die wir nur vom Auto aus begutachteten um dann über Chiaramonte und Comiso nach Ragusa zu kommen. 
Zum Glück fand sich an der Stadtgrenze ein Mc Donald, denn „mangiare“ und Toiletten waren dringend nötig. Zweimal Big Mäc mit Pommes und Cola für 9 Euro waren akzeptabel. 
Danach zwängten wir den Malibu durch die Altstadt von Ragusa. Unser Vorteil war, dass die Bewohner bereits ihre Siesta hielten und die sehr schmalen Straßen menschenleer waren. In manchen Gassen hatte der Malibu beiderseits nur mehr zwei Zentimeter Platz zum atmen. Wir schafften es zum Domplatz zu kommen und die herrliche Barockfassade auf unseren Film zu bringen. Alle Geschäfte und Tankstellen waren „chiuso“. Trattorias oder Pizzerias haben wir auch nicht gesehen und so gesehen ist Mc Donalds eine segensreiche Einrichtung. 
Nach der historischen Stadtbesichtigung führte uns eine gut ausgebaute Schnellstraße nach Marina di Ragusa, ein typisches Strandbad am Mittelmeer mit einer breiten Strandpromenade an deren Ende der Campingplatz „Baia del Sole“ liegt. Es ist gegen 15 Uhr als wir eintreffen und von einer netten Angestellten empfangen und eingelassen werden. 
Wir stellen uns neben ein Womo aus Kassel und sind, nachdem noch ein älteres sizilianisches Paar gekommen ist, insgesamt sechs Personen auf diesem großen Platz. Die Sauberkeit in den Sanitäranlagen lässt zwar zu wünschen übrig, aber für einen Übernachtungsplatz können wir keine Putzkolonne ordern. Nach einer Stunde Schlaf machen wir einen Bummel auf der Promenade zum Ortskern des kleinen Städtchens. Wir staunen nicht schlecht über die vielen Spaziergänger, die mit Winterklamotten bekleidet (die Männer alle mit Schlips) den Sonntagnachmittag genießen. Von einem bequemen Sitzplatz aus betrachten wir das hin- und her und amüsieren uns über diesen Mode- Laufsteg. 
Es ist merklich kühl trotz 21 Grad um 19 Uhr. Wir werden uns ins Campingplatz-Ristorante begeben und uns mit Pizza stärken. Aber zuvor ist noch der Abwasch von unserer letzten Malibu Kocherei fällig. Zum Glück sind die Spülbecken in der Nähe, aber da es in Sizilien an den Spülbecken meist kein heißes Wasser gibt, muss unser Wasserkocher dafür herhalten, aber auch das ist für einen echten Camper kein Problem. 
Um 19.30 Uhr betreten wir das Lokal mit Platz für 100 Mann und wir sind um diese Zeit die einzigen Gäste. Uno Litro rosso Casa Vino (roter Hauswein) und zwei Pizze Speziale, danach „due Semifredo Limone“ und gekostet hat das ganze 24,5 Euro plus 1,5 Euro als Trinkgeld für den Ober mit den zehn Kindern. Wir sind zufrieden und er auch.

Montag 15. April. Nach dem Frühstück verlassen wir Marina di Ragusa. Am Stadtrand finden wir eine Tankstelle und bei „de Spar“ füllen wir unsere Proviant Vorräte wieder auf. Nun befahren wir die Küstenstraße, ein herrlicher Landstrich entlang des azurblauen, manchmal grün schimmernden Meeres. 
Über Pozzalo und Pachino erreichen wir den südlichsten Punkt Siziliens „Porto Palo“ am Capo Passero. Am idyllischen Fischerhafen schauen wir den Fischern zu, wie sie ihre Netze flicken und von Tang säubern. Die Händler und Gastwirte holen sich hier den frischen Fisch mit ihren Kühlautos. Direkt am Hafen ist ein hübsches Lokal, das leider geschlossen ist. Wir fahren also durch die enge Straße des Zentrums und kommen an den malerischen Punkt, den wir gesucht hatten. Ein Parkplatz, ein gepflegtes Restaurant und eine kleine Piazza über den Klippen. 
