Frühling auf Sizilien
vom 5. bis 25. April 2002.
Von Lothar und Gerda Göhler.
Wir wollen einmal die Insel Sizilien
im Frühling erleben. Im Sommer ist es dort zu heiß und im Herbst
ist die Landschaft durch die Sonne verbrannt.
Wir starteten also am Freitag 5.
April 2002 um 12 Uhr mit unserem Campingbus Malibu über München,
Zirlerberg, Innsbruck und weil’s so schön war, sind wir die alte Brennerstraße
ohne Pickerl und Maut bis Sterzing gefahren. Ab Sterzing ging’s dann auf
die Autobahn bis Auer.
An blühenden Apfelplantagen
vorbei waren wir um 16.30 Uhr nach 510 Kilometer im Campingplatz „Wasserfall“,
der erst kurz zuvor wieder geöffnet und um diese Jahreszeit noch viel
Platz hatte.
Unseren Abendspaziergang lenkten
wir zum „Tschurtscherkeller“, wo wir unter ehrwürdigen Gewölben
an einem der urigen Holztische zünftig Brotzeit machten und mit einem
Liter Südtiroler „Roten“ und einen halben Liter Meraner Wasser unseren
Flüssigkeitshaushalt auffrischten.
Als wir uns gegen 21 Uhr den
Heimweg suchten hatten wir einige Probleme mit der Richtung und es fing
auch noch an zu regnen. Zum Glück hatten wir den Rucksack-Regenschirm
dabei und meine Locken haben es heil überstanden. Nach einigen Umwegen,
die uns allerdings auch Auer von oben und bei Nacht bescherten, sind wir
glücklich im Hotel Malibu gelandet, sofort in unsere Schlafsäcke
gekrochen und haben uns bei himmlischer Ruhe von den Strapazen des ersten
Urlaubtages erholt.
Samstag 6. April. Nachdem
wir an der Rezeption 18 Euro einschließlich Warmduschen bezahlt haben,
setzen wir bei trockenem aber leicht diesigen Wetter unsere Reise fort.
Es ist 10 Uhr als wir Auer hinter uns lassen und unser nächstes Ziel,
den Hafen von Genua anpeilen. 419 Kilometer liegen vor uns. Es ist nur
wenig Verkehr in Richtung Süden und wir kommen flott voran. Den Gardasee
lassen wir rechts liegen und die nächsten markanten Punkte sind Brescia
und Cremona. Auf den Hinweistafeln erscheinen nun die Städte Torino
und Genova.
Die letzten 50 km vor Genua führte
die geteilte Autobahn durch eine kurvenreiche Berglandschaft mit malerischen
Schluchten und Ortschaften. An der Ausfahrt „Genova Ovest“ folgen wir den
Schildern „Porto“ und kommen um 15 Uhr im Hafengelände an. Es ist
mächtig viel Betrieb und wir müssen uns erst orientieren ob,
wo und wann wir eventuell Tickets für die Fähre nach Palermo
bekommen, denn wir hatten ja nicht gebucht. Um 17 Uhr öffnete die
„Biglietteria“ und die Menschenmassen drängelten sich nach vorn. Wir
hatten den vorderen Schalter im Visier und als die Jalousie hochgezogen
wurde kamen wir gleich dran.
Nachdem Lothar seinen selbsterstellten
Kostenvoranschlag aus dem Internet vorgelegt hatte, bekamen wir ein Personenwagen-Ticket
und hatten so schon einmal 70,00 € gespart.
Unsere „Bighletti“ für den
Malibu und eine Innenkabine kosteten 341,00 € und bescherten uns eine
20 stündige Seereise mit der bei der Meier-Werft in Papenburg gebauten,
210 m langen „MS Exzellent“ der Grimaldi Lines.
Ab 20 Uhr konnten wir in die Nähe
des Schiffes fahren und uns wurde plötzlich schwarz vor den Augen.
Hunderte von Carabiniere in schwarzen Uniformen, schwer bewaffnet, mit
ihren Einsatzfahrzeugen wurden ebenfalls mit eingeschifft. Unser roter
Malibu stand zwischen den schwarzen Jeeps im dritten Deck B II.
Unsere Utensilien, die wir an Bord
brauchten, haben wir mit Rucksack, Reise- und Handtasche über drei
Decks nach oben geschleppt. Dann ging es bequemer per Fahrstuhl zum Masterdeck
im 8. Stockwerk. Die Kabine 8218 war nun für 20 Stunden unser Obdach,
zwar klein aber fein mit Dusche und WC ausgestattet.
Nun ging’s auf Besichtigungstour.
Endlos lange Gänge und dazwischen Treppenaufgänge mit viel Chrom
und Spiegeln bis an die Decke. Elegante Salons, (in einem haben wir gleich
einen Campari geschlürft), ein Hallenbad das leider zu hatte, einige
Restaurants, die ebenfalls noch geschlossen waren, denn die Hauptsaison
hatte noch nicht begonnen und es waren wohl nicht alle der 887 Kabinen
bewohnt.
Pünktlich um 23 Uhr hieß
es „Leinen los“ und ein herrlicher Anblick der Stadt Genua mit den vielen
Lichtern an den Berghängen begleitete uns aus dem Hafen.
Wir haben in einem Bistro drei Flaschen
„Becks“ und zwei Sandwichs verkonsumiert und sind dann um Mitternacht ins
Bett gegangen. Nach einer äußerst ruhigen Nacht haben wir uns
im Restaurant das Frühstück schmecken lassen um danach auf dem
Oberdeck im Windschatten bei ruhiger und blauer See die angenehme Sonne
und Seeluft zu genießen.
Zum Mittagessen holten wir uns Nudeln
(leider nur lauwarm) und ein FläschenVino Rosso. Dieses konnten wir
nicht öffnen und der Ober, den wir um Hilfe baten, hat sich
in den Finger geschnitten. Für unseren Geschmack war die Organisation
etwas chaotisch im Bezug der Essenausgabe und auch beim ein- und ausschecken.
Das nächste Abenteuer erwartete
uns dann bei der Ankunft in Palermo. Im Schein der untergehenden Sonne
erreichten wir mit 20 Minuten Verspätung um 19.20 Uhr die Insel Sizilien.
Etwa zwei Stunden vorher sahen wir schon die Bergkulisse mit der Stadt
Palermo aus dem Dunst auftauchen. Nun warteten wir sehr lange auf dem Passagierdeck,
bis wir in die Garage durften. Die Lautsprecherdurchsagen auf Deutsch hörten
sich eher an wie Mandarin-Chinesisch.
Ein heilloses Durcheinander entwirrte
sich aus dem Schiffsrumpf und an der Einmündung auf die Hauptverkehrsstraße
gab es erst einmal Disput mit einem Polizisten mit folgendem Wortlaut:
Prego Autostrada?, dove? (wohin)?
, dopo Marzalla, (nach Marzalla), a destra (rechts) und schon waren wir
im chaotischsten Straßenverkehr, den wir jemals erlebt hatten.
Eine unwahrscheinlich laute Blechlawine
(alle hupten ununterbrochen) kämpfte sich durch die Straßen.