Wir hatten die richtige Wahl getroffen um zu einem sizilianischen Mittagsmahl zu kommen. Vom Buffet waren ca. 20 verschiedene Antipaste zu probieren und anschließend gab es eine landestypische Fischsuppe  (Zuppa de Pesche) grandioso und garantiert frisch gefangen, denn wir haben beobachtet wie gerade angeliefert wurde und eine halbe Stunde später hatten wir sie auf dem Teller. Rotbarben, Scampi und Tintenfisch in würziger Brühe mit Kapern, Knoblauch, Rosmarien, Kirschtomaten und Petersilie zubereitet. Fehlte nur der Vino Bianco. Aber aus Rücksicht auf den Fahrer begnügte ich mich ebenfalls mit Mineralwasser. 
Am frühen Nachmittag erreichten wir dann Siracusa, eine Großstadt in toller Lage direkt am Meer mit vielen Sehenswürdigkeiten. Die Altstadt Oritiga mit engen Gassen, der großen Piazza mit dem Dom, der auf den Überresten eines Apollo-Tempels (579 v. Cr.) errichtet wurde haben wir auf Schusters Rappen besucht, während der Malibu auf einem bewachten Parkplatz am Hafen wartete. 
Dann sind wir noch etwas außerhalb zu den Kultur-Historischen Stätten gefahren. Die bekannteste ist das Ohr des Dionysos, eine mächtige Felsenhöhle, deren Eingang die Form eines Ohres hat und über eine phantastische Akustik verfügt. Jede Busbesatzung probierte diese natürlich aus und es war ein Höllenlärm, wo vor über 2000 Jahren die Sklaven die Kalksteine zersägten und bearbeiteten. 
Nach diesen Kunst- und Kulturgenüssen war unser nächstes Ziel das Camping-Areal „Brucoli“ an der Landzunge bei Augusta. Wir haben nun einen tollen Stellplatz oberhalb der Klippen an der sich die Wogen des Mittelmeeres brechen. Im rot-goldenen Sonnenuntergang sehen wir im Dunst den Gipfel des Ätna aufsteigen, ein schöner Abschluss dieses Tages und morgen werden wir weitere Entdeckungen machen.
 
Dienstag 16. April. Wir wollen heute zum Ätna und sind schon etwas früher als gewöhnlich aufgestanden. Die Warmduschen sind eine Wohltat, nachdem es in Marina di Ragusa nur kaltes Wasser gab. Zum Frühstück hatten wir etwas festes Supermarkt-Brot, aber mit Butter und Marmelade ging es schon. Als wir fast reisefertig waren, brachte uns die Platzverwalterin frisches, noch ofenwarmes Ciabatta zu unserem Stellplatz und wir mussten es in unsere Vorratsbüchse tun. 
An der Rezeption bezahlten wir 14 Euro (auf italienisch E-uro) und bekamen neben Prospekten auch einen schönen Aufkleber ausgehändigt. Der Patrone öffnete eigenhändig das Tor  und über die Küstenstraße ging es zur Autobahn nach Catania. 
Bei Nicolosi biegen wir ab und der rauchende Ätna rückt immer näher ins Blickfeld. Wir sind zwar erst 64 Kilometer gefahren aber wir entscheiden uns für den Campingplatz „Etna“ oberhalb von Nicolosi für den Ausgangspunkt unserer morgigen Tour auf den Vulkan. In der Malibu Küche wurden Nudeln mit Basilikum Pesto und getrockneten Tomaten zubereitet und nach der Ruhestunde am Nachmittag noch ein Spaziergang mit den dicken Fleece-Jacken gemacht, denn auf 800 m Höhe war die Luft doch noch etwas kühl. Hoffentlich ist morgen schönes Wetter für die Bergtour und die Lavamassen bleiben im Krater. Nun geht es auf 22.30 Uhr und es Schluss für heute.
 

Mittwoch 17. April. Das Wetter ist sonnig aber kühl und wir sind gegen 10 Uhr bereits unterwegs zum Ätna. Bis zur Talstation der Seilbahn, die beim letzten Ausbruch im Herbst 2001 total zerstört wurde, fahren wir mit dem Malibu. Dort parken wir und rüsten um auf Bergschuhe und dicke Anroraks. Dann gehen wir Tickets kaufen um mit einem Mercedes Unimog auf 2700 m Höhe befördert zu werden. Der Preis von 38 Euro pro Person schlägt ganz schön zu Buche, aber anders kann man nicht in diese Höhe kommen. 
Oben angekommen geht ein Bergführer mit uns zu den Besonderheiten. Zum Teil gab das Lavagestein so eine Hitze ab, das es ohne weiteres Papier entzündete, wenn man es an die Steine hielt. Den großen Gipfel, aus dem mächtig viel gelblicher Rauch quoll konnte man nur aus angemessener Entfernung besichtigen, da die Gefahr von Ausbrüchen bestand. Wir hatten einen weiten Blick nach Catania und das Meer. Die Lavafelder haben über das ganze Ätnamassiv große Ausmaße angenommen und man kann sich gut vorstellen, wie sich das rotglühende Magma zu Tal wälzte. 
Als wir wieder bei unserem Malibu waren, haben wir in einem Tabacchi noch Briefmarken gekauft und machten dann auf einem einsamen Wanderparkplatz erst Halt und dann  Erbsensuppe mit Wiener warm. Mit der Einsamkeit war es bald vorbei, denn ein Reisebus aus Bielefeld gesellte sich dazu und die Insassen wurden mit Bockwurst verpflegt. 
Unsere Route führte nun rund um die Abhänge des Ätna durch eine sehr schöne, aber einsame Gebirgsgegend, vergleichbar mit Hochgebirgstouren in den Alpen. In den wenigen, kleinen Orten waren alle Geschäfte geschlossen und Lothar befürchtete schon einen schlimmen Hungertod, weil kein Brot mehr im Hause war. Wir fuhren fast 200 km in Richtung Ostküste, fast nur in Serpentinen und keine 100 Meter gerade aus. Doch als wir am Strand von Oliveri den Campingplatz Marinella gefunden hatten war alles wieder ok. Der noch schwach besuchte Platz hatte einen Mini Markt, der unsere Wünsche voll erfüllte. Wir haben beide etwas Schädelbrummen von den vielen Kurven aber nach dem Abendessen sah die Welt schon wieder besser aus. Lothar hat schon die Karte studiert um den besten Weg nach Messina auszusuchen, denn morgen heißt es: „arrivederci Sizilien“.

Donnerstag 18. April. Unser Übernachtungsplatz in Oliveri hatte sich als gute Wahl erwiesen. Vor unserer Abfahrt haben wir in den großzügigen Sanitärgebäuden eine lauwarm-erfrischende Dusche genommen und der Mini-Markt hatte ausgezeichnete frische Panini. 
Nachdem wir unseren Obolus entrichtet hatten, fuhren wir ins Centrum, kauften eine Ansichtskarte, die dann zusammen mit vier anderen in einen nicht recht vertrauend erweckenden Briefkasten wanderte. In einem Gemüseladen erstanden wir Fenchelknollen und Blumenkohl. Dann war es Zeit für die Autobahn nach Messina, das wir nach 40 Minuten Fahrzeit erreichten. 
In der Gegend des Hafengeländes waren wir bald, aber wo fahren die Traghettos nach San Giovanni? Es war reger Verkehr und wir glaubten ein Hinweisschild übersehen zu haben. Wir wollten umdrehen, aber als wir die erste Möglichkeit zum linksabbiegen hatten, sahen wir das Schild „Imbarcadero“ (Einschiffungsplatz). Wir stellten uns hinter drei italienische Womos und ich entdeckte die Biglietteria, wo mir ein freundlicher Sizilianer ein Ticket für 18 Euro verkaufte. 