Als wir einmal verkehrt abgebogen waren mussten wir mit allem Mut unseren
Weg erzwingen um wieder im Verkehrsfluss mitschwimmen zu können. Gegen
22 Uhr kamen wir dann auf der A 29 Richtung Trapani zur Ausfahrt „Isola
Femine“ und fanden nach anstrengenden Suchen den Campingplatz „la Playa“.
Die freundliche, deutsch sprechende Platzverwalterin gab uns nützliche
Tipps für die morgige Stadtbesichtigung und ihre Bewohner, von denen
einige gerne einmal den Touristen in die Tasche greifen, besonders in der
Buslinie 101 (Rucksack nach vorne), einen Stadtplan mit eingezeichneten
Sehenswürdigkeiten und Buslinien sowie zwei 24 Stundentickets für
die Palermo Buslinien. Perfetto!
So konnten wir erwartungsfroh in
den Montag starten.
Montag 8. April. Mit einem
Schokoladencroissant und einem Kaffee im Magen machen wir uns auf den Weg
zur Esso-Tankstelle um den Bus Nr. 628 zur Piazza Quattro Canti zu erreichen.
Wir mussten nochmals umsteigen und
dann waren wir in unmittelbarer Nähe aller sehenswerten Bauwerke.
Leider war in Palermo gerade ein wissenschaftlicher Kongress (daher auch
die vielen Carabiniere) und so war unter anderem auch der ganze Komplex
um die berühmte Cappella Palatina „chiuso“.
Die Quecksilbersäule war in
der Mittagszeit auf 27 Grad geklettert und die Abgasluft, der Lärm
und die Menschenmassen war nicht gerade das wahre Vergnügen. Eine
Demonstration war auch in Anmarsch und Arbeiter versiegelten die Kanaldeckel.
So setzten wir uns erst einmal in einem Palmen-Park und hörten einer
Militärkapelle zu, die in einem abgesperrten Palazzo den Gefangenenchor
aus Nabucco spielte.
Im Dom, der von außen schöner
war als von innen hielten wir uns auch nicht lange auf, er hat im Seitenschiff
mehrere Sarkophage aus Porphyr in denen u.a. auch Heinrich der VI. und
Friedrich der II. liegen. Nun waren wir wieder am Quattro Canti und gelangten
zum riesigen Brunnen „Fontana Pretoria“, der leider mit einem Holzgerüst
umgeben war. Am Wahrzeichen von Palermo, der Kirche „San Giovanni degli
Eremiti“, deren fünf maurischen Kuppeln an Himbeereiskugeln erinnern,
setzen wir uns auf die Stufen und beobachten die hastenden Menschen und
die vielen Motorroller.
Auf dem Rückweg konnten wir
noch die Vorbereitungen für eine Hochzeit sehen und die kostbare Ausstattung
der Kirche bewundern. Auf dem Weg zur Bushaltestelle Indipendenza gehen
wir noch durch einige Marktstraßen, die als Hauptrevier der Taschendiebe
gelten und kaufen uns ein paar Sandwichs und Büchsentee. Nun haben
wir noch einen Ausflug nach Monreal vorgesehen, den wir mit dem Stadtbus
389 unternehmen. Die kleine Stadt liegt hoch über Palermo. Das Juwel
von Monreal ist der Dom mit seinen unvergleichlichen und kostbaren Goldmosaiken
und sein Besuch gilt als Highlight jeder Sizilienreise. Das Innere ist
auf über 3000 Quadratmeter mit Goldmosaiken bedeckt, die Bilder aus
dem neuen und alten Testament zeigen.
(Sollte man in den Vormittagsstunden
anschauen, weil da das Licht der Sonne darauf scheint.) In der Kuppel über
dem Altar ist ein Christusbild in überdimensionaler Größe.
Über eine Treppe gelangen wir zu einem Rundgang auf das Kirchendach.
Von dort gibt es Einblicke in das Geviert mit dem berühmten Kreuzgang
und Ausblicke weit über Palermo hinaus.
Nach einem Espresso in einer Bar
fahren wir wieder zurück und sind um 17 Uhr bei unserem Malibu. Zum
Abendessen gab es marinierte Heringe und Kartoffeln aus dem Handelshof
und dazu sizilianischen Rotwein.
Dienstag 9. April. Das Wetter
ist heiter und angenehm warm. Es ist später Vormittag, als wir die
Weiterfahrt antreten. An der Rezeption haben wir 18 € bezahlt und
suchten dann den Weg nach Trapani. Unsere erste archäologische Besichtigung
machen wir in Segesta. Der verhältnismäßig gut erhaltene
und vor fast 2500 Jahren (430 v. Chr.) !! erbaute dorische Tempel steht
malerisch in der schönen, hügelichen Landschaft, die jetzt im
Frühling mit gelben Margariten und gelb blühenden Fenchelstauden
geschmückt ist.
Ein herrlicher Anblick ist diese
wuchtige Säulenhalle. In etwa 1500 m Entfernung befindet sich auf
einem steilen Berghang ein im 3. Jahrhundert v. Chr. erbautes griechisches
Theater. Nachdem wir uns in der Trattoria ein paar Pizzastücke gekauft
hatten, fahren wir mit einem Shuttlebus, zusammen mit einer lautstarken
Schulklasse hinauf. Dieses Freilufttheater hat eine besonders schöne
Lage, denn die Hintergrundkulisse ist die Berglandschaft und das Meer.
Dann fahren wir weiter zur mittelalterlichen
Bergstadt Erice. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Auf dem uralten
Pflaster könnte Don Camillo vor der (jetzt leider verschlossenen)
Kirche stehen. Wir sind fast 750 m auf engen Serpentinen hochgefahren und
hier oben weht ein kühler Wind und Wolken umgeben uns. In der Nähe
der Piazza kommen wir zu einer Pasticceria, in die gerade eine Busladung
Mittelfranken eingefallen ist. Zum Glück blieb uns noch etwas von
dem edlen Mandel-Marzipan und Pistaziengebäck übrig, für
das Erice berühmt ist. Im Malibu war noch Kaffee in der Thermoskanne
und so hatten wir eine gemütliche Pause am Stadttor.
Die Abfahrt führte zunächst
durch Schleierwolken und dann bei herrlichem Sonnenschein und weiten Ausblicken,
vorbei an üppig blühenden Mimosen zu der Küstenstadt Trapani.
Durch die Küstenstadt Marzala erreichen wir auf der SS 115 den Ort
Mazara um dort den Campingplatz „Sporting Camping“ zu suchen. Erst haben
wir noch einen Supermarkt entdeckt, wo wir uns ausreichend mit Proviant
und Getränken eindeckten.
Dann durchquerten wir im Feierabendverkehr
das Zentrum in einem Verkehrschaos, vergleichbar mit Palermo oder Istanbul.
Jeder Zentimeter Straßenraum wurde von Auto- und Rollerfahrern ausgenutzt
und wir dachten nicht, dass wir heil aus diesem Getümmel herauskommen.
Gegen 17 Uhr erreichten wir nach
ca. 2,5 Kilometer den Campingplatz, wo ein kleiner, geschäftiger Sizilianer
schon am Eingang stand. Er begrüßte uns mit Handschlag und erklärte
uns im besten Italo-Deutsch, das er in Wiesbaden gearbeitet und eine Deutsche
geheiratet hatte. Nun ist er in seine Heimat zurückgekehrt und managt
diesen Platz, in dem wir allerdings die einzigen Gäste waren.
Abends waren wir zum Essen im Ristorante
„il Casala“. Frittierten Tintenfisch, Pommes und Salat haben wir uns ausgesucht
und als einzige Gäste in dem mehrere hundert Personen fassenden Lokal
umschwirrten uns vier Ober. Lothar war das alles sehr unbehaglich und des
Nörgelns war kein Ende.
Mittwoch 10. April. Wir fahren
weiter nach Selinunte um dort weitere Tempel zu besichtigen. Der Größte
davon und Mittelpunkt der Stadt war bei einem Erdbeben zerstört worden
aber man kann sich auch als archäologischer Laie gute Vorstellungen
über die damalige Größe machen. Diese Anlagen, die überwiegend
aus der Zeit 500 v. Chr. stammen sind meistens auf den Bergen am Meer gelegen,
ein Platz an der Sonne. Auch bei diesen Tempelanlagen kam uns ein Hinweis
im Wohnmobilführer zustatten, dass EU Bürger über 65 Jahren
keinen Eintritt bezahlen brauchen. So haben wir gegen Vorlage unserer Personalausweise
während der ganzen Reise eine Menge Euro gespart.
Nach einem ausgiebigen Picknick
mit Schinken und Mortadella ging die Fahrt weiter und wir biegen am Wegweiser
„Lido Fiori“ meerwärts ab. Dort laufen wir den menschenleeren, goldfarbenen
Sandstrand entlang und bewundern die in den Dünen herrlich blühenden
pinkfarbenen Sukkulenten.
Ähnlich den Gazmanien, die
es bei uns in den Gärtnereien gibt. Auch Bäume ohne Blätter,
aber mit großen, roten Blüten finden unsere Aufmerksamkeit.
Wir unterhalten uns mit einem Landstreicher aber das einzige Wort, das
wir verstehen ist: „Rosenheim“.
An der Stadt Sciacca vorbei führt
die Küstenstraße bis zur Ausfahrt Montallegro und von dort an
großen Orangenhainen, die reife Früchte trugen, zugleich blühten
und einen angenehmen Duft verströmten vorbei, zum Wohnmobilstellplatz
Torre Salsa. Die schmale Straße führt uns direkt auf die Bergeshöhe
mit dem schönen Bauernhof und wir konnten uns sogleich von der Anlage
hoch über dem Meer überzeugen. Die deutsche Verwalterin Annemarie
Harscher wies uns einen großen Stellplatz unter den Mattendächern
zu. Es waren noch etliche Wohnmobile aus Deutschland, Holland und Italien
da.
Donnerstag 11. April. Wir
haben uns mit allen Annehmlichkeiten vertraut gemacht. Das Ciabatta wurde
uns für 1,20 € an die Tür geliefert. Der Sanitärraum
ist geräumig und sauber. Es weht ein warmer Wind, wir spielen die
Kassette „der Südwind der weht und der Gaucho der steht auf der Sierra“
und das Meer tief unter uns trägt Schaumkronen.
Wir fahren mit dem Malibu in den
Ort Montallegro und kaufen im Supermercado „Conad" Wasser, Wein und Muffins.
Nachdem in der ganzen Ortschaft wahrscheinlich keiner ein Wort Deutsch
versteht, sagt die Verkäuferin in reinem Hochdeutsch zu uns: „die
Muffins liegen dort hinten in dem Regal“! In einem kleinen „Alimentarie“
versorgen wir uns mit Tomaten, Käse und Mortadella für das Mittagspicknick
am Strand von Torre Salsa.
Vom Bauernhof aus gelangen wir auf
einer abschüssigen Teerstraße nach 1500 m an den breiten Sandstrand.
Im Hintergrund die weißen Felsen von „capo bianco“, die uns an die
Kreidefelsen von Rügen erinnern. Es sind schon einige Wohnmobile da
und man sonnt sich an windgeschützter Stelle. Die Badetemperaturen
betragen etwa 16 Grad und außerdem könnte man bei dieser Brandung
kein Bad riskieren. Am Spätnachmittag kündigt sich ein Gewitter
an.
Wir brachten unseren Malibu wieder
unter das schützende Mattendach und hielten Siesta. Nun haben wir
Abendessen und Abwasch hinter uns, der Sturm hat sich gelegt und wir werden
unseren Leseabend bald beschließen um morgen wieder fit zu sein für
neue Erlebnisse.
Freitag 12. April. Es ist
morgens um 8 Uhr bereits 17 Grad warm. Unser Tisch im Freien und unser
Malibu hat eine gelbe Farbe angenommen, nachdem der gestrige Gewittersturm
Wüstensand aus Tunesien mitgebracht hatte. Am düsteren Himmel
steht die Sonne, anscheinend sind in der oberen Atmosphäre immer noch
Sandstürme.
Wir waren vormittags in Motallegro
zum Einkaufen und haben dann einen Spaziergang um den Sarazenenturm gemacht.
Schöne Blumenwiesen und uns zum Teil unbekannte Gewächse säumen
den Weg. Nachdem wieder etwas Regen aufkam, sind wir in den schützenden
Campingplatz eingelaufen. Zucchini mit aromatischen Sizilienzwiebeln, Kartoffeln
und Würstel waren bald zubereitet und der Nachmittag verging mit Lesen,
Schlafen, Teetrinken und Englischkurs wie im Flug. Nach dem Abendessen
haben wir die Reiseroute für morgen festgelegt.
Rund um uns ist Abendstille, nur
ab und zu bellt ein Hund und wünscht seinen vielen Artgenossen, die
teils zum Bauernhof, teils den Campern gehören „buona Notte“.
Samstag 13. April. Abreise
von Torre Salsa. Um 7.30 Uhr zum duschen gegangen. Danach gab es Mate Tee,
Ciabatta, Salami, Butter und Marmelade. Jetzt hieß es den Malibu
startklar machen, die
Kabeltrommel aufrollen, die Auffahrkeile
verpacken und alles klappersicher zu verstauen. Gegen 9.30 Uhr haben wir
„il conto“ (die Rechnung) in Höhe von 43 Euro für drei Nächte
bezahlt und sind dann auf der schmalen Straße zunächst wieder
nach Montallegro gefahren um Proviant zu fassen.
Dann trat Lothar aufs Gaspedal und
auf der SS 115 ging es Richtung Agrigento um in das „Valle dei Templi“
zu kommen. In der „Zona Archeologica“ befindet sich die größte
Ansammlung griechischer Tempel, teils noch gut erhalten, teils durch Erdbeben
zerstört. Ein wahres Eldorado für Archäologen wie wir es
sind!!