Mit der Fähre um 12.15 Uhr setzten wir dann auf das Festland über, das von Messina in Sichtweite vor uns lag. Immer wieder bestaunten wir das Meer, das sehr intensiv in verschiedenen Farbnuancen von blau bis grün spiegelte. In Kalabrien angekommen nahmen wir die Autobahn bis Scilla, bogen auf die schmale Küstenstraße ab und hatten bald die malerische kleine Stadt vor uns. 
Ein Castello hoch auf dem Fels, daneben kuschelten sich die Häuser samt Kirche. Darunter die Bucht mit Kiesstrand an den mächtige Brecher aufklatschten. An der Strandpromenade, die fast menschenleer war stellten wir uns hinter ein deutsches Womo und machten unser Mittagspicknick. Danach fuhren wir zurück zur Autobahn, um möglichst schnell nach Pizzo zu kommen. 
Es war bereits 16 Uhr und der im Campingführer aufgeführte Platz hatte noch Winterpause. 
So begann ein nervenaufreibendes Suchen und wir mussten wieder Richtung Süden fahren um am Cap Vaticano den ganzjährlich geöffneten Platz „la verde“ anzusteuern. Es war eine abenteuerliche Abfahrt auf einem steilen, engen Betonsträßchen von der Küstenstraße zum Campingplatz. 
Die Verwalterin, die uns auf Italienisch einiges erzählte und ihren frisch angesäten Rasen verteidigte, wies uns in die hintere Ecke, die allerdings von einem alten VW Bus aus dem Tessin verstellt war. Es fehlte nicht viel und ein Schweizer Campingstuhl wäre unser Opfer geworden. 
Nun haben wir auch unsere Ecke und es ist ganz gemütlich. Zum Abendessen gab es Blumenkohl mit Kartoffel. Die Semmelbrösel für die braune Butter hat Lothar aus zwei steinharten Weißbrotscheiben zwischen Papier und Folie mit einem Hammer zerklopft und ich habe sie dann noch mit dem Salatseiher gesiebt. So ist das Camperleben und geschmeckt hat es prima. Bald wird uns die gewaltige Brandung in den Schlaf begleiten und dazu passen Träume mit Sturm und Gewitter. In unserer Malibu-Festung würde uns das aber gar nichts ausmachen.

Freitag 19. April. Heute waren wir Frühaufsteher. Lothar war an der Rezeption zum Bezahlen und um 8.30 Uhr kletterte der Malibu die steile Betonstrasse wieder hoch. In San Nicolo haben wir unsere Vorräte ergänzt. Ein kleines Lädchen an der Straße, davor ein freier Parkplatz und ein fröhlicher, verschmitzte Kalabrese der uns erst einmal aufklärte, das 100 Gramm nicht detsche gramma, sondern detschi gramme heißt. Er konnte ein paar Wörter deutsch und freute sich, dass wir Mortadella, Salami (scharf wie der Teufel), quattro Panini und Aqua Gazzole kauften. Wie wir später feststellten war es Zitronenlimonade statt Mineralwasser. Frizzante meinte er bläht den Bauch auf und macht „Ranzen“. Dann bat er um deutsche Euro und wir bezahlten 5,10 Euro für alles. Mit Handschlag wurden wir vor dem Laden verabschiedet. Es war eine glückliche Begegnung von Mensch zu Mensch. 
Nun lagen noch 420 km vor uns bis zum Tagesziel Pompei. Unterwegs haben wir an einer modernen und sauberen Raststätte gehalten, zweites Frühstück gemacht und Espresso getrunken.
Dann wurden wir auf der fast leeren Autobahn von zwei auf der Fahrbahn stehenden und gefährlich aussehenden Karabiniere mit Maschinenpistolen im Anschlag herausgewinkt. 
Es entspann sich folgender Dialog:  Carabiniere: „Deutsch?“, Lothar: „Si“, Carabiniere: „ok“ und schon waren wir wieder entlassen. 