Auf einem großen Platz nahe
einer gewaltigen Säulenhalle protestierten junge Sizilianer gegen
die Maffia. Polizei war auch zur Stelle aber es blieb alles friedlich.
Auf dem Parkplatz machen wir dann noch unser Mittagspicknick, bevor es
weiter ging zum „Nabel Siziliens“.
Die Bergstadt Enna liegt auf einem
931 m hohen Felsplateau in exponierter Lage und ist als Provinz-Hauptstadt
und Bischofssitz eine Besichtigung wert. Schade, dass sich der leichte
Dunst noch nicht verzogen hatte und so bleibt uns die Fernsicht bis zum
Ätna verwehrt. Auf der Piazza sitzen wir im Schatten alter Bäume
und genießen ein Eis, bevor es wieder über die Serpentinen steil
bergab geht. Wir erreichen die Stadt Piazza Armerina und suchen nach den
Hinweisschildern „Villa Casala“ oder „Mosaici“ und nach wenigen Kilometer
entdecken wir unseren angepeilten Übernachtungsplatz hinter der urigen
Trattoria „La Ruota“, die noch gut besetzt war und in der die Gäste
an rosa gedeckten Tischen tafelten.
Hinter dieser Trattoria war ein
kleiner Stellplatz mit Stromanschluss, den wir mit einem französischen
VW Bus teilten. Nachdem wir nicht französisch und die Franzosen nicht
deutsch konnten, haben wir uns in Englisch und italienisch mit ihnen unterhalten.
Es war Nachmittag 15 Uhr und wir unternahmen noch einen Spaziergang von
800 m zur Villa „Romana casale“.
Eine einmalige Sehenswürdigkeit
aus dem vierten Jahrhundert. Ein reicher Römer hatte diesen Bau erstellen
lassen und kostbar ausgestattet. Erst im Jahr 1900 wurden die zerstörten
Mauern freigelegt und es kamen herrliche Mosaikfußböden zum
Vorschein. Farbenfroh und lebensnah sind Tiere, Jagdszenen usw. dargestellt.
Am bekanntesten sind die Bikinimädchen und auch sehr gut erhalten.
Interessant ist auch das Schlafgemach mit einer erotischen Szene und die
Toiletten. Nun kann man sich ein gutes Bild machen, wie diese vornehme
Familie in dem feudalen Haus gelebt hat.
Wir wälzen uns mit einigen
Busbesatzungen durch die Gänge und konnten bei einigen deutschen Führungen
einiges mitbekommen. In der Hoffnung, diesen erlebnisreichen Tag mit einem
rustikalen Abendessen beschließen zu können, trabten wir heimwärts.
Aber wie wir feststellen mussten war das Lokal Samstagabend geschlossen.
So haben wir nun im Restaurant Malibu unsere Miracoli selbst zubereitet
und die Enttäuschung mit sizilianischen Vino Rosso heruntergespült.
Was gibt es wohl morgen für Überraschungen?
Sonntag 14. April. Nachdem
wir 10 Euro für die Übernachtung berappt haben, sagen wir den
netten Nachbarn „Au revoir“ und fuhren zurück über Piazza Armerina
südwärts über Caltagirone, einer Bergstadt die wir nur vom
Auto aus begutachteten um dann über Chiaramonte und Comiso nach Ragusa
zu kommen.
Zum Glück fand sich an der
Stadtgrenze ein Mc Donald, denn „mangiare“ und Toiletten waren dringend
nötig. Zweimal Big Mäc mit Pommes und Cola für 9 Euro waren
akzeptabel.
Danach zwängten wir den Malibu
durch die Altstadt von Ragusa. Unser Vorteil war, dass die Bewohner bereits
ihre Siesta hielten und die sehr schmalen Straßen menschenleer waren.
In manchen Gassen hatte der Malibu beiderseits nur mehr zwei Zentimeter
Platz zum atmen. Wir schafften es zum Domplatz zu kommen und die herrliche
Barockfassade auf unseren Film zu bringen. Alle Geschäfte und Tankstellen
waren „chiuso“. Trattorias oder Pizzerias haben wir auch nicht gesehen
und so gesehen ist Mc Donalds eine segensreiche Einrichtung.
Nach der historischen Stadtbesichtigung
führte uns eine gut ausgebaute Schnellstraße nach Marina di
Ragusa, ein typisches Strandbad am Mittelmeer mit einer breiten Strandpromenade
an deren Ende der Campingplatz „Baia del Sole“ liegt. Es ist gegen 15 Uhr
als wir eintreffen und von einer netten Angestellten empfangen und eingelassen
werden.
Wir stellen uns neben ein Womo aus
Kassel und sind, nachdem noch ein älteres sizilianisches Paar gekommen
ist, insgesamt sechs Personen auf diesem großen Platz. Die Sauberkeit
in den Sanitäranlagen lässt zwar zu wünschen übrig,
aber für einen Übernachtungsplatz können wir keine Putzkolonne
ordern. Nach einer Stunde Schlaf machen wir einen Bummel auf der Promenade
zum Ortskern des kleinen Städtchens. Wir staunen nicht schlecht über
die vielen Spaziergänger, die mit Winterklamotten bekleidet (die Männer
alle mit Schlips) den Sonntagnachmittag genießen. Von einem bequemen
Sitzplatz aus betrachten wir das hin- und her und amüsieren uns über
diesen Mode- Laufsteg.
Es ist merklich kühl trotz
21 Grad um 19 Uhr. Wir werden uns ins Campingplatz-Ristorante begeben und
uns mit Pizza stärken. Aber zuvor ist noch der Abwasch von unserer
letzten Malibu Kocherei fällig. Zum Glück sind die Spülbecken
in der Nähe, aber da es in Sizilien an den Spülbecken meist kein
heißes Wasser gibt, muss unser Wasserkocher dafür herhalten,
aber auch das ist für einen echten Camper kein Problem.
Um 19.30 Uhr betreten wir das Lokal
mit Platz für 100 Mann und wir sind um diese Zeit die einzigen Gäste.
Uno Litro rosso Casa Vino (roter Hauswein) und zwei Pizze Speziale, danach
„due Semifredo Limone“ und gekostet hat das ganze 24,5 Euro plus 1,5 Euro
als Trinkgeld für den Ober mit den zehn Kindern. Wir sind zufrieden
und er auch.
Montag 15. April. Nach dem
Frühstück verlassen wir Marina di Ragusa. Am Stadtrand finden
wir eine Tankstelle und bei „de Spar“ füllen wir unsere Proviant Vorräte
wieder auf. Nun befahren wir die Küstenstraße, ein herrlicher
Landstrich entlang des azurblauen, manchmal grün schimmernden Meeres.
Über Pozzalo und Pachino erreichen
wir den südlichsten Punkt Siziliens „Porto Palo“ am Capo Passero.
Am idyllischen Fischerhafen schauen wir den Fischern zu, wie sie ihre Netze
flicken und von Tang säubern. Die Händler und Gastwirte holen
sich hier den frischen Fisch mit ihren Kühlautos. Direkt am Hafen
ist ein hübsches Lokal, das leider geschlossen ist. Wir fahren also
durch die enge Straße des Zentrums und kommen an den malerischen
Punkt, den wir gesucht hatten. Ein Parkplatz, ein gepflegtes Restaurant
und eine kleine Piazza über den Klippen.