Kurz vor Salerno fing es an zu regnen und wir wollten an einer Raststätte Kaffee kochen und Muffins essen. Der Aufenthalt wurde aber ein längerer, denn über uns entlud sich ein massives Gewitter und seine Wassermassen wuschen den Wüstensand, der unseren Malibu seit Torre Salsa bedeckte, gründlich ab. 
Lothar, der mit dem Regenschirm zum WC unterwegs war, musste anschließend Kleidung und Schuhe wechseln, denn der Parkplatz hatte sich in einen See verwandelt. Nachdem es etwas aufhellte, sind wir weiter gefahren und als wir die Bucht von Salerno erreichten, wo 1943 die Amerikaner an Land gingen, schien wieder die Sonne. Die Autobahn Richtung Neapel machte einen großen Bogen um die an den Bergen gebaute Stadt. Wir hatten einen schönen Ausblick von der höher gelegenen Autobahn auf Salerno und das Meer. 
Einige Ausfahrten später kam Pompei und wir sahen die Beschilderung „Camping Zeus“ der wir problemlos folgten. Der Platz liegt unmittelbar am Eingang der berühmten Stadt Pompei. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir noch die große Besichtigung, die heute „frei“ war ( wir hätten als Rentner sowieso nichts bezahlt) und staunten nicht schlecht über die Ausmaße der Stadt mit den gut erhaltenen Straßen und Gebäudeteilen. Diesen Menschen muss es zur damaligen Zeit gut gegangen sein. Davon zeugen die noch vorhandenen Malereien und Gegenstände, die von der Asche des Vesuvs befreit zum Vorschein kamen. Man könnte viel Zeit verbringen um alles gesehen zu haben aber wir begnügten uns mit zwei Stunden, denn das Pflastertreten macht müde und archäologische Ausgrabungen hatten wir in den letzten 15 Tagen mehr als genug gesehen. 
Zurück zu unserem Malibu, der unter zugleich blühenden und früchtetragenden Orangenbäumen stand, entkorkten wir erst einmal einen Vino Rosso, dann wurde der Fenchel gedünstet und mit Bratkartoffeln und Spiegelei hatten wir ein prima Abendessen. 
Um 21.45 Uhr beschlossen wir bei 15 Grad Wärme diesen schönen Tag.

Samstag 20. April. Heute fahren wir die Küstenstraße bis Sorrent. Im Vorort Meta entdecken wir eine Tourist-Info. Die hübsche, deutsch sprechende Italienerin gab uns einen Plan, wie wir am besten zum Campingplatz „Nube d`Argento“ und zum Hafen kommen, den Abfahrtsplan der Fähren nach Capri und die Tarife. 
Sorrent ist eine schöne Stadt mit vielen Geschäften und engen Gassen. Der Verkehr ist enorm und die vielen Hinweisschilder verwirrend. Wie schon in Sizilien gibt es an jeder Ecke Unmengen davon, die nicht nur auf Orte, sondern auch auf Schulen, Gemüseläden oder Kirchen hinweisen. Wollte man alle lesen, müsste man stehen bleiben. 
Trotz allem kamen wir vor 12 Uhr an und hätten beinahe die Einfahrt verpasst, die in einem 180 Grad  spitzen Winkel steil bergab führte. Der Platz liegt terrassenförmig an einem Felshang und der Ausblick auf die Bucht ist ne Wucht. Wir haben uns den besten Platz am Abhang ausgesucht und ein schnelles Mittagessen gemacht, denn wir wollten um 13.30 Uhr am Hafen „Marina Pikkolo“ sein um mit einem Speed-Boot nach Capri zu fahren. Der Weg zog sich hin und wir machten große Schritte.
Das Schiff wollte gerade ablegen aber der Matrose schob die Gangway noch mal rüber und nahm uns noch mit. In 20 Minuten waren wir auf der Insel. Schönes Wetter, viele Schiffe und Touristen. Wir fanden gleich die Bigletteria zur Grotta Azzurro. Sechs Euro pro Nase kostete die Fahrt mit dem kleinen Motorboot. Mit 20 Passagieren flitzte der Capitano an der Steilküste entlang und wir waren mächtig gespannt, wie es weitergeht. Vor einem Loch in der Felswand, das ca. einen Meter breit und hoch war, lagen etwa 8 Ruderboote, die nun mit 3-4 Personen besetzt wurden. 
Der Gondoliere fuhr dicht an die Boote und wir mussten umsteigen und uns in einem schaukelnden Ruderboot auf den Boden setzen. Erst wurde nochmals „Eintritt“ kassiert und der Rudersmann erwartete ein Trinkgeld. Dann waren wir an der Reihe und auf dem Rücken liegend wurden wir an einer Kette in die berühmte Blaue Grotte geschleust. In einem märchenhaften, aquamarinblauen Licht leuchtete das Wasser, das sich an der Felsdecke wiederspiegelte. Alles Natur, alles von der Sonne, sagte unser Bootsmann und dann sang er voller Inbrunst eine bekannte italienische Opernarie, einfach grandios. Nach der Grottenrundfahrt zwängte sich ein Boot nach dem anderen wieder hinaus und wir wurden in das Motorboot gehievt. 
Nun wollten wir noch die Stadt besichtigen. Vom Hafen fährt eine Standseilbahn, die in kurzer Zeit die Oberstadt mit den teuren Geschäften und Luxus-Hotels erreicht. Mit vielen anderen haben wir die Flaniermeile durchstreift und leckeres Gelati aus frisch gebackenen Waffeltüten geschleckt. 
Gegen 16 Uhr bestiegen wir wieder das Speedboot, das uns nach Sorrent zurückbrachte. Nun haben wir Straßen, Plätze und Gassen vermessen (auch bei einer Hochzeit zugeschaut) in der Hoffnung ein gutes Abendessen in einem der romantischen Lokale zu genießen. Leider wurde nichts daraus, denn vor 20 Uhr geht man in Italien nicht zum Essen und da uns schon gewaltig der Magen knurrte blieb als letzte Rettung wieder mal die Malibu Küche. 
Unterwegs kauften wir noch im „Super mercado“ Wasser und „Bonduelle Mistasalat“ und es wurde ein schöner Abend mit italienischem Essen hoch über der Bucht von Sorrent. Der Ausblick auf das Meer, Neapel und Vesuv bei südlichen Temperaturen wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Sonntag 21. April. Heute haben wir einen Besuch auf den Vesuv geplant. Über die Küstenstraße geht es zurück, ein Stück Autobahn und an der Ausfahrt Greco, die zurzeit umgebaut wird, haben wir uns das erstemal verfranst und die Stadt mit ihren engen Gassen einige Male durchquert, bis wir die Panoramastraße zum Vesuvio gefunden haben. Es gab immer wieder schöne Ausblicke auf die Bucht von Neapel und in über 1000 Meter Höhe erreichten wir den Parkplatz. Jedoch war der Sessellift, der uns zum Krater bringen sollte kaputt und weitere 400 Meter Höhenunterschied zu Fuß war uns zuviel. So musste der Parkplatz-Maffioso auf 2,50 Euro Parkplatzgebühr verzichten und ab ging die Post Richtung Roma. In einer Raststätte haben wir Mittag gemacht und gegen 16 Uhr sind wir während eines starken Gewittergusses auf den „Grande Raccordo Anulare“ (Roms Autobahnring) eingebogen und bei der Ausfahrt Nr. 3 zum Campingplatz „Seven Hills“ gekommen. In der Rezeption spricht man deutsch und morgen wird die ewige Stadt besichtigt.

Montag 22. April. Heute erobern wir Rom. Das Wetter ist schön und der Shuttle-Bus bringt uns vom Campingplatz zur Via Flamini. 