Wir hatten die richtige Wahl getroffen
um zu einem sizilianischen Mittagsmahl zu kommen. Vom Buffet waren ca.
20 verschiedene Antipaste zu probieren und anschließend gab es eine
landestypische Fischsuppe (Zuppa de Pesche) grandioso und garantiert
frisch gefangen, denn wir haben beobachtet wie gerade angeliefert wurde
und eine halbe Stunde später hatten wir sie auf dem Teller. Rotbarben,
Scampi und Tintenfisch in würziger Brühe mit Kapern, Knoblauch,
Rosmarien, Kirschtomaten und Petersilie zubereitet. Fehlte nur der Vino
Bianco. Aber aus Rücksicht auf den Fahrer begnügte ich mich ebenfalls
mit Mineralwasser.
Am frühen Nachmittag erreichten
wir dann Siracusa, eine Großstadt in toller Lage direkt am Meer mit
vielen Sehenswürdigkeiten. Die Altstadt Oritiga mit engen Gassen,
der großen Piazza mit dem Dom, der auf den Überresten eines
Apollo-Tempels (579 v. Cr.) errichtet wurde haben wir auf Schusters Rappen
besucht, während der Malibu auf einem bewachten Parkplatz am Hafen
wartete.
Dann sind wir noch etwas außerhalb
zu den Kultur-Historischen Stätten gefahren. Die bekannteste ist das
Ohr des Dionysos, eine mächtige Felsenhöhle, deren Eingang die
Form eines Ohres hat und über eine phantastische Akustik verfügt.
Jede Busbesatzung probierte diese natürlich aus und es war ein Höllenlärm,
wo vor über 2000 Jahren die Sklaven die Kalksteine zersägten
und bearbeiteten.
Nach diesen Kunst- und Kulturgenüssen
war unser nächstes Ziel das Camping-Areal „Brucoli“ an der Landzunge
bei Augusta. Wir haben nun einen tollen Stellplatz oberhalb der Klippen
an der sich die Wogen des Mittelmeeres brechen. Im rot-goldenen Sonnenuntergang
sehen wir im Dunst den Gipfel des Ätna aufsteigen, ein schöner
Abschluss dieses Tages und morgen werden wir weitere Entdeckungen machen.
Dienstag 16. April. Wir wollen
heute zum Ätna und sind schon etwas früher als gewöhnlich
aufgestanden. Die Warmduschen sind eine Wohltat, nachdem es in Marina di
Ragusa nur kaltes Wasser gab. Zum Frühstück hatten wir etwas
festes Supermarkt-Brot, aber mit Butter und Marmelade ging es schon. Als
wir fast reisefertig waren, brachte uns die Platzverwalterin frisches,
noch ofenwarmes Ciabatta zu unserem Stellplatz und wir mussten es in unsere
Vorratsbüchse tun.
An der Rezeption bezahlten wir 14
Euro (auf italienisch E-uro) und bekamen neben Prospekten auch einen schönen
Aufkleber ausgehändigt. Der Patrone öffnete eigenhändig
das Tor und über die Küstenstraße ging es zur Autobahn
nach Catania.
Bei Nicolosi biegen wir ab und der
rauchende Ätna rückt immer näher ins Blickfeld. Wir sind
zwar erst 64 Kilometer gefahren aber wir entscheiden uns für den Campingplatz
„Etna“ oberhalb von Nicolosi für den Ausgangspunkt unserer morgigen
Tour auf den Vulkan. In der Malibu Küche wurden Nudeln mit Basilikum
Pesto und getrockneten Tomaten zubereitet und nach der Ruhestunde am Nachmittag
noch ein Spaziergang mit den dicken Fleece-Jacken gemacht, denn auf 800
m Höhe war die Luft doch noch etwas kühl. Hoffentlich ist morgen
schönes Wetter für die Bergtour und die Lavamassen bleiben im
Krater. Nun geht es auf 22.30 Uhr und es Schluss für heute.
Mittwoch 17. April. Das Wetter
ist sonnig aber kühl und wir sind gegen 10 Uhr bereits unterwegs zum
Ätna. Bis zur Talstation der Seilbahn, die beim letzten Ausbruch im
Herbst 2001 total zerstört wurde, fahren wir mit dem Malibu. Dort
parken wir und rüsten um auf Bergschuhe und dicke Anroraks. Dann gehen
wir Tickets kaufen um mit einem Mercedes Unimog auf 2700 m Höhe befördert
zu werden. Der Preis von 38 Euro pro Person schlägt ganz schön
zu Buche, aber anders kann man nicht in diese Höhe kommen.
Oben angekommen geht ein Bergführer
mit uns zu den Besonderheiten. Zum Teil gab das Lavagestein so eine Hitze
ab, das es ohne weiteres Papier entzündete, wenn man es an die Steine
hielt. Den großen Gipfel, aus dem mächtig viel gelblicher Rauch
quoll konnte man nur aus angemessener Entfernung besichtigen, da die Gefahr
von Ausbrüchen bestand. Wir hatten einen weiten Blick nach Catania
und das Meer. Die Lavafelder haben über das ganze Ätnamassiv
große Ausmaße angenommen und man kann sich gut vorstellen,
wie sich das rotglühende Magma zu Tal wälzte.
Als wir wieder bei unserem Malibu
waren, haben wir in einem Tabacchi noch Briefmarken gekauft und machten
dann auf einem einsamen Wanderparkplatz erst Halt und dann Erbsensuppe
mit Wiener warm. Mit der Einsamkeit war es bald vorbei, denn ein Reisebus
aus Bielefeld gesellte sich dazu und die Insassen wurden mit Bockwurst
verpflegt.
Unsere Route führte nun rund
um die Abhänge des Ätna durch eine sehr schöne, aber einsame
Gebirgsgegend, vergleichbar mit Hochgebirgstouren in den Alpen. In den
wenigen, kleinen Orten waren alle Geschäfte geschlossen und Lothar
befürchtete schon einen schlimmen Hungertod, weil kein Brot mehr im
Hause war. Wir fuhren fast 200 km in Richtung Ostküste, fast nur in
Serpentinen und keine 100 Meter gerade aus. Doch als wir am Strand von
Oliveri den Campingplatz Marinella gefunden hatten war alles wieder ok.
Der noch schwach besuchte Platz hatte einen Mini Markt, der unsere Wünsche
voll erfüllte. Wir haben beide etwas Schädelbrummen von den vielen
Kurven aber nach dem Abendessen sah die Welt schon wieder besser aus. Lothar
hat schon die Karte studiert um den besten Weg nach Messina auszusuchen,
denn morgen heißt es: „arrivederci Sizilien“.
Donnerstag 18. April. Unser
Übernachtungsplatz in Oliveri hatte sich als gute Wahl erwiesen. Vor
unserer Abfahrt haben wir in den großzügigen Sanitärgebäuden
eine lauwarm-erfrischende Dusche genommen und der Mini-Markt hatte ausgezeichnete
frische Panini.