Mitten im Verkehrsgewühl strömen die Fahrgäste in alle Richtungen auseinander. Wir orientieren uns an den braunen Hinweistafeln zur City. Leider fanden wir keinen Laden oder Touristbüro, wo wir einen Stadtplan kaufen könnten. Aber an der großen Piazza mit dem Neptunbrunnen gab es ein hübsches Lokal von wo aus wir einen Überblick über den ganzen Platz hatten. Bei zwei Cappuchini beschlossen wir, als erstes zur spanischen Treppe zu gehen. 
Durch enge Gassen folgten wir einfach dem Touristenstrom und fanden auch bald die berühmte Kirche mit ihrer breiten Treppe. Azaleen in pink und weiß waren in großen Blumentöpfen in der Mitte der Treppe hinauf arrangiert und es sah fantastisch aus. Als nächstes war die Fontane Trevi an der Reihe. Auch hier, wo früher einmal die Filmschauspielerin Anita Eckberg gebadet hatte, waren viele Menschen und Polizei. Lothar machte einen Schwenk mit der Kamera, dann suchten wir eine „Bar“ auf um unseren Hunger zu stillen. Wir haben uns zwei Sandwichs mit Tonno Rucola und Pomodore und Cola gekauft. Es hat prima geschmeckt  und im Nu füllte sich die kleine Essecke mit Bauarbeiter, die in der Nähe Renovierungsarbeiten durchführten.  Eine gemütliche Atmosphäre unter den Einheimischen. Vorbei an historischen Ausgrabungen des alten Rom steuerten wir nun das Collosseum an. Es war unwahrscheinlich schwül und als wir unter die hohen Arkaden traten, ging ein heftiger Gewitterguss nieder. 
Nachdem wir auf unserer Reise schon viele Ruinen besichtigt hatten und außerdem der ganze Innenraum mit Gerüsten verstellt war, sparten wir die 8 Euro Eintritt (hier hätten wir bezahlen müssen) und besahen uns das berühmte Amphitheater von außen. Als Touristen Attraktion waren etliche römische Gladiatoren ein beliebtes Fotomotiv. Am Tiber entlang unter Schatten spendenden Bäumen (der Regen war lange verdampft) kamen wir endlich auf den großen Platz vor dem Petersdom. Ehe wir näher treten durften, wurden wir (wie alle anderen auch) mit Lasergeräten auf Waffen durchsucht. Auch der Rucksack musste geöffnet werden. Nach dieser Prozedur kamen wir an der Schweizer Garde vorbei zum großen Portal. Es war überwältigend, der Prunk, der Marmorfußboden, die vielen Altäre, die riesengroßen Skulpturen der Heiligen und Päpste, die berühmte Pieta von Michelangelo und die berühmte Krypta mit den Sarkophagen der verstorbenen Päpste. Um alles zu sehen und zu verstehen, könnte man noch viele Stunden hier verbringen. Jedoch hatten wir noch einen weiten Weg an der Engelsburg vorbei zum Bushaltepunkt. Als der Bus mit 20 Minuten Verspätung kam, mussten wir ganz schnell einsteigen, da er mitten im Feierabendverkehr auf der Schnellstraße anhielt und sofort ein ohrenbetäubendes Hupkonzert begann. 
Gegen 19.30 Uhr gab es dann in dem rustikalen Campingplatz Restaurant zuerst eine Schinken- Kostprobe, zwei riesengroße Pizzas, einen Liter Casa Vino (Hauswein), einen Liter Wasser, zwei Grappa und Espresso. Mit müden, schmerzenden Beinen und vollem Bauch haben wir dann diesen anstrengenden Tag beendet.

Dienstag 23. April. Frühstück, den Malibu klappersicher einräumen, dann an der Rezeption zahlen und los ging’s. Bereits an der Einfahrt zur Hauptstraße war ein Wahnsinnsverkehr und Lothar musste den laufenden Verkehr zum Halten bringen. Das geschieht durch zentimeterweises vorfahren in den laufenden Verkehr, bis jemand stehen bleibt und einen reinlässt. 