Nachdem wir unseren Obolus entrichtet
hatten, fuhren wir ins Centrum, kauften eine Ansichtskarte, die dann zusammen
mit vier anderen in einen nicht recht vertrauend erweckenden Briefkasten
wanderte. In einem Gemüseladen erstanden wir Fenchelknollen und Blumenkohl.
Dann war es Zeit für die Autobahn nach Messina, das wir nach 40 Minuten
Fahrzeit erreichten.
In der Gegend des Hafengeländes
waren wir bald, aber wo fahren die Traghettos nach San Giovanni? Es war
reger Verkehr und wir glaubten ein Hinweisschild übersehen zu haben.
Wir wollten umdrehen, aber als wir die erste Möglichkeit zum linksabbiegen
hatten, sahen wir das Schild „Imbarcadero“ (Einschiffungsplatz). Wir stellten
uns hinter drei italienische Womos und ich entdeckte die Biglietteria,
wo mir ein freundlicher Sizilianer ein Ticket für 18 Euro verkaufte.
Mit der Fähre um 12.15 Uhr
setzten wir dann auf das Festland über, das von Messina in Sichtweite
vor uns lag. Immer wieder bestaunten wir das Meer, das sehr intensiv in
verschiedenen Farbnuancen von blau bis grün spiegelte. In Kalabrien
angekommen nahmen wir die Autobahn bis Scilla, bogen auf die schmale Küstenstraße
ab und hatten bald die malerische kleine Stadt vor uns.
Ein Castello hoch auf dem Fels,
daneben kuschelten sich die Häuser samt Kirche. Darunter die Bucht
mit Kiesstrand an den mächtige Brecher aufklatschten. An der Strandpromenade,
die fast menschenleer war stellten wir uns hinter ein deutsches Womo und
machten unser Mittagspicknick. Danach fuhren wir zurück zur Autobahn,
um möglichst schnell nach Pizzo zu kommen.
Es war bereits 16 Uhr und der im
Campingführer aufgeführte Platz hatte noch Winterpause.
So begann ein nervenaufreibendes
Suchen und wir mussten wieder Richtung Süden fahren um am Cap Vaticano
den ganzjährlich geöffneten Platz „la verde“ anzusteuern. Es
war eine abenteuerliche Abfahrt auf einem steilen, engen Betonsträßchen
von der Küstenstraße zum Campingplatz.
Die Verwalterin, die uns auf Italienisch
einiges erzählte und ihren frisch angesäten Rasen verteidigte,
wies uns in die hintere Ecke, die allerdings von einem alten VW Bus aus
dem Tessin verstellt war. Es fehlte nicht viel und ein Schweizer Campingstuhl
wäre unser Opfer geworden.
Nun haben wir auch unsere Ecke und
es ist ganz gemütlich. Zum Abendessen gab es Blumenkohl mit Kartoffel.
Die Semmelbrösel für die braune Butter hat Lothar aus zwei steinharten
Weißbrotscheiben zwischen Papier und Folie mit einem Hammer zerklopft
und ich habe sie dann noch mit dem Salatseiher gesiebt. So ist das Camperleben
und geschmeckt hat es prima. Bald wird uns die gewaltige Brandung in den
Schlaf begleiten und dazu passen Träume mit Sturm und Gewitter. In
unserer Malibu-Festung würde uns das aber gar nichts ausmachen.
Freitag 19. April. Heute waren
wir Frühaufsteher. Lothar war an der Rezeption zum Bezahlen und um
8.30 Uhr kletterte der Malibu die steile Betonstrasse wieder hoch. In San
Nicolo haben wir unsere Vorräte ergänzt. Ein kleines Lädchen
an der Straße, davor ein freier Parkplatz und ein fröhlicher,
verschmitzte Kalabrese der uns erst einmal aufklärte, das 100 Gramm
nicht detsche gramma, sondern detschi gramme heißt. Er konnte ein
paar Wörter deutsch und freute sich, dass wir Mortadella, Salami (scharf
wie der Teufel), quattro Panini und Aqua Gazzole kauften. Wie wir später
feststellten war es Zitronenlimonade statt Mineralwasser. Frizzante meinte
er bläht den Bauch auf und macht „Ranzen“. Dann bat er um deutsche
Euro und wir bezahlten 5,10 Euro für alles. Mit Handschlag wurden
wir vor dem Laden verabschiedet. Es war eine glückliche Begegnung
von Mensch zu Mensch.
Nun lagen noch 420 km vor uns bis
zum Tagesziel Pompei. Unterwegs haben wir an einer modernen und sauberen
Raststätte gehalten, zweites Frühstück gemacht und Espresso
getrunken.
Dann wurden wir auf der fast leeren
Autobahn von zwei auf der Fahrbahn stehenden und gefährlich aussehenden
Karabiniere mit Maschinenpistolen im Anschlag herausgewinkt.
Es entspann sich folgender Dialog:
Carabiniere: „Deutsch?“, Lothar: „Si“, Carabiniere: „ok“ und schon waren
wir wieder entlassen.
Kurz vor Salerno fing es an zu regnen
und wir wollten an einer Raststätte Kaffee kochen und Muffins essen.
Der Aufenthalt wurde aber ein längerer, denn über uns entlud
sich ein massives Gewitter und seine Wassermassen wuschen den Wüstensand,
der unseren Malibu seit Torre Salsa bedeckte, gründlich ab.
Lothar, der mit dem Regenschirm
zum WC unterwegs war, musste anschließend Kleidung und Schuhe wechseln,
denn der Parkplatz hatte sich in einen See verwandelt. Nachdem es etwas
aufhellte, sind wir weiter gefahren und als wir die Bucht von Salerno erreichten,
wo 1943 die Amerikaner an Land gingen, schien wieder die Sonne. Die Autobahn
Richtung Neapel machte einen großen Bogen um die an den Bergen gebaute
Stadt. Wir hatten einen schönen Ausblick von der höher gelegenen
Autobahn auf Salerno und das Meer.
Einige Ausfahrten später kam
Pompei und wir sahen die Beschilderung „Camping Zeus“ der wir problemlos
folgten. Der Platz liegt unmittelbar am Eingang der berühmten Stadt
Pompei. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, machten wir noch die große
Besichtigung, die heute „frei“ war ( wir hätten als Rentner sowieso
nichts bezahlt) und staunten nicht schlecht über die Ausmaße
der Stadt mit den gut erhaltenen Straßen und Gebäudeteilen.
Diesen Menschen muss es zur damaligen Zeit gut gegangen sein. Davon zeugen
die noch vorhandenen Malereien und Gegenstände, die von der Asche
des Vesuvs befreit zum Vorschein kamen. Man könnte viel Zeit verbringen
um alles gesehen zu haben aber wir begnügten uns mit zwei Stunden,
denn das Pflastertreten macht müde und archäologische Ausgrabungen
hatten wir in den letzten 15 Tagen mehr als genug gesehen.
Zurück zu unserem Malibu, der
unter zugleich blühenden und früchtetragenden Orangenbäumen
stand, entkorkten wir erst einmal einen Vino Rosso, dann wurde der Fenchel
gedünstet und mit Bratkartoffeln und Spiegelei hatten wir ein prima
Abendessen.
Um 21.45 Uhr beschlossen wir bei
15 Grad Wärme diesen schönen Tag.
Samstag 20. April. Heute fahren
wir die Küstenstraße bis Sorrent. Im Vorort Meta entdecken wir
eine Tourist-Info. Die hübsche, deutsch sprechende Italienerin gab
uns einen Plan, wie wir am besten zum Campingplatz „Nube d`Argento“ und
zum Hafen kommen, den Abfahrtsplan der Fähren nach Capri und die Tarife.
Sorrent ist eine schöne Stadt
mit vielen Geschäften und engen Gassen. Der Verkehr ist enorm und
die vielen Hinweisschilder verwirrend. Wie schon in Sizilien gibt es an
jeder Ecke Unmengen davon, die nicht nur auf Orte, sondern auch auf Schulen,
Gemüseläden oder Kirchen hinweisen. Wollte man alle lesen, müsste
man stehen bleiben.
Trotz allem kamen wir vor 12 Uhr
an und hätten beinahe die Einfahrt verpasst, die in einem 180 Grad
spitzen Winkel steil bergab führte. Der Platz liegt terrassenförmig
an einem Felshang und der Ausblick auf die Bucht ist ne Wucht. Wir haben
uns den besten Platz am Abhang ausgesucht und ein schnelles Mittagessen
gemacht, denn wir wollten um 13.30 Uhr am Hafen „Marina Pikkolo“ sein um
mit einem Speed-Boot nach Capri zu fahren. Der Weg zog sich hin und wir
machten große Schritte.
Das Schiff wollte gerade ablegen
aber der Matrose schob die Gangway noch mal rüber und nahm uns noch
mit. In 20 Minuten waren wir auf der Insel. Schönes Wetter, viele
Schiffe und Touristen. Wir fanden gleich die Bigletteria zur Grotta Azzurro.
Sechs Euro pro Nase kostete die Fahrt mit dem kleinen Motorboot. Mit 20
Passagieren flitzte der Capitano an der Steilküste entlang und wir
waren mächtig gespannt, wie es weitergeht. Vor einem Loch in der Felswand,
das ca. einen Meter breit und hoch war, lagen etwa 8 Ruderboote, die nun
mit 3-4 Personen besetzt wurden.
Der Gondoliere fuhr dicht an die
Boote und wir mussten umsteigen und uns in einem schaukelnden Ruderboot
auf den Boden setzen. Erst wurde nochmals „Eintritt“ kassiert und der Rudersmann
erwartete ein Trinkgeld. Dann waren wir an der Reihe und auf dem Rücken
liegend wurden wir an einer Kette in die berühmte Blaue Grotte geschleust.
In einem märchenhaften, aquamarinblauen Licht leuchtete das Wasser,
das sich an der Felsdecke wiederspiegelte. Alles Natur, alles von der Sonne,
sagte unser Bootsmann und dann sang er voller Inbrunst eine bekannte italienische
Opernarie, einfach grandios. Nach der Grottenrundfahrt zwängte sich
ein Boot nach dem anderen wieder hinaus und wir wurden in das Motorboot
gehievt.
Nun wollten wir noch die Stadt besichtigen.
Vom Hafen fährt eine Standseilbahn, die in kurzer Zeit die Oberstadt
mit den teuren Geschäften und Luxus-Hotels erreicht. Mit vielen anderen
haben wir die Flaniermeile durchstreift und leckeres Gelati aus frisch
gebackenen Waffeltüten geschleckt.
Gegen 16 Uhr bestiegen wir wieder
das Speedboot, das uns nach Sorrent zurückbrachte. Nun haben wir Straßen,
Plätze und Gassen vermessen (auch bei einer Hochzeit zugeschaut) in
der Hoffnung ein gutes Abendessen in einem der romantischen Lokale zu genießen.
Leider wurde nichts daraus, denn vor 20 Uhr geht man in Italien nicht zum
Essen und da uns schon gewaltig der Magen knurrte blieb als letzte Rettung
wieder mal die Malibu Küche.
Unterwegs kauften wir noch im „Super
mercado“ Wasser und „Bonduelle Mistasalat“ und es wurde ein schöner
Abend mit italienischem Essen hoch über der Bucht von Sorrent. Der
Ausblick auf das Meer, Neapel und Vesuv bei südlichen Temperaturen
wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Sonntag 21. April. Heute haben
wir einen Besuch auf den Vesuv geplant. Über die Küstenstraße
geht es zurück, ein Stück Autobahn und an der Ausfahrt Greco,
die zurzeit umgebaut wird, haben wir uns das erstemal verfranst und die
Stadt mit ihren engen Gassen einige Male durchquert, bis wir die Panoramastraße
zum Vesuvio gefunden haben. Es gab immer wieder schöne Ausblicke auf
die Bucht von Neapel und in über 1000 Meter Höhe erreichten wir
den Parkplatz. Jedoch war der Sessellift, der uns zum Krater bringen sollte
kaputt und weitere 400 Meter Höhenunterschied zu Fuß war uns
zuviel. So musste der Parkplatz-Maffioso auf 2,50 Euro Parkplatzgebühr
verzichten und ab ging die Post Richtung Roma. In einer Raststätte
haben wir Mittag gemacht und gegen 16 Uhr sind wir während eines starken
Gewittergusses auf den „Grande Raccordo Anulare“ (Roms Autobahnring) eingebogen
und bei der Ausfahrt Nr. 3 zum Campingplatz „Seven Hills“ gekommen. In
der Rezeption spricht man deutsch und morgen wird die ewige Stadt besichtigt.
Montag 22. April. Heute erobern
wir Rom. Das Wetter ist schön und der Shuttle-Bus bringt uns vom Campingplatz
zur Via Flamini.
Mitten im Verkehrsgewühl strömen
die Fahrgäste in alle Richtungen auseinander. Wir orientieren uns
an den braunen Hinweistafeln zur City. Leider fanden wir keinen Laden oder
Touristbüro, wo wir einen Stadtplan kaufen könnten. Aber an der
großen Piazza mit dem Neptunbrunnen gab es ein hübsches Lokal
von wo aus wir einen Überblick über den ganzen Platz hatten.
Bei zwei Cappuchini beschlossen wir, als erstes zur spanischen Treppe zu
gehen.