Vom Autobahnring Rom ging es zur Autobahn Florenz. Bei unserer Bekannten Uschi Dürrschmid, die in der Toskana ein Weingut betreibt, haben wir uns über Handy angemeldet und so hieß unser Ziel Montepulciano. Zwischen 14 und 14.30 Uhr sollten wir an ihrer Cantina sein. Da wir schon eher da waren sind wir erst zur Käserei Buco gefahren, die ca. 4 km in Richtung Pienza in einem Bauernhof liegt. Dort haben wir drei Pecorino Nero und einen Pecorino Rosso für 60 Euro gekauft. 
Uschi hatte viel zu tun, außerdem war ihr Lebensgefährte Alfio krank aber sie hat sich trotzdem die Zeit genommen uns die moderne, erweiterte Kellerei zu zeigen. Dann wurden wir mit dem neuen Landrover zu ihrem zauberhaften Weingut „il Conventino“ chauffiert. 
Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus wie sie das seit unserem letzten Besuch ausgestattet hat. Ganz neu ist eine schöne Terrasse mit einem Swimmingpool und kleiner Bar, auch die Kellerräume wurden vergrößert und rund um das Haus lauschige Ecken und Sitzplätze für ihre Gäste geschaffen. Ihre beiden Appartements sind bis Ende November ausgebucht. 
Zurück zur „Cantina“ haben wir 36 Flaschen Wein, 2 Flaschen Grappa und fünf Liter Olivenöl für 300 Euro gekauft. Als Geschenk bekamen wir vier Flaschen verschiedenen Wein und eine Flasche Prossecco „Duca“ aus ihrer neuen Produktion. Alles im Malibu verstaut, fürchtete Lothar die nächste Nacht im Freien verbringen zu müssen. 
Nach über zwei Stunden ging es weiter auf die Autobahn nach Florenz. Es waren viele Brummis unterwegs und wir waren froh, als wir den Campingplatz „Piccolo Paradiso“, ca. 25 km vor Bologna erreichten. Er war zwar nahe der Autobahn aber mitten im Wald. Lothar hat sich schon mal schlafen gelegt, denn morgen geht die Reise weiter über Bologna, Modena nach Südtirol.

Mittwoch 24. April. Lothar hat heute Geburtstag und ist 67 geworden! Der Campingladen öffnet erst um acht Uhr und so gibt es das restliche Schwarzbrot zum Frühstück. Wir waren um 8.30 Uhr schon auf dem Highway Bologna-Modena. Die 308 km bis Lana hatten wir in drei Stunden geschafft. Der Camping Arquin war gut besetzt und wir bekamen einen Platz am Eingang unter einem blühenden Apfelbaum. 
Nachdem der Pfefferlechner Ruhetag hatte, ging es zum Geburtstags-Dinner in das Restaurant Lido Lana. Es ist ein hübsches Restaurant und nur zehn Minuten vom Campingplatz entfernt. Kalbsleber a la Venezia, Salatplatte Provinziale, Pana Cotta, Tartuffo, einen halben Liter Wein, ein halber Liter Meraner Tafelwasser für angemessene 45 Euro. Reichlich, gut und teuro.

Die Eindrücke und Erlebnisse unsere Reise „Frühling in Sizilien“ werden uns immer in guter Erinnerung bleiben. Morgen am 25. April fahren wir die letzte Etappe nach Norden. 
Hoffentlich weint der Himmel in Bayern keine Freudentränen, wenn er uns wiedersieht.

Wir sind 820 km mit der Fähre gefahren und 3600 Kilometer mit dem Malibu. 
Er hat trotz Klimaanlage nur 9,3 l auf 100 km verbraucht.
Der NAVC-Auslandsschutz und die NAVC-Auslandskrankenversicherung waren natürlich mit an Bord. Wir haben sie zwar nicht benötigt, aber es ist überaus beruhigend, wenn man damit ausgerüstet ist.


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