Durch enge Gassen folgten wir einfach
dem Touristenstrom und fanden auch bald die berühmte Kirche mit ihrer
breiten Treppe. Azaleen in pink und weiß waren in großen Blumentöpfen
in der Mitte der Treppe hinauf arrangiert und es sah fantastisch aus. Als
nächstes war die Fontane Trevi an der Reihe. Auch hier, wo früher
einmal die Filmschauspielerin Anita Eckberg gebadet hatte, waren viele
Menschen und Polizei. Lothar machte einen Schwenk mit der Kamera, dann
suchten wir eine „Bar“ auf um unseren Hunger zu stillen. Wir haben uns
zwei Sandwichs mit Tonno Rucola und Pomodore und Cola gekauft. Es hat prima
geschmeckt und im Nu füllte sich die kleine Essecke mit Bauarbeiter,
die in der Nähe Renovierungsarbeiten durchführten. Eine
gemütliche Atmosphäre unter den Einheimischen. Vorbei an historischen
Ausgrabungen des alten Rom steuerten wir nun das Collosseum an. Es war
unwahrscheinlich schwül und als wir unter die hohen Arkaden traten,
ging ein heftiger Gewitterguss nieder.
Nachdem wir auf unserer Reise schon
viele Ruinen besichtigt hatten und außerdem der ganze Innenraum mit
Gerüsten verstellt war, sparten wir die 8 Euro Eintritt (hier hätten
wir bezahlen müssen) und besahen uns das berühmte Amphitheater
von außen. Als Touristen Attraktion waren etliche römische Gladiatoren
ein beliebtes Fotomotiv. Am Tiber entlang unter Schatten spendenden Bäumen
(der Regen war lange verdampft) kamen wir endlich auf den großen
Platz vor dem Petersdom. Ehe wir näher treten durften, wurden wir
(wie alle anderen auch) mit Lasergeräten auf Waffen durchsucht. Auch
der Rucksack musste geöffnet werden. Nach dieser Prozedur kamen wir
an der Schweizer Garde vorbei zum großen Portal. Es war überwältigend,
der Prunk, der Marmorfußboden, die vielen Altäre, die riesengroßen
Skulpturen der Heiligen und Päpste, die berühmte Pieta von Michelangelo
und die berühmte Krypta mit den Sarkophagen der verstorbenen Päpste.
Um alles zu sehen und zu verstehen, könnte man noch viele Stunden
hier verbringen. Jedoch hatten wir noch einen weiten Weg an der Engelsburg
vorbei zum Bushaltepunkt. Als der Bus mit 20 Minuten Verspätung kam,
mussten wir ganz schnell einsteigen, da er mitten im Feierabendverkehr
auf der Schnellstraße anhielt und sofort ein ohrenbetäubendes
Hupkonzert begann.
Gegen 19.30 Uhr gab es dann in dem
rustikalen Campingplatz Restaurant zuerst eine Schinken- Kostprobe, zwei
riesengroße Pizzas, einen Liter Casa Vino (Hauswein), einen Liter
Wasser, zwei Grappa und Espresso. Mit müden, schmerzenden Beinen und
vollem Bauch haben wir dann diesen anstrengenden Tag beendet.
Dienstag 23. April. Frühstück,
den Malibu klappersicher einräumen, dann an der Rezeption zahlen und
los ging’s. Bereits an der Einfahrt zur Hauptstraße war ein Wahnsinnsverkehr
und Lothar musste den laufenden Verkehr zum Halten bringen. Das geschieht
durch zentimeterweises vorfahren in den laufenden Verkehr, bis jemand stehen
bleibt und einen reinlässt.
Vom Autobahnring Rom ging es zur
Autobahn Florenz. Bei unserer Bekannten Uschi Dürrschmid, die in der
Toskana ein Weingut betreibt, haben wir uns über Handy angemeldet
und so hieß unser Ziel Montepulciano. Zwischen 14 und 14.30 Uhr sollten
wir an ihrer Cantina sein. Da wir schon eher da waren sind wir erst zur
Käserei Buco gefahren, die ca. 4 km in Richtung Pienza in einem Bauernhof
liegt. Dort haben wir drei Pecorino Nero und einen Pecorino Rosso für
60 Euro gekauft.
Uschi hatte viel zu tun, außerdem
war ihr Lebensgefährte Alfio krank aber sie hat sich trotzdem die
Zeit genommen uns die moderne, erweiterte Kellerei zu zeigen. Dann wurden
wir mit dem neuen Landrover zu ihrem zauberhaften Weingut „il Conventino“
chauffiert.
Wir kamen aus dem Staunen nicht
heraus wie sie das seit unserem letzten Besuch ausgestattet hat. Ganz neu
ist eine schöne Terrasse mit einem Swimmingpool und kleiner Bar, auch
die Kellerräume wurden vergrößert und rund um das Haus
lauschige Ecken und Sitzplätze für ihre Gäste geschaffen.
Ihre beiden Appartements sind bis Ende November ausgebucht.
Zurück zur „Cantina“ haben
wir 36 Flaschen Wein, 2 Flaschen Grappa und fünf Liter Olivenöl
für 300 Euro gekauft. Als Geschenk bekamen wir vier Flaschen verschiedenen
Wein und eine Flasche Prossecco „Duca“ aus ihrer neuen Produktion. Alles
im Malibu verstaut, fürchtete Lothar die nächste Nacht im Freien
verbringen zu müssen.
Nach über zwei Stunden ging
es weiter auf die Autobahn nach Florenz. Es waren viele Brummis unterwegs
und wir waren froh, als wir den Campingplatz „Piccolo Paradiso“, ca. 25
km vor Bologna erreichten. Er war zwar nahe der Autobahn aber mitten im
Wald. Lothar hat sich schon mal schlafen gelegt, denn morgen geht die Reise
weiter über Bologna, Modena nach Südtirol.
Mittwoch 24. April. Lothar
hat heute Geburtstag und ist 67 geworden! Der Campingladen öffnet
erst um acht Uhr und so gibt es das restliche Schwarzbrot zum Frühstück.
Wir waren um 8.30 Uhr schon auf dem Highway Bologna-Modena. Die 308 km
bis Lana hatten wir in drei Stunden geschafft. Der Camping Arquin war gut
besetzt und wir bekamen einen Platz am Eingang unter einem blühenden
Apfelbaum.
Nachdem der Pfefferlechner Ruhetag
hatte, ging es zum Geburtstags-Dinner in das Restaurant Lido Lana. Es ist
ein hübsches Restaurant und nur zehn Minuten vom Campingplatz entfernt.
Kalbsleber a la Venezia, Salatplatte Provinziale, Pana Cotta, Tartuffo,
einen halben Liter Wein, ein halber Liter Meraner Tafelwasser für
angemessene 45 Euro. Reichlich, gut und teuro.
Die Eindrücke und Erlebnisse
unsere Reise „Frühling in Sizilien“ werden uns immer in guter Erinnerung
bleiben. Morgen am 25. April fahren wir die letzte Etappe nach Norden.
Hoffentlich weint der Himmel in
Bayern keine Freudentränen, wenn er uns wiedersieht.
Wir sind 820 km mit der Fähre
gefahren und 3600 Kilometer mit dem Malibu.
Er hat trotz Klimaanlage nur 9,3
l auf 100 km verbraucht.
Der NAVC-Auslandsschutz und die
NAVC-Auslandskrankenversicherung waren natürlich mit an Bord. Wir
haben sie zwar nicht benötigt, aber es ist überaus beruhigend,
wenn man damit ausgerüstet ist. |